Gerd Blank

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Wohnmobile unter Strom: E-Camping ist die Zukunft

Elektroauto

von Gerd Blank -

Wohnmobile liegen im Trend: In Deutschland werden mehr Neufahrzeuge angemeldet als je zuvor. Das nächstes Ziel der Hersteller: Elektrische Wohnmobile.

Wohnmobile mit E-Antrieb werden interessant

Einsteigen, ein kurzer Blick zurück, die Packliste gedanklich durchgehen. Irgendwas vergessen? Nein, alles dabei. Also Gang rein, Blinker setzen und ab in die Freiheit. Denn nichts anderes ist das Ziel, wenn man mit dem Wohnmobil unterwegs ist: raus aus dem Trott, hinein ins Abenteuer.

Urlaub in den eigenen vier rollenden Wänden ist im Trend.

Ein Gedanke, der immer mehr Deutsche animiert, sich selbst einen komfortablen Wagen mit Schlafmöglichkeit zu kaufen. Allein 2017 wurden laut Caravaning Industrie Verband (CIVD) in Deutschland 40.568 Wohnmobile zugelassen. Und laut Kraftfahrt-Bundesamt waren im vergangenen Jahr insgesamt mehr als 450.000 Fahrzeuge registriert. Ganz klar: Urlaub in den eigenen vier rollenden Wänden ist im Trend.

Noch sind allerdings vor allem Diesel-Wohnmobile oder Benziner auf den Straßen unterwegs. Aber auch wenn es noch ein paar Jahre dauern mag, bis das letzte Fahrzeug mit Verbrennungsmotor von den Straßen verschwunden ist, eines ist sicher: Deren Tage sind gezählt. In nicht einmal mehr einer Generation fahren sogar auf dem Land alle Autos und Busse mit Strom statt mit Benzin oder Diesel. Und da die E-Motoren zudem immer stärker werden, können selbst Lkw auf fossile Brennstoffe verzichten. Damit beginnt es, dass Wohnmobile mit E-Antrieb interessant werden.

Noch ist E-Camping ein Wunschtraum

Zurzeit ist ein längerer Camping-Urlaub in einem E-Wohnmobil allerdings noch ein Wunschtraum. Denn auch wenn erste E-Campingfahrzeuge bereits in der Planung sind - noch taugen diese eher für nähere Ziele. Ein Beispiel: Wer mit dem Wohnmobil von Hamburg nach Sardinien fährt, muss bis zum Fährhafen Livorno eine Strecke 1400 Kilometern überwinden. Würde das Wohnmobil mit Strom statt mit Diesel fahren, würden schon die Akkus eine Menge Gewicht einnehmen. Und je mehr Kilometer ich mit einer Ladung schaffen möchte, desto schwerer wird der Wagen.

Aber selbst, wenn mein elektrisches Wohnmobil rund 600 Kilometer mit einer Ladung schaffen kann, würde das Aufladen des Akkus länger als die Viertelstunde dauern, die man fürs normale Tanken benötigt. Wahrscheinlich müsste man sich einen Platz zum Übernachten suchen und könnte die zweite Etappe erst am kommenden Tag fahren.

Sobald flächendeckend Stromzapfsäulen stehen oder die Möglichkeit zum schnellen Batterietausch besteht, kommt auch mehr Flexibilität ins mobile E-Reisen.

Das klingt erst einmal nicht rosigen Camping-Aussichten. Doch mit einem alten Diesel möchte ich auch nur selten länger als sechs Stunden am Stück fahren, da es einfach keinen Spaß macht, einfach durchzurauschen. Der Unterschied zum E-Mobil ist einfach, dass es derzeit mehr Möglichkeiten gibt, den Tank schnell zu füllen. Doch sobald flächendeckend Stromzapfsäulen stehen oder die Möglichkeit zum schnellen Batterietausch besteht, kommt auch mehr Flexibilität ins mobile E-Reisen. Und genau an solchen Konzepten arbeiten die Industrie.

Wohnmobilstellplatz mit Ladesäule

Am Zielort angekommen, sucht sich der Camper in den meisten Fällen einen legalen Wohnmobilstellplatz für die Nacht. Denn auch wenn der Vanlife im Kopf der meisten Camper vor allem mit der persönlichen Freiheit zu tun hat - beim Camping hört das Freiheitsgefühl häufig auf. Ein ausgewiesener Wohnmobilstellplatz ist dann doch das Nachtquartier der Wahl. Zudem ist Wildcamping vielerorts verboten.

Schon jetzt bieten Wohnmobilstellplätze den Vorteil, dass sich der Urlauber zwischendurch per Kabel mit Strom versorgen kann. Künftig wird damit nicht nur die Bordbatterie aufgeladen und der Kühlschrank betrieben, sondern auch der große Akku für den Antrieb gefüllt - und das ganz bequem über Nacht.

Für all jene Camper, die möglichst mitten in der Natur stehen wollen, passt der E-Antrieb besser zum Lifestyle.

Darüber hinaus werden auch Rastplätze künftig immer mehr Ladestationen anbieten müssen, da auch der Lastverkehr vermehrt auf Strom setzen wird. Doch auch für all jene Camper, die möglichst mitten in der Natur stehen wollen, passt der E-Antrieb besser zum Lifestyle - schließlich macht der Motor keinen Lärm, und die Luft bleibt sauber.

Wohnmobile dürfen teuer sein

Ein neues Wohnmobil, mit Verbrennungsmotor und durchschnittlich ausgestattet, gibt es ab 40.000 Euro. Der nicht geringe Preis für einen E-Camper wird daher sicher keine Hürde sein. Der Caravan Salon in Düsseldorf lockte im vergangenen Jahr weit über 230.000 Besucher an. In diesem Jahr wird mit noch mehr Interessierten gerechnet. Eine Umfrage unter allen Besuchern hat ergeben, dass sie sich vor allem für Reisemobile interessieren und in absehbarer Zeit planen, ein Fahrzeug zu kaufen. Den größten Teil nimmt dabei mit 35 Prozent die Altersgruppe zwischen 50 und 60 Jahren ein. Denen ist Komfort und Qualität wichtig - und dafür sind sie bereit, zu investieren.

Noch sind die Hersteller allerdings nicht soweit. Bislang sieht man auf Messen wie dem Caravan Salon vor allem Elektrostudien, aber noch kaum marktreife Modelle. Wer Elektro-Camping will, muss noch selbst Hand anlegen und zum Beispiel aktuelle E-Transporter entsprechend umbauen. Doch die großen Hersteller haben den Trend erkannt und bereiten sich vor, denn die Zukunft hat auch bei Wohnmobilisten angeklopft. Und die heißt: Wir fahren mit Strom.

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