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Fiona Albiana im Porträt: Eine Bremer Gründerin mit Haltung

Fiona Albiana hat 2019 die Marke "Alima" gegründet

Auf den Umzügen des Christopher-Street-Day (CSD) geht es zu, wie bei einem Festival: Bunte Farben und Glitzer, es ist laut, viele Flaggen werden gezeigt und viele politische Statements abgegeben. Als Fiona Albiana im April 2018 in Köln mittendrin war, hat sie sich als queere Person direkt zugehörig gefühlt. Im kommenden Jahr wollte sie auch ein T-Shirt tragen, mit dem sie sich positionieren könnte. „Ich wollte aber keine Statements-Shirts von großen Marken kaufen, wo dann „Equality" drauf steht, weil es eben keine Equality (Gleichberechtigung) ist, wenn die Leute ausgebeutet werden, die das T-Shirt nähen", sagt Albiana. Sie hat also online nach fair gehandelten und vegan hergestellten Shirts mit politischen Sprüchen gesucht: Fehlanzeige.

„Wenn es das nicht gibt, warum soll ich das dann nicht machen", hat sich die damals 23-Jährige sich gedacht und fing an, es auszuprobieren. Bald nicht nur für sich, sondern auch für Freunde. Und das positive Feedback wurde immer mehr, deshalb hat sie 2019 die Marke "Alima" gegründet. Seit Oktober letzten Jahres hat sie ihren eigenen Laden im Schnoor. Dort kann man aber nicht nur ihre Marke kaufen. Auch andere Marken sind dort vertreten: Plastikfreie Kleidung aus Findorff von Mamoana, Schmuck von Layagh, Unterwäsche von Tizz&Tonic. Alles lokale, vegane und faire Produkte. Und alles Marken von Frauen aus Bremen.  

Als junge Gründerin sei es am Anfang nicht immer einfach gewesen. „Ich bin nicht dafür, grundsätzlich Unterschiede zu machen. Aber die Arbeit mit Frauen fällt mir persönlich oft leichter und klappt einfach sehr gut", sagt Albiana. Inzwischen habe sie ein großes Netzwerk in Bremen aufgebaut. Und es zahlt sich aus: Noch in diesem Monat zieht sie mit der Gründerin Sina der Marke Mamoana in das neue Kaufhaus von „Ekofair" in der Obernstraße.

Der Shop im Schnoor bleibt natürlich auch erhalten. Dort findet man neben den Bremer Marken auch Second-Hand-Kleidung. Denn, fragt Albiana, „was ist nachhaltiger, als Second Hand? Diese Kleidung muss nicht extra produziert werden, mit dem Kauf wird der Markt nicht angeregt." Fiona Albiana ist es wichtig, eine politische Haltung mit ihrer Arbeit zu vertreten. Mit den Statements auf ihren eigenen Shirts gibt sie ihren Kunden die Möglichkeit, sich nach außen zu positionieren. Aber auch der Kauf bei einer lokalen und fairen Marke sei schon ein Schritt in die richtige Richtung. „Jeder Einkauf ist ein Stimmzettel", findet die Gründerin. Ein Kauf eines veganen, fairen und nachhaltigen Produkts sei ein Schritt gegen Ausbeutung von Menschen, von Tieren und für die Umwelt.

Verständnis für die Wertigkeit 

Und auch im Privaten setzt sich Albiana dafür ein: Ob bei Protesten oder im Verein. Sie ist Mitglied in dem Tierschutzverein „Animals Voices" in Bremen, der sich für eine Aufklärung von Tierrechten einsetzten. „Für mich bedeutet faire Kleidung auch, dass diese vegan ist und damit nicht nur fair Menschen gegenüber, sondern auch Tieren", sagt die 25-Jährige. Gerade bei Kleidung sollten sich die Konsumenten bewusster damit auseinandersetzten, welche Marken sie mit ihrem Geld unterstützen, und was dahinter steht. Das Verständnis für die Wertigkeit eines Kleidungsstücks gehe sonst völlig verloren.

Natürlich habe auch sie schon mit Kritik umgehen müssen: „Warum kostet das T-Shirt nicht nur fünf Euro?", sei eine der Anschuldigungen. „Aber wenn ich nachhaltig produziere, sodass ich auf die Stückzahlen achte und damit weniger, bekomme ich keinen Mengenrabatt und die Preise werden automatisch teurer." Außerdem sei Vegan und fair sei auch direkt immer mit besser bezahlten Arbeitsbedingungen verbunden und deshalb teurer. „Außerdem steckt keine große Marke dahinter, sondern nur ich", sagt Albiana. 

Bisher organisiert Fiona Albiana alles allein: Ob das Design der Shirts, die Vermarktung, die Koordination mit den anderen Marken, das Management der Webseiten oder der Auftritt in den sozialen Medien. Ihre Ausbildung als Verkäuferin bei dem im Modehaus Leffers hat sie zwar für diese Art der Arbeit vorbereitet, aber ihr ist es sehr wichtig zu vermitteln, dass jede und jeder sich selbstständig machen könne. Dafür nimmt sie oft kleine Videos auf und gibt so über die sozialen Medien exklusive Einblicke, was eigentlich hinter dem Aufbau einer Marke als selbstständige Frau steckt. „Ich finde es wichtig, dass vor allem junge Mädchen sehen, dass so etwas als schwarze, queere Frau auch geht", sagt Albiana.

Mit ihrem Job hat Fiona Albiana das gefunden, wofür sie brennt. Vorher hatte sie unter anderem viel in der Pflege und in sozialen Jobs gearbeitet. Heute kombiniert ihre Arbeit ihre Leidenschaften. „Obwohl ich von den Stundenzahlen viel mehr arbeite als jemals zuvor, merke ich das kaum", sagt Albiana. In ihrer Marke „Alima" stecke das, was sie als Person ausmache. All ihre Werte seien vertreten. 

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