Gerd Blank

Autor, Text, Podcast, Moderation, Hamburg

1 Abo und 3 Abonnenten
Artikel

Trekkingzelte im Test: Der Stoff der Camping-Träume

Die Frage nach dem richtigen Zelt lässt sich nicht einfach beantworten, dafür gibt es zu viele unterschiedliche Arten von Zelten. Familien benötigen Platz, Wanderer wollen möglichst wenig schleppen. Wer nur ab und zu zelten will, muss kein Highend-Modell kaufen, wer am liebsten jede freie Minute in der Natur verbringt, sollte auf Qualität achten.

Die hier empfohlenen Produkte wurden subjektiv, aber redaktionell unabhängig ausgewählt. Über die sogenannten Affiliate-Links im Text erhält der Verlag, aber nie der Autor individuell, bei Verkäufen eine geringe Provision vom Händler.

Dabei stößt man immer wieder auf den Begriff Wassersäule, einen Wert der angibt, welcher Wassermenge das Zeltmaterial im Labortest standhalten kann, bis es tropft. Bei Zelten gilt zwar bereits eine Wassersäule ab 1500 mm als dicht, doch gilt hier eindeutig: viel hilft viel. Je höher der Wert ist, desto länger sitzt man bei lang anhaltenden Regenfällen im Trockenen. Allerdings geht eine hohe Regenbeständigkeit meist mit einem ebenso hohen Gewicht einher. Viele Zelte sind zudem ab Werk imprägniert. Durch Regen und UV-Strahlung nimmt dieser Schutz mit der Zeit aber ab und sollte vor längeren Touren erneuert werden.

Die Zelte in diesem Vergleich wiegen - mit einer Ausnahme - zwischen zwei und drei Kilogramm, was sie für Trekkingtouren noch tragbar macht. Zudem bieten alle Platz für zwei Personen - wer will schon immer allein unterwegs sein.

So haben wir getestet

Verarbeitung und Features: Was zeichnet das Zelt aus? Wo müsste man nachbessern?

Aufbau: Wie schnell steht das Zelt - und wie schnell ist es wieder in der Tasche?

Preis-Leistung: Lohnt sich die Anschaffung?

Outwell Cloud 2

Fangen wir mit dem Nachteil an: Das Packmaß von dem Zelt ist mit 56 × 18 cm für eine Wanderung deutlich zu groß und mit 4,5 Kilogramm ist es dafür schwer. So einen Kaventsmann will man nicht am Rucksack hängen haben. Aber ist man mit dem Fahrrad oder Auto unterwegs, kann sich die Mitnahme lohnen.

Beim Aufbau, den ich immer zuerst ohne Anleitung probiere, kann man beim Cloud 2 nicht viel verkehrt machen. Es ist schnell klar, in welche Öffnungen die Stangen gesteckt werden müssen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Zelten wird hier allerdings erst einmal die Außenhülle aufgebaut. Die Schlafkabine wird anschließend eingehängt. Das kennt man sonst eher von größeren Zelten. Beim Abbau kann man die Kabine dann hängen lassen, was den nächsten Aufbau deutlich vereinfacht.

Die Wassersäule liegt bei 3000 mm, innen bleibt es also auch bei einem normalen Regenguss trocken. Gut gefällt mir der etwa einen Meter tiefe Vorraum und die per Klettverschluss anzubringende Eingangsmatte. Hier ist genug Platz für Rucksäcke und Schuhe, sodass die Kabine selbst sauber bleibt. Ein Vordach fehlt: Öffnet man bei Regen die Tür, kommt Wasser hinein.

Sehr praktisch ist der leichte Verdunklungseffekt der Kabine. Die gelben Schnüre sind wiederum auch bei Dämmerlicht gut zu erkennen, was die Stolpergefahr reduziert. Innen ist mit 1,40 × 2,10 Metern genug Platz für zwei Personen und durch die 1,20 Meter hohe Kuppel kann man darin auch mit aufrechtem Rücken gut auf dem Boden sitzen. Die Nacht in Outwell war angenehm, die Durchlüftung gut. Insgesamt ist die Qualität des Zeltes besser, als der relativ geringe Preis vermuten lässt.

Fazit

Das Cloud 2 ist gut verarbeitet, der Aufbau geht mit etwas Übung schnell von der Hand. Extras wie Fußmatte und Verdunklung sind praktisch, der schräge Eingang ohne Regenschutz ist es nicht. Das Packmaß ist für Wanderungen zu groß, was man bei dem erschwinglichen Preis verschmerzen kann.

Salewa Litetrek II Camou

Das Lifetrek II von Salewa wiegt knapp 2,1 Kilogramm, auch das Packmaß ist mit 40 × 19 cm geringer als beim Outwell-Zelt, so passt es besser auf einen Gepäckträger.

Der Aufbau ist prinzipiell selbsterklärend, auch hier wird das etwa einen Meter hohe Innenzelt mit der Schlafkabine eingehängt. Wichtig ist es, die langen Zeltstangen in die dafür vorgesehenen Stoffschienen zu stecken. Da sie dort unter Spannung stehen, sollte man beim Abbau vorsichtig sein: Mir ist die vordere Stange aus der Hand gerutscht und hat mir eine schöne Backpfeife verpasst. Mein Fehler, beim nächsten Mal war ich vorsichtiger.

Wegen des selbsttragenden Designs werden die Abspannseile nicht unbedingt benötigt, geben dem Zelt aber bei Bedarf mehr Halt. Das Camouflage-Design ist vielleicht nicht für alle Camper interessant, aber mir gefällt der Look, da man damit gerade in der freien Natur noch unauffälliger unterwegs ist.

Die Wassersäule liegt bei 3000 mm, die Konstruktion wirkt robust, was gerade bei Bergtouren mit wechselnden Wetterverhältnissen von Vorteil ist. Der Eingang ist wie beim Outwell-Zelt etwas schräg, auch hier gibt es keinen Regenschutz, dafür ebenfalls einen großzügigen Stauraum fürs Gepäck. Die Liegefläche reicht für zwei Personen, allerdings sollten die Isomatten dann nicht so breit sein. Das Raumklima ist angenehm.

Fazit

Das Lifetrek II lässt sich gut transportieren, schnell auf- und abbauen. Bei meinen Solo-Touren war es ein guter Begleiter, zu zweit kann es darin allerdings eng werden. Mir gefällt der Look, der Preis nicht so sehr.

Farblich ist das Forclaz Trek 900 nicht mein Favorit. Bei den Features kann es dafür punkten. Es wiegt keine zwei Kilogramm, das Packmaß liegt bei 39 × 12 cm, das lässt sich gut transportieren. Die Höhe der Wassersäule beträgt nur 2000 mm, aber für viele Zwecke reicht das aus.

Aber erst einmal kommt der etwas komplexe Aufbau des selbsttragenden Zeltes. Die miteinander verbundenen Stangen werden zu einem großen, doppelten Y auseinandergeklappt. Das ist etwas sperrig, aber auch solo machbar. Nachdem man die Endstücke in die richtigen Öffnungen bugsiert hat, muss das Oberzelt über die etwa einen Meter hohe Kabine gezogen werden. Jetzt heißt es mit Geduld etwas ruckeln und zuckeln, bis alles an der richtigen Stelle sitzt.

Wenn das Zelt dann steht, zeigen sich viele Vorteile: Auf beiden Seiten der Kabine befinden sich weit zu öffnende Eingänge. Gerade bei zwei Personen ist das praktisch, aber auch allein sorgt das für Licht und Luft. Außerdem gibt es auf beiden Seiten einen regengeschützten Erker fürs Gepäck, sogar mit fest vernähtem Bodentuch. Die Liegefläche ist allerdings recht schmal, man muss sich schon gernhaben, wenn man hier zu zweit liegen will.

Fazit

Verpackt ist das Trek 900 ist klein und leicht, aufgebaut (knapp) groß genug für zwei Personen. Der Aufbau ist etwas kompliziert, dafür gibt es zwei Erker fürs Gepäck. Für mich wäre es die richtige Wahl für Fahrradtouren und Festivals.

Es ist auf Campingplätzen manchmal gar nicht leicht, sein Zelt zu finden. Besonders auf Festivals sehen sie fast alle gleich aus. Mit dem Wickiup 3 von Bach sollte das kein Problem sein, denn schon optisch fällt es aus der Reihe. Im Prinzip handelt es sich um ein Tipi im Kleinformat.

Verpackt wiegt es etwa zwei Kilogramm, mit 45 × 10 cm ist das Packmaß relativ gering. Das liegt vor allem daran, dass neben dem Zeltmaterial nur eine Stange, Bänder und Erdnägel in der Verpackung liegen.

Der Aufbau ist gerade im Vergleich zu typischen Kuppelzelten etwas aufwendiger, aber gut von einer Person zu schaffen. Das Wickiup 3 hat kein komplexes Gestänge, dadurch trägt es sich nicht selbst, sondern muss man Boden befestigt werden. Ein spontaner Platzwechsel ist umständlich. Zuerst wird das Innenzelt aufgebaut, indem der sechseckige Boden ausgebreitet und mit Erdnägeln abgespannt wird. Von innen wird die Teleskopstange in der Mitte platziert und ausgefahren, wodurch sich das Innenzelt aufrichtet. Abschließend wird das Überzelt darüber drapiert, ebenfalls am Boden befestigt und mit dem Innenzelt verbunden. Bei starkem Wind kann man noch die Abspannbänder für mehr Stabilität nutzen.

Steht alles, wird man mit viel Raum belohnt. Besonders dank der Höhe von bis zu 1,55 Metern ist es sehr angenehm, darin zu liegen oder zu sitzen. Zwei Erwachsene finden viel Platz für Isomatten, allerdings können die wegen der mittigen Stange nicht zusammengeschoben werden. Auch Taschen und Ausrüstung können noch gut untergebracht werden, liegen dann aber im Zelt herum.

Dank einer Wassersäule von 3000 mm (beim Boden sogar 10.000 mm) ist Regen kein Problem. Allerdings hat die Konstruktion einen anderen Nachteil: Bei offener Tür regnet es direkt hinein. Der Abbau gelingt schnell, zumal Außen- und Innenzelt verbunden bleiben können und gemeinsam zusammengelegt werden.

Fazit

Ja, der Preis ist hoch. Dafür lässt sich das große und auffällige Zelt relativ klein zusammenpacken. Das gute Raumgefühl tröstet darüber hinweg, dass es bei geöffneter Tür hineinregnen kann.

Das Pioneer 2EX von Robens trägt die Abenteuerlust schon im Namen. Es handelt sich um ein typisches Tunnelzelt. Für den Aufbau werden drei dünne Stangen in die entsprechenden Schienen gezogen, die Enden kommen dann in die dafür vorgesehenen Halterungen. Nun wird das nicht selbsttragende Zelt auseinandergezogen und mit Bändern und Erdnägeln in Form gebracht und stabilisiert. Beim ersten Aufbau wird dann noch das Innenzelt für den Schlafbereich eingehängt.

Für zwei Personen ist es mit 1,2 Metern etwas eng darin. Und mit einer Höhe von nicht einmal einem Meter ist aufrechtes Sitzen nur für kleine Menschen möglich. Dafür punktet das Zelt mit einem überdachten Vorraum und einer großzügigen vor Wind und Wetter geschützten Nische fürs Gepäck.

Die Wassersäule von 3000 mm sorgt auch bei Regen für trockene Nächte. Der Abbau ist schnell erledigt, wenn man das Innenzelt eingehängt lässt. Das beschleunigt wiederum den nächsten Aufbau. Das Material ist stabil, die Verarbeitung gut. Das sorgt dafür, dass es mit 2,9 Kilogramm nicht sehr leicht und das Packmaß mit 54 × 20 cm recht groß ist. Für Rucksack-Trecking ist das Pioneer daher nicht gut geeignet.

Fazit

Das Robens-Zelt hinterlässt auch bei widrigen Witterungsbedingungen einen guten Eindruck. Für zwei Personen ist es zu eng, das Gepäck hat dafür viel trockenen Platz. Gewicht und Größe sind nicht optimal, bei Qualität und Preis kann das Pioneer dafür überzeugen.

Heimplanet ist ein deutscher Hersteller, der für seine Zelte keine Stangen nutzt, sondern mit Luft gefüllte Schläuche. Das Fistral ist das kleinste Zelt im Sortiment, hier dient eine lange über Kreuz gelegte Luftkammer als Gerüst, in welches das Zelt gehängt wird.

Der Aufbau ist spätestens beim zweiten Mal so einfach, wie einen Reifen aufzupumpen: An nur einem Ventil wird mit einer Pumpe in knapp einer Minute genug Druck aufgebaut, dass sich das Gebilde aufrichtet. Nun wird das Zelt mit Erdnägeln in Form gebracht und stabilisiert. Das schon fast ikonische Design ist so auffällig, dass man auf Campingplätzen oft darauf angesprochen wird.

Es gibt zwei Eingänge und zwei wettergeschützte Apsiden, fürs Gepäck. Die Liegefläche ist für zwei Personen knapp bemessen, was gerade bei schlechten Wetterbedingungen störend sein kann. Dennoch ist das Raumgefühl durch die Höhe des Innenzeltes von 1,12 Meter sehr angenehm. Das weiße Zeltmaterial lässt viel Licht ins Innere. Wer lieber im Dunkeln schläft, braucht möglicherweise eine Schlafbrille.

Trotz fehlenden Gestänges ist das Fistral mit 2,9 Kilogramm kein Leichtgewicht. Das Packmaß ist mit 38 × 20 cm relativ klein. Allerdings muss man eine Pumpe hinzurechnen: Ohne die kann man nicht im, sondern nur auf dem Zelt schlafen.

Fazit

Tolles Design, innovative Technik: Das Fistral ist ein Zelt für Camper, die das Besondere lieben - und das hat seinen Preis. Die Konstruktion bietet viel Licht, aber wenig Platz für zwei Personen. Das Gestänge aus Luft macht es nicht leichter als andere Zelte mit diesem dieser Größe.

Zum Original