Caroline Wahls Romandebüt „22 Bahnen" berührt die Herzen. Sie erzählt von einem Familienleben, in dem nichts in Ordnung ist, von Liebe und Fürsorge. Und das in einem ganz eigenen Ton.
„Karotten, Kirschtomaten, Champignons, Äpfel, Vollmilch, Toppas, Lion Cereals, Vollkorntoast, Reis, Honig, Schokopudding mit Vanilleflecken, Geo Mini" sind nur einige der Sachen, die ein Kunde bei Tilda einkauft. Die Studentin, die sich mit einem Job an der Supermarktkasse durchschlägt und sich nur Billigprodukte leisten kann, vertreibt sich die Monotonie ihrer Arbeit damit, dass sie ihre Kunden zunächst nicht anschaut und versucht zu erraten, wer diese Dinge aufs Band gelegt hat. Oft liegt Tilda richtig - in diesem Fall handelt es sich um eine junge Mutter, die mit ihrem Sohn einkauft. "Wenn der wüßte, was er für ein Glück hat", denkt die Kassiererin.
Denn Tilda und ihre erst fünfjährige Schwester Ida haben alles andere als Glück, was ihre Familiensituation angeht: Ihre Mutter ist alkoholkrank, die Väter fehlen, das Geld ist knapp. So muss sich Tilda also nicht nur um Studium und Job, sondern auch um ihre kleine Schwester kümmern. Und stets ein Auge auf die Mutter haben, die immer mal wieder in depressive Phasen verfällt oder sogar gewalttätig wird und Ida oder sich selbst verletzt. So gilt es, Tag für Tag die unberechenbare Mutter genaustens zu beobachten, um womöglich zu erahnen, wie sie sich demnächst verhalten wird.
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