1913 in Berlin als Robert Baum geboren, die Eltern Schauspieler, die ihn auf ein Leben zwischen den Sicherheiten vorbereiteten, ein Freund des Vaters ist der schon damals legendäre „rasende Reporter" Egon Erwin Kisch, der ihm zum Vorbild wird. Mit 9 Jahren stößt er auf die jüdisch-demokratische Wandervogel-Gruppe, die mit Heimabenden, jeden Sonntag mit einem Ausflug „ins Grüne", was auch heißt, trampen nach Gelegenheiten, die eigene Identität zwischen Anpassung und Aufbruch diskutieren.
Als Student reißt er nach dem Reichstagsbrand die Plakate des Stürmer in der Humboldt-Universität ab, wird verhaftet und kommt durch einen Trick frei, kann als Ski-Urlauber nach Österreich und in die Schweiz fliehen, berichtet für verschiedene Zeitungen aus Prag und Paris, und hat Kontakte, aber zum Teil wenig Vertrauen in die einzelnen Exil-Gruppen, bis ihn die Berichte zu den Konzentrationslagern, die von der internationalen Presse nicht gebracht werden, enorm belasten. (weiteres dazu: Robert Jungk - Die frühen Jahre, Mag. Kathrina Gammer, JBZ-Arbeitspapiere)
Seine Freundschaft mit Peter Weiß (Ästhetik des Widerstandes) wird ein eigenes Kapitel ...
Jüdische Geschichte der deutschen Wissenschaften:Obwohl sich Robert Jungk nicht als gläubiger oder orthodoxer Jude präsentiert hat, und seine politische Haltung auf seine politische Verfolgung, seine Unfähigkeit, den Holocaust zu veröffentlichen, und seine Erschrecken, dass das hoffnungsvolle Amerika mit Hiroshima sich der selben Verbrechen als fähig erweist: Der Kalte Krieg war schon vor 1945 gestartet.
Der religiöse Drang zum Wissen und zum AustauschJungk hatte in seiner Zeit in Amerika nach 1945 den Austausch mit vielen Wissenschaftlern gefunden, und in Ansätzen beschreibt er die Netzwerke, in denen er - mit dem jüdischen Kontext - die vielen Kontakte bekommen und zuordnen konnte. Es war nicht nur Zeitung lesen, was er ausführlich machte, es waren die intensiv gepflegten Familien-Kontakte und die Kameradschaften, die weiter empfehlen konnten, da es innerhalb der eigenen Kreise nicht in erster Linie um Konkurrenz ging. Genaueres im Endbericht_Nachlass_ RobertJungk.pdf
Die Talmud-Schule, die Lern-Diskussion der Gesetze und Bräuche,die das biblische Geschehen in Bezug zum aktuellen Alltag und seinen Dilemma setzen, war bis zum 3. Reich die Grundlage für eine große Menge der Gymnasiasten und Studierenden, denn obwohl die jüdische Bevölkerung nur ca 5-8% in Berlin stellte, brachten sie 25-40% der Ärzte, Anwälte und wissenschaftlichen Mitarbeitenden. Die gemeinschaftliche Förderung der Kinder in die Wissenschaften war eine Überlebenshaltung der Familien „im Exil". ... inspiriert von Manès Sperber: Churban oder die unfaßbare Gewißheit. dtv Wien 1979
Als Wissenschafts-Journalist hatte Robert Jungk sich einen Namen gemacht, der über die engagierte Atom-Kritik hinaus ernst genommen wurde, Anfang der 1960er Jahre sprach er auch in München auf Demonstrationen gegen Wiederbewaffnung und Notstandsgesetze.
Das damalige Ende des WandervogelDie vielfältigen Gruppen und Strömungen im Wandervogel beschreibt auch Robert Jungk:
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstandenen die ersten jüdischen Jugendbünde, die die Lebensform des Wandervogels übernommen haben und in ihrem Denkmuster und Agieren ebenso deutsch waren.
Die einzelnen Gruppen gingen mit ihren jugendlichen Führern „Auf Fahrt", trafen sich zu Heimabenden, getragen von der Hoffnung auf ein „neues Leben" und eine „neue Gesellschaft" frei von Doppelmoral.
Suchten christlich-konfessionelle Jugendbünde als Reaktion auf die entleerten kirchlichen Rituale nach einer eigenen Spiritualität, so sehnten sich jüdische Jugendliche wie Robert Jungk als Reaktion auf ihr assimiliert-bürgerliches Elternhaus nach einer neuen jüdischen Identität, die das Deutschsein nicht ausschließen sollte.
Die Umgebung stellte allerdings ihr deutsch-jüdisches Selbstverständnis zunehmend in Frage. Bereits 1913 löste der „Zittauer Fall" - einem jüdischen Mädchen wurde die Aufnahme in eine Wandervogelgruppe verwehrt - eine Debatte über Antisemitismus aus.
Einzelne Gruppen distanzierten sich allerdings vom Antisemitismus und deutsche Juden und Jüdinnen gehörten weiterhin jüdischen als auch nicht-jüdischen Jugendbünden an. S. 6 Helga Embacher zu Robert Jungks Judentum
Im Kameraden mehrten sich die Zweifel an der deutsch-jüdischen Symbiose, dem bisherigen Kernelement des Bundes.
Bereits 1927 war es mit dem Ausschluss des „Schwarzen Haufens", der anarchistisch-sozialistische Positionen vertrat, zu einer ersten Abspaltung gekommen. 1932 brachen die Kameraden endgültig auseinander: Der sozialistische Flügel bildete mit 100 bis 200 Mitgliedern die Freie Deutsch-Jüdische Jugend, die etwa 400 Mitglieder des patriotisch-deutschen Flügels schlossen sich im männerbündischen Schwarzen Fähnlein
zusammen und der Rest, rund 1.000 Mitglieder, bildete unter Menachem (Hermann) Gerson, einem Schüler von Martin Buber, die Werkleute und bereitete sich auf die Gründung eines eigenen Kibbuz in Palästina vor.
Zwischen Assimilierung und Diskriminierung:
Helga Embacher zu Robert Jungks Judentum in PDF: arbeitspapiere.files.wordpress.com/2012/10/endtext-jbz-ap-22-embacher-nlo.pdf
Gleichschaltung in HJ / BDM / Jugendherbergswerk, Arbeits- und KriegsdiensteDie Scholl-Geschwister hatten in der Ulmer Hitler-Jugend (verbotenerweise) noch die freiheitlich-bündischen Traditionen gepflegt, was von den militaristisch eingestellten Führern angezeigt worden war. Der Prozess gegen Hans Scholl, der damals eine große Lappland-Fahrt organisiert hatte, hatte nur Devisen-Vergehen und keine Verfehlungen nach 3175 nachweisen können und wurde glücklicherweise eingestellt, so dass er Medizin studieren konnte.
Sophie Scholl hatte noch im Rüstungsbetrieb arbeiten müssen, ehe sie ihrem Bruder Hans nach München folgen konnte, um zu studieren. Er hatte als Medizin-Student schon seinen Freundeskreis mit Christoph Willi Graf und Alexander Schmorell, sie waren zeitweise an der Ostfront im Lazarett eingeteilt und hatten von da her die Lage, Werner Scholl erzählte von der vorderen Front um Stalingrad.
Robert Jungk tauchte in der Schweiz unter, arbeitete als Journalist in den Möglichkeiten, die jene Zeit gab: Reisen zwischen Prag, Zürich und Paris waren auf Umwegen möglich,
Nachkriegszeit: Baden Powell und die Pfadfinder-Idee, Jugend als ZeitraumDie amerikanische Jugendbewegung der Pfadfinder war in der Wandervogel-Bewegung immer kritisch diskutiert worden, vor allem widersprachen die Hierarchien, Rangstufen und Disziplin-Vorstelllungen den Grundgedanken der Meißner-Treffen von Autonomie und Selbstverwirklichung.
In der Nachkriegszeit waren die internationalen Bezüge in den Besatzungszonen vorherrschend, Umerziehung stand zuerst als Programm im Vordergrund, die Jugendverbände bekamen die beschlagnahmten Häuser zurück und die kirchlichen Verbände konnten sofort starten.
Auf breiter Ebene versuchte man, Selbstorganisation der Jugendlichen in den Jugendringen zu organisieren, die Kirchen pflegten zuerst vor allem mit den Kindern die Jung- und Frohschar-Arbeit, der DGB versuchte etwas mit beruflichen Jugendlichen, die Kirchen hatten dann eine breite Palette der thematischen Verbände.
Aus den USA kamen die verstörenden Nachrichten von Resten der Sklaverei / dem Kampf um Bürgerrechte (und unsere älteren kannten noch die Leibeigenschaft, am Land hatten Knechte und Mägde noch kaum die Möglichkeit, zu heiraten, einen eigenen Hausstand zu gründen.
Nach dem Korea-Krieg in weiter Ferne zog sich über viele Jahre der Nachrichtentext zu Vietnam, die Studierenden entlarvten Nazi-Professoren in den Hochschulen,
Das Pressewesen war lizenziert und amerikanisch gesteuert, und Kalter Krieg zog sich durch alle öffentlichen Themen und kontrollierte die Berichte zur Wiederbewaffnung, zu den Notstandsgesetzen, Robert Jungk sprach in München zur Eröffnung einer Kundgebung und Demonstration.
Der Atomstaat brachte nicht nur die Atomwaffen und die Hoffnung auf billige Reaktoren aus den USA, sondern auch eine neue Generation von Trainern der Gewaltfreien Aktion, und Alternativen organisierten sich, in Whyl, im Dreyeckland zwischen Schweiz, Frankreich und Baden besannen sich Bürger auf ihre widerständigen Traditionen, die sie in diesem Grenzland immer schon üben konnten.
Die Bürgerproteste breiteten sich durch Gruppen der Gewaltfreie Aktion, durch Berichte von den Ausschreitungen der Polizei in Gorleben bei der Räumung der „Atom- Freien Republik Wendland" aus, und immer mehr Mesnchen sammelten sich in der Friedensbewegung, protestierten aktiv gegen die Pershing-Stationierung, gegen Erweiterungen und Großflughäfen, überzogene Autobahntrassen.
Die Grüne Bewegung ging dann mit dem Joschka-Fischer-Hype und dem Kosova-Krieg unter, verlor Basis und wurde Karrieren-Kader für und gegen Kürzungen und große Koalitionen.
Meine erste Begegnung mit Robert Jungk war nach einem Artikel im kursbuch zu Utopie bei einem Zelt, Jungk stellte sein Modell der Zukunftswerkstatt in Wien in den Praterwiesen vor, wo ich als Gast der Friedensbewegung in der Gewaltfreien Aktion als Trainer mitwirkte.
Der Atomentscheid in Österreich hatte eine andere Politik bewirkt, wie wir später in Graz, im Kampf gegen neue schwedische Abfangjäger,erleben konnten: Etwas bewegen können ...
Eine weitere Brücke war Rolf Schwendter, DDDr. und Professor für Devianz-Forschung in Kassel mit den Schwerpunkten Gesundheit, Anti-Psychiatrie, Marxismus und Liedermacher, der im Theorie-Arbeits-Kreis Alternative Ökonomie der AG SPAK ein forschendes Feld aufgebaut hatte, das in Resten bis heute existiert und wirkt.
Die AG SPAK, Arbeitsgemeinschaft der Sozialpolitischen Arbeitskreise der evangelischen und katholischen Studentengemeinden hatte Arbeitskreise zu Behinderten, die sich dann Krüppelbewegung nannten, zu Drogen- Knast- und Psychiatrie, zu befreiender Pädagogik, und betrieb neben zahlreichen Seminaren, vierteljährlichen Entscheidungskollektiven einen Verlag, der bis heute besteht.
Im Austausch mit Evangelischen Akademien, wie Bad Boll, Hohenwarth, gab es Arbeitskreise zu Kirchen und Ökologie, Energie, zu den Befreiungsbewegungen in Südamerika, zu Theologie oder bewaffneter Kampf, Tupamaro- und Stadtguerilla-Bewegungen.
Der Trikont-Verlag brachte Bücher zu Frauen- und Schwulenbewegungen in verschiedenen Länder-Geschwindigkeiten, ein Zweig ist heute führend in der Musik der Kulturen.
Rüstungsexportkampagne, Nato,
Landjugend mit Bioanbau, Solidaritätsaktionen, Nicaragua-Brigaden,
Aids, Arbeitslosenbewegung, Geschichtswerkstätten, Hartz4, Selbsthilfe, Netzwerk, Selbstorganisation, Graswurzrl, contraste, Selbstverwaltung,
Soziale Berufe und Projektentwicklung, Jugendbeteiligung, Kinderrechte,
Wird noch fortgesetzt ...