Das Metaverse könnte bereits in einigen Jahren weite Teile des Alltags prägen. In der virtuellen Realität entsteht eine neue Parallelwelt. Doch was steckt hinter dem Hype?
Die Getränke an der Bar gehen aufs Haus. Verschiedene Cocktails und Flaschen stehen dicht an dicht beieinander. Wer Durst hat, kann sich bedienen. Eine Kasse gibt es hier nicht. Direkt neben dem Bartresen, zwischen zwei korinthischen Säulen, ist die Aussicht auf die Tanzfläche am besten. Inmitten von grellen Lasern und pinkem Nebel bewegen sich im „Sponza Palace“ zehn Personen zu lauter Dance-Musik. Man versteht sein eigenes Wort kaum, wenn die Bässe einsetzen.
Am Rand, in einer Lounge mit beigen Kissen, steht Mikael Zachrisson. Zachrisson, den hier alle nur Zacke nennen, unterhält sich mit einem Besucher. Er trägt ein gelbes Sweatshirt, die ebenfalls gelben Haare hat er zur Seite gekämmt. „Alle fahren auf die Leuchtstäbchen ab“, sagt er und lacht. Einige Meter weiter steht Manon Smits. Sie trägt ein schwarzes Kleid mit pinken Blumen, ihre blonden Haare trägt sie an diesem Abend offen. Sie winkt Zachrisson auf die Tanzfläche. Er dreht sich zu ihr und verabschiedet sich von seinem Gesprächspartner.
Zachrisson steht eigentlich in einer Garage mitten in Stockholm, Smits lebt in der holländischen Provinz. Und trotzdem tanzen sie gemeinsam – und organisieren eine der beliebtesten Event-Reihen in der virtuellen Welt „AltSpace VR“. Der „MOMA Rave“ ist die dreißigste Veranstaltung, die sie in diesem Vorläufer des Metaverse veranstalten. Zachrisson ist Architekt, Lichttechniker, DJ und Türsteher zugleich. Während er auf die Tanzfläche verschwindet, unterhalten sich in der Lounge fünf Besucherinnen und Besucher auf Spanisch. Im „Sponza Palace“ kommen Menschen aus aller Welt zusammen.
Die Idee des Metaverse gilt in der Tech-Szene und darüber hinaus als eines der Highlights der näheren Zukunft. Immer mehr Unternehmen investieren in virtuelle Produkte, neue Kompetenzen wie etwa das Bauen von virtuellen Welten werden immer gefragter. Die amerikanische Investmentbank Morgan Stanley schätzt das mögliche Handelsvolumen für das Metaverse und damit verbundene Produkte und Dienste auf 8,3 Billionen Dollar allein in den Vereinigten Staaten. Und während VR-Brillen hierzulande noch überwiegend in der Gaming-Szene verwendet werden, entstehen im Hintergrund unzählige Parallelwelten. Schon heute finden riesige Konzerte und immersive Konferenzen im virtuellen Raum statt. Immersiv heißt, dass Nutzerinnen und Nutzer Inhalte nicht mehr nur konsumieren, sondern in sie eintauchen. Was ist dran an der Vision eines Metaversums?