Interview von Franziska Setare Koohestani
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Huzur ist das, was man eine soziale Aufsteigerin nennt. Sie ist die erste in ihrer Familie, die eine Universität besucht. Und sie ist immer im „Migrationsmodus", auch zwischen zwei Orten: zwischen Deutschland und der Türkei. Außerdem ist Huzur: erfunden. Sie ist die Protagonistin in Nadire Biskins Roman „Ein Spiegel für mein Gegenüber". Ein Buch, das erzählt, wie sogenannter sozialer Aufstieg und Migration die eigene Identität und Zugehörigkeit erschüttern. Zu Beginn der Geschichte ist Huzur bei ihrer Cousine in der Türkei zu Besuch. Sie wurde von dem Referendariat, das sie eigentlich in Berlin absolviert, vorerst suspendiert. Den Grund nennt sie bis auf weiteres „Kopftuchgate". Als sie zurück nach Berlin fährt, trifft Huzur das syrische geflüchtete Mädchen Hiba, zehn Jahre alt und ohne Familie. Sie beschließt, sich um Hiba zu kümmern. Und merkt dabei, wie viel für sie - als Aufsteigerin mit migrantischen Hintergrund - auf dem Spiel steht.
Die Autorin Nadire Biskin, 35, hat Philosophie, Ethik und Spanisch studiert und mehrere Jahre zu Sprachbildung und Mehrsprachigkeit geforscht. Heute arbeitet sie als Lehrerin, schreibt zudem regelmäßig journalistische Texte, unter anderem für Spiegel Online und die Berliner Zeitung. Im Interview spricht Nadire Biskin darüber, warum Kategorien wie soziale Herkunft und race zusammengehören und über die negativen Nachwirkungen des sozialen Aufstiegs.
„Jedes Individuum ist doch mehrschichtig und hat mehrere Identitäten"
„Mir ging es aber darum, zu fragen: Ist man als Aufsteigerin empathischer?"
„Es gibt das unausgesprochene Versprechen: Wenn du dir Mühe gibst, dann wird alles gut. Aber das klappt kaum"
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