Gerd Blank

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Ratgeber Plattenspieler mit Bluetooth: Vinyl streamen

Anfang Geräte Sony PS-LX310BT Preis Cambridge Audio... Preis Günstiger Bis 100 Euro Grundlagen Standards Fazit Kommentare Anzeige Plattenspieler kommen im 21. Jahrhundert an. Wir zeigen, was man braucht, um alte Vinyl-Schätze auf modernen Lautsprechern und Bluetooth-Kopfhörern abzuspielen. Neueste Artikel Kaufberatung: Apple-Watch-Klone ab 30 Euro Apple-Watch-Klone sind günstig, sehen schick aus und können viel, wie die auf der IFA 2019 vorgestellte Smartwatch Amazfit GTS der Xiaomi-Tochter Huami beweist. Wir stellen Alternativen vor. Sportuhr Polar Vantage M im Test Flip, Slideout und Popup: Handy-Kameras im Überblick Soundcore Life Q20 im Test: ANC-Schnäppchen Bluetooth-Lautsprecher JBL Flip 4 im Test: Mäßiger Klang Mehr Aktuell auf TechStage Kaufberatung: Apple-Watch-Klone ab 30 Euro Sportuhr Polar Vantage M im Test Flip, Slideout und Popup: Handy-Kameras im Überblick

Neben den Streaming-Diensten wächst eine fast schon totgesagte Kategorie an Tonträgern: Vinyl. Plattenspieler erfreuen sich wieder großer Beliebtheit, immer mehr Hörer hängen an der Nadel. Allein im Jahr 2018 betrug der Umsatzanteil von Vinyl knapp fünf Prozent. Das hört sich nach wenig an, bei einer Gesamtsumme von 1,6 Mrd. Euro entfallen aber immerhin noch 80 Mio. Euro auf den längst totgeglaubten Tonträger. Und bei dieser Statistik sind noch nicht einmal alle Verkäufe von gebrauchten Vinyl-Scheiben inkludiert.

Für Enthusiasten steht fest, dass der Sound von Platten eine höhere Qualität ausweist, als ein digitaler Sound. Nimmt man CDs und MP3-Dateien als Vergleich, stimmt diese Aussage, denn technisch gesehen haben Schallplatten mehr und genauere Audio-Infos. Allerdings setzen immer mehr Streaming-Anbieter auf verlustfreies Audio. Außerdem kommt es auf verschiedene Faktoren wie beispielsweise Machart der Platte oder des Wiedergabegerätes an. Eine schlechte Aufnahmequalität bleibt eine schlechte Aufnahmequalität - ganz egal, in welchem Format.

Fast alle großen Hersteller von Unterhaltungselektronik haben entsprechende Plattenspieler im Sortiment. Dabei zeichnet sich ein Trend ab: Statt die Musik nur über per Kabel angeschlossene Verstärker abzuspielen, wird der Sound per Bluetooth übertragen. Damit lässt sich der Standort des Turntables frei wählen - eine direkte Nähe zum Verstärker ist nicht nötig. Werden beispielsweise Bluetooth-Boxen genutzt, dürfen die ruhig einige Meter vom Plattenspieler entfernt stehen.

Yamaha etwa integriert so einen Plattenspieler in sein Musiccast-System (Testbericht) und auch Sonos hat ein entsprechendes Bundle aus Play:5-Lautsprecher und Plattenspieler. Bei Kopfhörern funktioniert das auch, allerdings stört es den Empfang häufig, wenn man sich in der Wohnung oder im Haus bewegt. So können schon Wände eine unüberwindliche Hürde für einen fehlerfreien Sound darstellen. Außerdem sollten Lausprecher oder Kopfhörer über eine eigene Lautstärke-Regelung verfügen, was zum Beispiel nicht bei jedem Bluetooth-Kopfhörer der Fall ist.

Als praktische Beispiele haben für diesen Ratgeber zwei preislich weit auseinanderliegende Bluetooth-Plattenspieler ausgewählt: Den Sony PS-LX310BT mit einem UVP von 249 Euro und den Alva TT von Cambridge Audio mit einem UVP von 1699 Euro. Ein wesentlicher Unterschied beider Modelle ist der Antrieb: Beim Sony-Plattenspielers wird der Plattenteller ganz klassisch mit einem Riemen in Bewegung gesetzt, beim Cambridge-Modell übernimmt das ein hochwertiger Direktantrieb.

Nach dem Auspacken des Sony-Players beginnt der Zusammenbau. Der leicht Alu-Plattenteller muss mit dem Riemen bestückt und auf das Gehäuse gesetzt werden. Dies ist der einzige Arbeitsschritt, der ein wenig mehr Aufmerksamkeit erfordert, denn der Riemen wird dabei über den Antriebsdorn gezogen und etwa mittig platziert. Der Tonabnehmer und die Nadel sitzen bereits an Ort und Stelle, auch um die Einstellung des Auflagegewichts muss man sich hier nicht kümmern. Gummimatte auf den Teller, Deckel in die Halterung stecken und per festverbautem Kabel mit der Anlage verbinden - und schon ist der PS-LX310BT betriebsbereit.

An der Rückseite befinden sich zwei Schieberegler. Mit dem ersten wird entweder der eingebaute Vorverstärker oder ein externer Verstärker mit dezidierten Phono-Eingang als Signal-Verstärker ausgewählt. Der zweite Schalter reguliert in drei Stufen die Ausgangslautstärke im Line- und Bluetooth-Betrieb. Das ist zum Beispiel für Kopfhörer nötig, deren Lautstärke nicht am Gerät reguliert werden kann. Apropos Bluetooth: Der große Pairing-Button befindet sich links unterhalb des Plattentellers. Einmal drücken und schon sollten kabellose Kopfhörer oder entsprechende Lautsprecher den Plattenspieler in ihrer Bluetooth-Liste finden.

Beim Sony PS-LX310BT handelt es sich um einen vollautomatischen Plattenspieler, das heißt: Im besten Fall muss der Tonarm nicht angefasst werden. Die Abspielgeschwindigkeit und die Größe der Schallplatte wird über zwei Drehschalter neben dem Plattentellerreguliert. Dann genügt ein Druck auf die Taste „Start" - und schon fängt der Teller an zu drehen, der Arm hebt sich und setzt vorsichtig auf den Anfang der Rille. Die Stopp-Taste beendet das Abspielen und führt den Tonarm zurück in die Ruheposition. Mit einer weiteren Taste kann der Tonarm angehoben oder gesenkt werden, um zum Beispiel einen bestimmten Track auszuwählen oder das Abspielen zu pausieren.

Den Klang haben wir mit der Anlage Mu-So von Naim getestet. Der Plattenspieler gibt den Sound so ordentlich wieder, wie man es in dieser Preisklasse erwarten darf. Höhen, Mitten und Bässe werden super dargestellt - sowohl über die Kabelverbindung als auch per Bluetooth. Vergleichbar ist der Sound in etwa mit dem von Streaming-Diensten.

Wird allerdings ein Kopfhörer mit dem Plattenspieler gekoppelt, wird es etwas Tricky. Auch wenn es sich bei einem kabellosen System anbietet, sollte man nicht durch den Raum laufen - oder ihn sogar verlassen. Die Funkverbindung reagiert äußerst sensibel, im Test brach die Verbindung schon mal für ein paar Millisekunden ab. Insgesamt waren wir aber von der einfachen Bedienung, dem relativ ausgewogenen Klang und dem puristischen Design angetan.

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In einer ganz anderen Liga spielt der Aiva TT von Cambridge Audio. Auch dieser Plattenspieler muss erst einmal aufgebaut werden. Der schwere Plattenteller aus Polyoxymethylen (POM) wird dafür einfach aufgesetzt. Ein Riemen ist nicht nötig, da der Teller direkt angetrieben wird. Beim Tonarm gilt es, das Gegengewicht aufzuschrauben um dann das Auflagegewicht korrekt einzustellen. Dafür liegt der Verpackung eine kleine Wippe bei, die als Waage dient. Nun werden noch die vergoldeten Kabel eingesteckt und mit der Anlage verbunden. Da auch hier ein Phono-Vorverstärker integriert ist, kann der Sound direkt und ohne Umwege über angeschlossene Boxen ausgegeben werden. Auf der Rückseite befindet sich ein Schiebeschalter, mit dem die Bluetooth-Verbindung aktiviert wird. Ein kleiner Druckknopf daneben startet das Pairing. Ganz witzig: Die Beschriftung wurde kopfüber aufgebracht, dadurch kann man sie auch lesen, wenn man vor dem Plattenspieler steht und von dieser Position die Tasten auf der Rückseite sucht.

Der Plattenspieler von Cambridge Audio ist ein Design-Objekt: In allen Details zeigt sich der Alva TT von seiner edlen Seite. Das schwere Chassis ist aus einem Aluminium-Block gefertigt, das minimalistische Design zieht sich bis zu den kleinen Druckknöpfen für Start und die Geschwindigkeitswahl. Der Tonarm stammt vom Spezialisten Rega, das Moving Coil (MC) Tonabnehmersystem ist dagegen eine Eigenentwicklung. Der Tonarm wird manuell mit einem kleinem Lift-Stäbchen auf und ab bewegt und dann per Hand über die Platte in Position gebracht.

Der Klang ist atemberaubend, der Sound ist voll und differenziert in allen Details - jeder Ton sitzt. Wer in den vergangenen Jahren vor allem Streaming-Musik in durchschnittlicher Qualität gehört hat, wird kaum glauben, was für Nuancen in den Lieblingssongs stecken können. Doch wo die Kabelverbindung für einen exzellenten Sound sorgt, zeigen sich bei der Bluetooth-Verbindung - zumindest im Test - leichte Schwächen.

Der Alva TT hat sich mit verschiedenen Kopfhörern schnell verbunden. Doch sobald der Empfänger das Highres-Format aptX HD aktiviert hatte, war die Verbindung holprig. Das Signal wirkte abschnitten, immer wieder kam es Tonaussetzern. Sobald die Qualität aber heruntergeschraubt wurde, lief es rund. Das mag an den verwendeten Testgeräten gelegen haben, stört aber ein wenig den Gesamteindruck: So etwas darf bei einem Modell dieser Preisklasse nicht passieren.

Die Bluetooth-Verbindung zum Naim Mu-So oder zum Sony-Verstärker zeigte diese Ausfälle dagegen nicht. Hier kam der Sound klar und sauber zum Empfänger. Qualitativ war hier kaum ein Unterschied zur Kabelverbindung feststellbar, nur die Lautstärke war ein wenig geringer. Den Alva TT ist derzeit nur über das europäische Ausland zu beziehen.

Natürlich muss ein Plattenspieler nicht so viel kosten, wie diese beiden Modelle. Es gibt bereits für weniger als 100 Euro entsprechende Geräte. Allerdings darf man von diesen Plattenspielern keine Sound-Wunder erwarten - und das gilt nicht nur bei der Übertragung per Bluetooth.

Einsteiger-Modelle genügen sicher, um mal zwischendurch ganz nostalgisch die alten Platten anzuhören. Doch irgendwo müssen Hersteller sparen: Je mehr Features ein preiswertes Modell hat, desto günstiger sind die einzelnen Bauteile. Bedenkt man, dass gebrauchte Alben in guten Zustand derzeit Rekordpreise erzielen, empfiehlt es sich, dem Vinyl ein bisschen mehr Liebe zukommen lassen.

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Wichtig ist: Ein Bluetooth-Plattenspieler sollte auch per Kabel gut klingen. Die Übertragung per Bluetooth darf ruhig als Bonus angesehen werden. Denkt man sich den Funkstandard weg, müssen vor allem Verarbeitung, Tonabnehmer und Anschlüsse in vernünftiger Qualität sein.

Darüber hinaus empfiehlt es sich auf Systeme zu setzen, die sich einfach austauschen lassen, um bei Bedarf die Qualität beispielsweise mit einer neuen Nadel zu erhöhen. Sony setzt beim LX310BT auf ein eigenes Tonabnehmer-System, welches sich nicht mit Produkten anderer Hersteller verträgt.

Auch die verwendeten Kabel spielen eine wichtige Rolle: Sony hat Chinch-Kabel fest verbaut. Beim Alva TT von Cambridge Audio werden dagegen austauschbare Audiokabel mitgeliefert. Auch wenn es nicht nötig ist: Bei Bedarf lässt sich das Tonabnehmer-System austauschen, eine große Auswahl bieten dafür zum Beispiel von Ortofon oder Audio Technica.

Wer gerade erst seine Plattenleidenschaft entdeckt hat, sollte bedenken: Die meisten günstigen Bluetooth-Plattenspielern können keine Highres-Formate per Bluetooth übertragen. Der Sound kommt in diesen Fällen nicht an die Qualität von Highres-Streams heran.

Wer in bester kabelloser Qualität hören will, sollte also passend zum Rest der Anlage auch einen Plattenspieler wählen, der einen Highres-Standard beherrscht - wie zum Beispiel eines der beiden Modelle aus diesem Ratgeber. Beim Sony PS-LX310BT werden SBC und aptX unterstützt, AAC und LDAC dagegen nicht. Beim Alva TT von Cambridge Audio kommt noch aptX HD hinzu.

Generell gilt: Bluetooth ist nicht maßgeblich für die Qualität des Sounds entscheidend. Ein Hifi-Enthusiast wird sicher keinen Plattenspieler nur Aufgrund der Bluetooth-Fähigkeit kaufen. Aber gerade die Möglichkeit, vernünftige Lautsprecher ohne direkte Kabel zu bespielen, hat einen großen Reiz. Die Kompatibilität zu kabellosen Kopfhörern kann man da eher als praktische Dreingabe verstehen.

Allerdings muss dafür nicht extra ein entsprechender Turntable angeschafft werden. Häufig genügt es, das Audiosignal vom Verstärker mittels Adapter Bluetooth-fähig zu machen ( Vergleich und Ratgeber). So ist letztendlich jeder Plattenspieler - wenn auch über kleine Umwege - bereit für die Zukunft.

Permalink: https://techstage.de/-4517055

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