Bäume zu fällen, um sie zu verfeuern, sei zudem schlecht fürs Klima, sagen Kritiker. Sie dagegen plädieren für naturbelassene Wälder mit viel Totholz, denn diese würden deutlich mehr CO2 speichern. Frontal21 fragt, wie klimafreundlich ist die Energie aus dem Wald wirklich und wie viel können wir unseren Wäldern noch zumuten?
Faktencheck zum Frontal21-Beitrag
Wie nachhaltig ist die deutsche Forstwirtschaft?
These: Die deutsche Forstwirtschaft ist nachhaltig. Es wird weniger Holz eingeschlagen als nachwächst. Fakten: In einem perfekten Kreislauf nimmt die nachwachsende Biomasse das CO2 auf, das durch die Verbrennung entsteht, so eine Theorie. Diese lässt den Zeitfaktor außer Acht. Auch wenn das CO2 später wieder im Wald gebunden würde, bliebe eine enorme zeitliche Lücke, welche die Frage aufwirft, ob tatsächlich ein Vorteil fürs Klima entsteht, gerade vor dem Hintergrund unserer kurzfristigen Klimaziele aus dem Paris-Agreement. Fachleute sprechen von der „Kohlenstoffschuld". Anstatt Holz für die energetische Nutzung zu entnehmen, könnte man es auch im Wald belassen und damit möglicherweise „einen ebenso großen oder sogar größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten", schreibt die deutsche Wissenschaftsakademie Leopoldina in einer Stellungnahme. Die Kernfrage: Wie viel CO2 würde der Wald speichern, wenn er nicht geerntet würde? Es fehlt ein tragfähiges Referenzszenario, das beschreibt, wie sich die Wälder ohne Bioenergienutzung entwickeln würden. Klar ist: Der Kohlenstoffbestand im Wald ist durch intensive Forstwirtschaft deutlich geringer als er in einem natürlichen, nicht bewirtschafteten Wald wäre. Wälder könnten also große Mengen an zusätzlichem CO2 aufnehmen, selbst wenn sich die Aufnahme in einigen Jahrzehnten verlangsamen sollte. Die nachhaltige Forstwirtschaft in Deutschland ist eine gute Idee, die derzeit unter Druck steht. „Wir sehen ein massives Absterben von Bäumen in Monokulturen und damit verbundene Verluste der Senkenfunktion auf den betroffenen Flächen", sagt er Waldökologe Professor Pierre Ibisch. Weniger Holznutzung und mehr Naturwälder mit humusreicheren Böden sowie weniger Waldwegen und Rückegassen würden die Klimaschutzleistung der Wälder erhöhen. In Deutschland trage die energetische Nutzung von Holz vor allem zur Verschlechterung des Zustandes der Laubwälder bei. Die Nachfrage ist so stark gestiegen, dass Deutschland seit vielen Jahren Holz importiert, auch aus Ländern ohne nachhaltige Forstwirtschaft, in denen sogar Urwälder gerodet werden.
Die stoffliche Nutzung etwa als Bau- oder Möbelholz wird als für den Klimaschutz sinnvoll angesehen, was im Beitrag deutlich wurde. Professor Pierre Ibisch verweist jedoch auf Studien, die die angenommenen Substitutionseffekte anzweifeln. Viel hänge davon ab, wo und unter welchen Umständen das Bauholz gewonnen werde. Bisher stammt es überwiegend aus Nadelwäldern, die oft plantagenartig und aus Naturschutz-Sicht wenig interessant sind. Mehr Naturwald ließe sich daher gut in heimischen Laubwäldern umsetzen, deren Ernte bisher in großem Umfang verbrannt wird.