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Geschwisterliebe auf ganzer Linie | shz.de

Sylt | Keine Sorge. Wenn man sich beim Anblick der Surfer am Brandenburger Strand fragt "sehe ich etwa doppelt?", so sollte man nicht an seiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln - neun der teilnehmenden Männer und Frauen sind Geschwister und unter ihnen weilen sogar zwei Zwillings-Pärchen: Daida und Iballa Moreno und Benoit und Sylvain Moussilmani, deren Auftritt perfekt ist, wenn auch noch der ältere Bruder Cyril dabei ist.


Die drei Franzosen finden es ganz praktisch, dass sie zu dritt sind: "Es ist billiger und wir helfen uns gegenseitig mit dem Gepäck, wir haben ja so viele Taschen mit, wenn wir auf Tour sind", erklärt Cyril, der wie seine jüngeren Brüder in der Disziplin Slalom auf dem Wasser unterwegs ist. Er war es auch, der als erster auf dem Board stand und seine Brüder auf den Geschmack gebracht hat. "Und wir haben ja auch dicht am Strand gewohnt", fügt der 31-jährige Sylvain hinzu.


Genau wie Sylvain ist auch Iballa Moreno ein Zwilling. Die 34-jährige Spanierin besiegte beim Windsurf World Cup auf Sylt in diesem Jahr ihre Schwester im Waveriding. Auch wenn die beiden Schwestern bereits seit einem Jahrzehnt abwechselnd den WM-Titel im Waveriding ergattern und den anderen Frauen in der Diszipling die Chance vor der Nase weg schnappen, sehen sie sich nicht als Konkurrentinnen an: "Wenn ich auf dem Wasser bin, dann kämpfe ich nicht gegen meine Schwester, sondern nur gegen mich selbst", sagt Iballa Moreno. Vor den Wettkämpfen unterstützen sie sich schwesterlich, checken das Equipment der anderen und freuen sich, wenn die Schwester einen guten Heat gefahren ist. Iballa erinnert sich an eine Situation, die zeigt, wie gut die beiden zusammen harmonieren. "Als wir noch jünger waren habe ich eines Tages versucht den Foreward-Loop zu machen. Erst habe ich es nicht geschafft, aber nachdem Daida den Loop stand, habe ich es noch einmal versucht und es ebenfalls geschafft."


Diesen Sports- und Teamgeist bekommt man auch zu spüren, wenn man auf die sympathischen Frans-Brüder trifft. Taty (Elton) und Tonky (Everon) Frans aus Bonaire (Karibik) werden eher von den Erfolgen des anderen gepusht als zurück geschlagen. "Taty lernt neue Sachen immer ein bisschen schneller als ich, aber das bringt mich nur dazu, es auch immer und immer wieder zu versuchen", gibt der 29-jährige Tonky zu. Bei den beiden Freestylern scheint es auch so zu sein, dass sie sich die Erfolge gönnen, auch wenn sie insgeheim denken mögen, dass sie es das nächste Mal besser machen. Ihr jüngerer Bruder Choco ist auch auf dem Surfbrett zu Hause, doch hat keinen Sponsoren-Vertrag, so wie seine älteren Brüder. "Er ist aber auch sehr gut und fährt auf mehreren kleinen Events mit", loben ihn seine Brüder.


Seinen jüngeren Bruder Justin hat der 22-jährige Jules Denel aus Frankreich in diesem Jahr zum ersten Mal im Gepäck. "Ja, ich bin das erste Mal dabei und finde es super, dass Jules hier is.t", sag t Juustin. Er kenne schließlich die anderen Fahrer und wisse, wie ein solches Surf-Event wie der Cup auf Sylt abläuft. Doch auch der blonde 16-Jährige steht seinem großen Bruder zur Seite, wenn der seine Hilfe braucht. Er checkt die Ergebnisse der anderen Fahrer, gegen die sein Bruder fährt und teilt ihm dann mit, worauf es ankommt und wie er mehr Punkte einfahren kann als seine Gegner. "Und auch wenn wir mal das Material schnell tauschen müssen, sind wir immer da, um dem anderen zu helfen", erklärt Jules, der über seinen Bruder sagt, "er ist richtig gut und ich bin stolz auf ihn". Das Surfen haben die beiden, die aus dem nordfranzösischen Ort Wissant stammen, im Blut - ihr Vater beherrsche den Wassersport ebenfalls und hat seine Jungs auf den Geschmack gebracht.


Es scheint, als halten die Geschwister an Land und auf dem Wasser zusammen. Und auch wenn es einmal zu Streitereien kommen sollte, so gibt es genügend andere Fahrer, die ebenfalls einen Bruder oder eine Schwester haben und mit denen man sich austauschen kann, wenn es mal nicht so relaxed zugeht.


von Hanna Andresen erstellt am 06. Oktober 2012 | 08:26 Uhr

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