Hannah Prasuhn

Journalistin, Berlin/München

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Artikel

Kanute Lukas Fredrich will von der Sportschule bis zu Olympia

Aus Rathenow an die Sportschule und möglichst bis zu Olympia: Lukas Fredrich ordnet alles in seinem Leben dem Kanurennsport unter. Wie er mit persönlichem Druck umgeht und warum er seinen Sport so liebt.


Rathenow.Zwischen zwanzig bis fünfundzwanzig Trainingsstunden absolviert Lukas Fredrich in der Woche. Drei- bis viermal am Tag schlüpft er in seine Sportkleidung und paddelt, stemmt Gewichte oder geht laufen. Nebenbei besucht er noch die Schule, kommt häufig erst gegen 20 Uhr wieder zurück in das Internat der Sportschule in Potsdam.

Dort lebt, lernt und trainiert der 17-jährige Kanute seit 2019. Er geht in die elfte Klasse, hat aber noch drei Jahre Schule vor sich, bis er dann das Abitur in der Tasche haben wird. Auf der Sportschule kann der Abschluss auf 14 Jahre Gesamtschulzeit gestreckt werden, um sich stark auf den Leistungssport zu konzentrieren.

Gerade steckt der junge Kajakfahrer mitten in der Vorbereitung auf die Junioren-Europameisterschaften in Belgrad, im September stehen noch die Junioren-Weltmeisterschaften an. Zwei Saisonhöhepunkte und die größten internationalen Regatten, die er bis dato fahren wird. Ein Ziel sei aber „ganz klar irgendwann Olympia“. Und das sei mit „viel harter Arbeit und Leidenschaft verbunden“, sagt Fredrich. Wenn dann aber das Rennen erfolgreich läuft, sei das eine Bestätigung für die Strapazen.

Fredrich kommt herum, sieht viele Gewässer auf der Welt

Zuletzt war Fredrich vom Kanu Club Potsdam einer der erfolgreichsten Teilnehmer bei der zweiten internationalen Jugend- und Juniorenregatta auf dem Beetzsee in Brandenburg. 150 Kanutinnen und Kanuten der deutschen Nachwuchselite kämpften dort drei Tage lang mit Gleichaltrigen aus vier Nationen auf Distanzen zwischen 200 und 1000 Metern um die Medaillen.

Ganz um die Ecke, in Rathenow, wurde Fredrich geboren und hat die ersten Schritte auf den Weg in den Leistungssport gemacht. Er komme aus einer Sportlerfamilie, „meine Eltern sind beide Kanu gefahren“. Er aber habe zuerst mit dem Schwimmen begonnen. „Das hat mir dann keinen Spaß mehr gemacht und mit sieben Jahren bin ich zum Kanu gegangen und war damals auch schon im Verein.“ Schon beim Wassersportverein Rathenow begann er, fünfmal pro Woche zu trainieren. Das Niveau sei aber natürlich nicht zu vergleichen mit dem jetzt in Potsdam, auch an internationalen Regatten habe man damals nicht teilgenommen. Daher sei es auch zuletzt in Brandenburg nicht dazu gekommen, dass Fredrich gegen seine ehemaligen Paddelkollegen antreten musste.

Trotzdem hält er so gut wie möglich Kontakt zu seinem Heimatverein: „Ich versuche oft, nach Rathenow zu fahren“, sagt er. Wenn die Nachwuchssportlerinnen und -sportler dort dann auch Interesse an der Sportschule haben sollten, beantworte er geduldig alle ihre Fragen. Auch die Regattastrecke auf dem Beetzsee zähle zu seinen liebsten Paddelrevieren, sagt der gebürtige Rathenower. Und das will etwas heißen, denn der Athlet sieht viele Gewässer auf der Welt.

Von persönlichem Druck und dem notwendigen Biss

Bereits in diesem Jahr war er zum Warmwasserlehrgang in der Türkei, „dann fahre ich noch nach Bratislava und nach Ungarn. Man kommt schon sehr viel herum.“ Besonders schön sei es, da er in den Trainingslagern auch immer seine Freunde mit dabei habe: „Da sind sehr, sehr viele tolle Momente dabei, wenn man das zusammen mit seinem Freundeskreis macht. Wir haben immer mega viel Spaß!“

Für seinen Sport brennt Fredrich, der in Potsdam „sehr zufrieden“ sei, sagt er. Trotz der vielen Freude mache er sich auch immer sehr viel Druck vor einer Regatta: „Ich habe einen hohen Anspruch an mich selbst, möchte immer der Beste sein und als Erster über die Ziellinie kommen“, sagt er. Um sich dann richtig auf sein Rennen konzentrieren zu können, versuche er, sich davor mit Musik abzulenken und nicht zu viel an den Wettkampf zu denken, aber „das ist schwierig“. Wenn er dann die Aufregung überwunden hat und das Rennen hinter sich gebracht hat, „lasse ich immer den Wettkampf noch einmal Revue passieren“. Dabei überlege er, wie er gefahren sei und was er das nächste Mal noch besser machen könne.

Mittlerweile ist er in der Junioren-Nationalmannschaft, in die es nur die Besten der jeweiligen Bundesstützpunkte schaffen. Er hat sich durchgebissen, genauso, wie er es auf seiner Lieblingsstrecke – den 1000 Metern – auch machen muss: „Man muss immer weitermachen, obwohl der Kopf sagt, es geht nicht mehr.“ Und wer weiß, vielleicht wird Lukas Fredrich es mit dieser Einstellung auch schaffen, dass sein großer Traum von der Olympiateilnahme irgendwann wahr wird.

Von Hannah Prasuhn

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