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In Düsseldorf kümmern sich Caritas und Diakonie gemeinsam um Bedürftige

Freiwillige im Kleiderladen

In vielen Städten bieten Kirchengemeinden und Wohlfahrtsverbände Kleiderkammern, Beratung und Cafés für arme Menschen an. In einem Düsseldorfer Stadtteil haben sich Protestanten und Katholiken zu einem gemeinsamen Projekt zusammengetan.

Die Tische im evangelischen Gemeindehaus in Düsseldorf-Gerresheim sind liebevoll mit Herbstdekoration gedeckt. Eine Spielecke ist Anlaufpunkt für die kleinen Besucher. Jeden Dienstag kommen bis zu hundert Geflüchtete, bedürftige Senioren, Familien und Alleinstehende hierher, um für kleines Geld zu frühstücken, Gutscheine für den Supermarkt oder den angrenzenden Kleiderladen abzuholen.


2005 starteten Diakonie und evangelische Kirchengemeinde diese Unterstützung für die Ärmsten im Stadtteil. Seit 2015 ist die "Caritas-Diakonie-Sprechstunde" ein Gemeinschaftsprojekt der katholischen Gemeinde St. Margareta und der evangelischen Gemeinde Düsseldorf-Gerresheim. Ziel ist die Beratung und Betreuung von Flüchtlingen und anderen Bedürftigen, die im Pfarrgebiet wohnen. So soll auch ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gefördert werden. Die Idee für die Sprechstunde entstand, da immer mehr Menschen Rat in der Gemeinde suchten, es aber keine organisierte Anlaufstelle gab.


Frühstück, Fahrradwerkstatt und Beratung

Presbyterin Barbara Schulz ist froh über die ökumenische Zusammenarbeit bei diesem Projekt, betont aber, dass Menschen aller Religionen willkommen sind: "Es kommen nicht nur Christen, sondern auch viele Muslime und sogar ein bis zwei jüdische Familien." Von den monatlich 350 bis 400 Besuchern sind mehr als die Hälfte Flüchtlinge, vor allem Muslime und Jesiden. Genau so kommen aber auch deutsche Familien und Alleinstehende her, die staatliche Unterstützung bekommen.

Ein Team von etwa 50 Ehrenamtlichen stemmt alle Aufgaben. Zu der Sprechstunde gehören die Frühstücksausgabe, bei der Erwachsene für 50 Cent und Kinder für 30 Cent Brötchen und Getränke bekommen. Im gegenüberliegenden Gebäude befinden sich ein Sozialcafé und ein Kleiderladen, in dem die Besucher für wenig Geld gespendete Kleidung kaufen können. Neben einer Fahrradwerkstatt werden zudem Beratungsgespräche angeboten.

Von Bedürftigen zu Helfern

Ob Fragen zu Wohnungssuche, Sozialbescheiden oder Antragstellungen - die ehrenamtlichen und geschulten Berater stehen zur Verfügung und werden durch Fachleute der Diakonie unterstützt. "Wir sind nicht nur Gebende, sondern auch Empfangende", sagt Schulz. Einige der Menschen, denen hier geholfen wurde, seien jetzt selbst ehrenamtlich aktiv und Teil der Gemeinde geworden.

Eckhard Liebert ist seit 2012 ehrenamtlich für den Empfang und die Anmeldung der Caritas-Sprechstunde zuständig. Auf seinem Tisch stehen Boxen mit etwa 500 Karteikarten. Hier hat der Rentner die Namen der Menschen vermerkt, die in den letzten zwölf Monaten die Unterstützung der Sprechstunde in Anspruch genommen haben und deren Bedürftigkeit geprüft wurde. Wer frühstücken will oder Beratung braucht, holt sich bei ihm eine Nummer ab.


Temin nur einmal monatlich

Einmal monatlich dürfen die Bedürftigen kommen - alles andere würde den finanziellen Rahmen des Projektes sprengen. Die Leistungen von etwa 85.000 Euro pro Jahr sind durch die Etats der Pfarrcaritas und der Gemeindediakonie nicht gedeckt und müssen aus Spenden finanziert werden. Den größten Teil macht die sonntägliche Kollekte aus.

"Hier kann man den Ärmsten der Armen helfen", erklärt Liebert seine Motivation. "Das Motto heißt hier wirklich Teilhabe." Dadurch, dass die Besucher etwa Gutscheine für Supermärkte bekämen, könnten sie ganz normal einkaufen und fühlten sich nicht ausgegrenzt. Zum Schulanfang gibt es Unterstützung für den Kauf von Schulranzen und Federmäppchen. Vor allem für diejenigen, die sich für ihre prekäre Situation schämen, biete die Caritas-Diakonie-Sprechstunde eine niederschwellige und anonyme Anlaufstelle.

"Für viele ist schon die Möglichkeit, über ihre schwierige Lebenssituation zu sprechen, sehr wichtig", hat Liebert festgestellt. Sorgen machen ihm viele ältere alleinstehende Damen, deren Rente nicht ausreicht, die aber aus Scham nur selten Angebote wie die Sprechstunde in Anspruch nähmen.

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