Den ersten Arbeitstag in Russland wird Laura nie vergessen. Den Geruch nach Putzmitteln, verkochtem Essen und Urin, die endlosen Flure. Vor allem aber die Menschen. Sie schreien, sie lallen, sie liegen apathisch im Bett. Es sind Schwerstbehinderte, mit Epilepsie, Downsyndrom, offenem Rücken, Glasknochen. Nach dem Abitur hat die 21-jährige Laura aus Bremen ein Jahr als Freiwillige gearbeitet, in einem Heim für Behinderte und Obdachlose in Peterhof bei St. Petersburg. „Ich habe noch immer Probleme, mit dem umzugehen, was ich gesehen habe", sagt sie heute, ein Jahr nach ihrer Rückkehr. Den Plan, Medizin zu studieren, hat sie aufgegeben; sie musste sich neu orientieren. „Man bekommt Liebe, man bekommt Dankbarkeit von den Leuten, denen man hilft", erinnert sich der 20-jährige Paul an seine Zeit in Peterhof. Er hat angefangen, als pädagogischer Helfer in einer Förderschule zu arbeiten. Später will er eine Erzieherausbildung machen. Aber auch er ist in Russland an seine Grenzen gekommen.
Als sich Paul mit 18 für den Freiwilligendienst entscheidet, ist er vor allem eines: froh, die Schule, die er kurz vor dem Abitur abgebrochen hat, und den Streit mit den Eltern hinter sich zu lassen. Froh, rauszukommen aus Nümbrecht, einem Kurort zwischen Köln und Siegen, rauszukommen aus Deutschland. In der zehnten Klasse hatte er ein Sozialpraktikum in einem integrativen Kindergarten gemacht. Er mochte die behinderten Kinder. Als ihm eine Lehrerin von einem Freiwilligenprogramm erzählt, denkt er nicht lange nach und bewirbt sich.
Lauras Plan, nach Russland zu gehen, ist auf einer Klassenfahrt nach St. Petersburg entstanden. In ihrem Blog schreibt sie darüber: