Hannah Prasuhn

Journalistin, Berlin/München

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Glücksatlas 2022 veröffentlicht: Berliner sind nicht mehr am unglücklichsten

Die Lebenszufriedenheit der Deutschen ist Umfragen zufolge in den vergangenen Monaten wieder gestiegen. Nach dem Ende der meisten Corona-Maßnahmen im Frühjahr habe sich das Glücksniveau in Deutschland wieder leicht erholt, heißt es in dem am Dienstag in Berlin vorgestellten „Glücksatlas 2022".

Auf dem Weg zum Vor-Corona-Niveau sei das Land aber auf halbem Weg stecken geblieben, sagte der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler und Leiter des „Glücksatlas", Bernd Raffelhüschen. Als Gründe nannte er den Ukraine-Krieg und die Inflation.

Verdopplung der unglücklichen Menschen während Corona

Der Anteil der unzufriedenen Menschen in Deutschland stieg von 5,5 Millionen im Jahr vor der Pandemie, 2019, auf 9,7 Millionen Menschen in 2021 an. Die Anzahl der unglücklichen Menschen verdoppelte sich fast. Heute, 2022, sind noch immer rund 7,4 Millionen Leute unglücklich und das Vor-Corona-Niveau wurde noch nicht wieder erreicht.

Der hohe Anstieg während der Corona-Krise lässt sich auf pandemiebedingte Brüche im Leben der Menschen, wie den Verlust des Jobs, Einkommenseinbußen oder Pleiten zurückführen. Auch Krankheiten, die sich zum Beispiel durch Vereinsamung oder depressive Verstimmungen entwickelten, und der Verlust von geliebten Menschen durch das Virus trugen zum hohen Abfall der Lebenszufriedenheit bei.

Frauen, Eltern und Familien sind wieder glücklicher

Viele Bevölkerungsgruppen, die in den letzten Jahren besonders stark unter den Corona-Maßnahmen gelitten haben, konnten ihre Zufriedenheit in diesem Jahr wieder verbessern. Frauen beispielsweise, bei denen zu Männern während der Hochphase der Pandemie ein Glücksabstand auftrat, konnten diese Lücke fast wieder schließen.

© mauritius images/ Westend61 / Mareen Fischinger

Die Belastung berufstätiger Mütter durch Homeoffice und Homeschooling ist stark zurückgegangen und Studentinnen, die vor allem unter den Kontaktbeschränkungen litten, können auch wieder freier leben. Mit der Wiederöffnung der Kindergärten und Schulen und dem wiedergewonnenen Freizeitangebot wurden auch Eltern entlastet und die Zufriedenheit von Familien verbesserte sich.

Den Daten des „Glücksatlas 2022" zufolge haben sich die jungen Menschen der Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2010) am wenigsten von der Pandemie erholt. Menschen, die vor 1945 geboren wurden, hätten am wenigsten an Zufriedenheit in dieser Zeit verloren.

Zufriedenheit in Berlin steigt

Im Ranking der glücklichsten Bundesländer belegt Brandenburg den fünften Platz und ist somit das bestplatzierte ostdeutsche Bundesland und im Vergleich zum Vorjahr nur um einen Platz abgerutscht. Schleswig-Holstein (1), Bayern (2) und Nordrhein-Westfalen (3) führen die Tabelle an. Berlin hat sich zwei Plätz nach oben gekämpft - vom Schlusslicht in 2021 auf Platz 14 in 2022.

Die Daten für den „Glücksatlas 2022" stammen den Angaben zufolge aus Befragungen von Januar bis Oktober 2022 von insgesamt 11.450 repräsentativ ausgewählten Menschen ab 16 Jahren. Als die „4G" der Glücksforschung bezeichnete Raffelhüschen die Faktoren Gesundheit, Gemeinschaft, Geld und genetische Disposition, sprich: Mentalität.

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Weiteres Ergebnis des neuen „Glücksatlas" ist der sich wieder weitende Glücksabstand zwischen Ost- und Westdeutschland. Der „Glücksatlas" wird in diesem Jahr erstmals zusammen mit der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) als Partner veröffentlicht. (mit epd)

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