Gerd Blank

Autor, Text, Podcast, Moderation, Hamburg

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Kochen beim Camping: die Eine-Million-Sterneküche

Kochen ist für mich kein lästiges Übel, sondern Hobby und Leidenschaft - und das auch unterwegs. Selbst als ich noch mit dem Zelt campte, gehörten eine vernünftige Kochausrüstung und gute Zutaten für neue Rezepte auf die Packliste. Inzwischen fahre ich mit dem Wohnmobil durch Europa, die Kochausrüstung ist gewachsen - und bei schlechtem Wetter kann ich im Wagen kochen. Aber am liebsten stehe ich in der Natur und probiere ein paar neue Gerichte aus - unter freien Himmel in meiner Eine-Million-Sterneküche.

Aber bevor ich praktische Koch- und Küchenhelfer für unterwegs vorstelle und ein Lieblingsrezept verrate, möchte ich noch ein paar generelle Tipps zur Camping-Küche geben.

Kochen im Wagen bringt Feuchtigkeit und Düfte nach drinnen. Zu Hause mag eine Dunstabzugshaube für gute Luft sorgen, im Wohnmobil findet man solche Helfer nur selten. Wenn immer möglich verlege ich die Küche nach draußen oder ins Vorzelt. Kühlen von Lebensmitteln ist wichtig, der Platz ist aber begrenzt. Also mit Bedacht einkaufen, damit nicht so viel Nahrung weggeschmissen werden muss. Lieber frisch vor Ort auf Höfen oder im Supermarkt regional einkaufen. Gewürze und Kräuter peppen jedes Essen auf. Am besten füllst du Zuhause leere TicTac-Behälter oder alte Filmdosen mit den Geschmacksverbesserern aus dem eigenen Vorrat auf. Vorbereitung ist alles: Bestimmte Zutaten kannst du vorkochen oder so vorbereiten, dass du unterwegs wenig Müll produzierst und Energie verbrauchst. Reis lässt sich zum Beispiel vorkochen und dann für ein Curry nutzen oder anbraten. Eier fürs Rührei kann man in ausgediente Ketchup-Flaschen füllen und so im Kühlschrank oder in der Kühlbox aufbewahren. Sauberkeit verhindert Ungeziefer: Gerade im Sommer locken Essensreste ungebetene Gäste an. Daher sollte Geschirr schnell gereinigt werden. Auch der Platz rund um Zelt oder Fahrzeug sollte möglichst sauber bleiben, damit keine Ameisen-Kolonien einmarschieren. Strom und Wasser kommen nicht mehr aus der Wand

Wenn man etwas beim Camping lernt, dann den Umgang mit Ressourcen. Während Zuhause Wasser und Strom aus der Wand kommt, musst du unterwegs immer den Füllstand im Auge behalten. Trinkwasser aus Plastikflaschen versuche ich zu vermeiden, ich möchte keinen Plastikmüll produzieren oder leere Pfandflaschen mit mir herumfahren. Frischwasser ist häufig begrenzt - und selbst auf den besten Campingplätzen muss man sich für eine Auffüllung der Wassertanks bewegen. Das macht sich auch beim Kochen bemerkbar, zum Beispiel wenn ich Nudeln oder Kartoffeln kochen möchte.

Beim Zelten kommt das Wasser möglicherweise aus einem Kanister, im Wohnmobil aus dem großen Wassertank. Ich nutze das Wasser aus dem Originaltank meines Oldtimers allerdings nur gefiltert für die Zubereitung von Speisen - und das liegt nicht nur an möglichen Ablagerungen im Tank, sondern auch an der Wasserqualität des Platzes. Wasserfilter gibt es in allen Größen, es muss keine spezielle Camping-Lösung sein. Ich hatte viele Jahre zum Beispiel den relativ einfachen Filter Marella XL von Brita an Bord. Der Vorteil: Die Filterkartuschen sind einfach auszutauschen, man kann sie in ganz Deutschland und teilweise auch im Ausland kaufen.

Utensilien für die Zubereitung

Doch worin bereit man denn seine Nahrungsmittel zu? Im Prinzip gibt es keinen Unterschied zum heimischen Zubehör. Viele Camper nehmen zum Beispiel die gleichen Töpfe und Pfannen, die sie auch zu Hause nutzen - jedenfalls dann, wenn sie sich keine Gedanken über Gewicht und Packmaß machen müssen. Wer mit dem Rad zum Zelten fährt oder Angst vor eine Überladung des Wohnmobils hat, greift zu leichtem Geschirr. Töpfe aus Aluminium oder dünnem Stahlblech sind deutlich leichter als ihre gusseisernen Pendants. Und Hersteller wie Campingaz haben praktische Sets im Sortiment, bei denen sich die Töpfe platzsparend ineinander packen lassen.

Auch beim Geschirr lässt sich Gewicht sparen, wenn du statt auf Porzellan oder Keramik auf Geschirr aus Melamin oder Bambus setzt. Allerdings muss man sich beim Essen erst einmal an die neue Haptik des Materials gewöhnen. Eine relativ neue Alternative ist Geschirr aus gehärtetem Glas.

Mein Geschirr ist aus emailliertem Metall, wodurch es leicht und robust ist. Der Vorteil: Ich könnte den Teller direkt auf den Grill stellen, um darin Essen zuzubereiten. Mein Besteck, welches ich im Wohnmobil nutze, ist ein Standard-Set aus einem Möbelhaus. Beim Zelten würde ich aber simple Camping-Sets einpacken, die zusammengesteckt werden können, zum Beispiel das Camp Cutlery Set von Sea o Summit oder das Reisebesteckset von Easy Camp. Richtig praktisch ist das komplette Destination Kitchen Set von GSI, denn darin ist eigentlich alles enthalten, was du brauchst und es lässt sich auch bei Ausflügen zum Picknick nutzen.

Vom Camping-Grill bis zum mobilen Ofen

Beim Kochen und Grillen kommt es natürlich darauf an, das richtige Gerät am Start zu haben. Und die Auswahl ist fast unüberschaubar groß. Auch hier muss die Balance zwischen möglichst wenig Gewicht und einem hervorragenden Ergebnis stimmen. Beim Grill hat man die Wahl zwischen Kohle und Gas, ein Strom-Grill wie den Optigrill Plus von Tefal ist dagegen höchstens fürs Vorzelt interessant. Eine interessante Variante ist der Skotti-Grill, den man vor der Nutzung erst einmal zusammenbauen muss. Der kleine Gasgrill lässt sich auch mit Kohle beheizen und passt zusammengelegt in seiner Tasche aus LKW-Plane sogar in einen Rucksack. Auch praktisch sind Tischgrills wie der Lotusgrill. Einen Nachteil haben die Grill-Zwerge allerdings: Die Grill-Fläche ist zu klein, um eine Familie damit in einem Durchgang satt zu bekommen. Wer häufig und viel grillt, greift eher zu größeren Kalibern, wie den Q 2200 von Weber oder dem CompactChef von Outdoorchef.

In meinem Wohnmobil habe ich zwar einen Gasherd mit zwei Flammen, aber manchmal möchte ich gerne komplett draußen kochen. Hier unterstützt mich ein kleiner Herd von Campingaz, den ich mit einer kleinen Gaskartusche betreiben kann, die auch in den kleinen Märkten der Campingplätze angeboten werden.

Backen

Aber manchmal soll es dann doch etwas Besonderes sein, eine Lasagne zum Beispiel, oder vielleicht ein Kuchen. Das ist mit der Standardausrüstung kaum möglich - denn einen Backofen haben höchsten die luxuriösen Riesencamper an Bord. Zum Glück gibt es auch hierfür eine Lösung: Kürzlich habe ich mir den [Omnia-Ofen](/de/s3/product/omnia-backofen-campinggeschirr-14729460 "Omnia Backofen" zugelegt. Dabei handelt es sich um einen kleinen Topf mit Deckel, der an die Kuchenform für einen Gugelhupf erinnert. In der Mitte befindet sich ein Loch, durch das die Hitze des Herdes gelenkt wird. So wird der Inhalt von allen Seiten mit Wärme versorgt. Tipp: Unbedingt eine passende Silikon-Form für den Ofen dazu kaufen, da diese die Reinigung vereinfacht und kein Lebensmittel mit Aluminium in Berührung kommt. Als ich damit kürzlich auf einen Stellplatz ein Bananenbrot gebacken haben, lockte der herrliche Duft gleich ein paar Nachbarn an.

Wenn Ihr das einmal ausprobieren wollt: Hier ist das Rezept für das Bananenbrot á la Gerd.

Zutaten

120 g feine Haferflocken, 80 g Buchweizenmehl (es geht auch jedes andere Mehl), 4 reife Bananen, die Haut darf ruhig schon dunkel sein. 1 Apfel, 8 Datteln, 1 EL Chia-Samen, 1 TL Zimt, 1/2 TL gemahlene Vanille, eine Handvoll zerkleinerte Walnüsse, auf Wunsch noch etwas Schokoraspeln, 1 EL Kokosöl

Zubereitung

Drei der Bananen mit der Gabel zerdrücken. Den Apfel in möglichst kleine Stückchen schneiden. Wer eine Reibe an Bord hat, kann diese nutzen. Die Chia-Samen mit einem guten Schuss Wasser für 10 Minuten quellen lassen, währenddessen alle trockenen Zutaten vermengen und diese dann mit den restlichen Zutaten vermischen. Jetzt die Datteln klein schneiden und ebenfalls in den Teig mischen. Schließlich den Teig in die mit Kokosöl gefettete Form geben. Die letzte Banane längs halbieren und auf den Teil legen. Der Omnia-Ofen sollte einmal kurz bei voller Hitze auf Temperatur gebracht werden, dann kann man die Leistung des Gasherds auf die Hälfte reduzieren. Der Omnia-Ofen sollte nun etwa 50 bis 60 Minuten auf dem Herd stehen. Achtung: Nicht zu früh den Deckel heben, sonst entweicht die Hitze und die Backzeit verlängert sich. Nach dem Backen ist der Kuchen noch etwas weich, aber nach ein oder zwei Stunden, besser noch am nächsten Tag, ist die Konsistenz perfekt.

Das Rezept gelingt natürlich auch in einem ganz normalen Backofen, wie es sie auf vielen Campingplätzen in den Gemeinschaftsküchen gibt. Dann brauchst du allerdings eine herkömmliche Backform, die Backzeit beträgt etwa 35 bis 40 Minuten bei 180 Grad Umluft.

Nach dem Essen kommt das Reinigen. In meiner nächsten Camping-Kolumne geht es rund um die Hygiene. Bis dahin: Immer schön sauber bleiben.

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