Giorgia Grimaldi

Journalistin. Migrantische und internationale Perspektiven. Ehemalige..., Berlin

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Artikel

Wie der Fall Lindemann im Ausland diskutiert wird

Viele Rammstein-Konzerte sind weiterhin restlos ausverkauft. Die ganze Welt blickt auf die Band, die Debatte reicht von „Stop victim blaming" bis #istandwithrammstein.


In der deutschen Berichterstattung vergeht kein Tag, ohne dass sich eine neue Stimme zur Rammstein-Debatte äußert. Ob Psychologen, die erklären, was hinter der Opfer-Täter-Umkehr im Lindemann-Fall steckt, Experten der Musikszene, die sich verwundert über den Rammstein-Skandal zeigen, oder deutsche Promis, die sich positionieren: Es gibt kaum ein anderes Thema. Zudem häufen sich Petitionen, die ein Verbot der Konzerte fordern, selbst eine Spendenplattform für die mutmaßlichen Opfer wurde innerhalb kürzester Zeit ins Leben gerufen.


Auch in Österreich und der Schweiz wird der Fall stark debattiert. Doch außerhalb des deutschsprachigen Raums sieht das ganz anders aus.

Das einzige Rammstein-Konzert Italiens findet am 1. Juli in Padua statt, doch medial sind die Vorwürfe und Ermittlungen gegen die Band kein Aufreger. Mit dieser Haltung steht Italien nicht allein. Und das, obwohl die meisten Konzerttermine der aktuellen Tour im Ausland stattfinden.


Zurückhaltung in Spanien und Frankreich, was den Fall Lindemann angeht

In Frankreich lebt eine sehr große Fanbase der Band und eine Vielzahl an deutschsprechenden Menschen, vor allem an der Grenze. Umso mehr überraschen die sehr zurückhaltende Berichterstattung und die bislang ausbleibenden Reaktionen. „Le Monde", die bekannteste Zeitung des Landes, veröffentlichte zu dem Thema drei Artikel, jeweils einen zu den ersten Vorwürfen, zum Statement der Band und zu Ermittlungsbeginn. Darüber hinaus findet aber kaum eine Debatte statt. Selbst Formate für junges Publikum, die auf Social Media berichten, wie beispielsweise „Brut", haben das Thema bisher nicht aufgegriffen. Das Konzert in Paris am 22. Juli ist ausverkauft.


Ähnlich wenig berichtet wird in Spanien. Allerdings finden sich deutliche Worte in den Kommentarspalten der wenigen Artikel, beispielsweise in La Vanguardia oder El País: Die Frauen, die sich gemeldet haben, wären „Verrückte" auf der Suche nach Ruhm, während deren Anschuldigungen „das Monster der falschen Behauptungen weiter mästen". Man freue sich außerdem darüber, dass das Konzert in Madrid am 23. Juni (Tickets sind restlos ausverkauft) nicht abgesagt wurde.


Russland: Zuspruch und Fake-News

In Russland genießt der Frontsänger der Band Kultstatus. Es gibt unzählige Rammstein-Bücher auf Russisch und viele andere Fanartikel. Auf russischen Social-Media-Plattformen wie „Vkontakte" (eine Facebook-Alternative) wollen viele Fanpages mit Hastags wie #supportrammstein oder #istandwithrammstein der Band den Rücken stärken. In einem anderen Post geht die Tendenz deutlich in Richtung Fake-News mit Aussagen wie „die deutschen Behörden haben sich für Rammstein eingesetzt", weswegen die Konzerte jetzt doch nicht abgesagt werden würden.


USA: Row-Zero-Skandal ist „weird as fuck"

Die Medien New York Times und Washington Post haben jeweils einen Text dazu am Anfang des Monats veröffentlicht. Ansonsten wird geschwiegen. Mehr Bewegung und Meinungen zu dem Fall gibt es auf Social-Media-Plattformen, wo sich vorwiegend junge Menschen aus der Rock und Henry-Metall-Szene fragen, wie viel Wahrheitsgehalt hinter den Vorwürfen der betroffenen Frauen steckt, insbesondere auf YouTube.

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