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Reportage

Exoskelette: Ein Stuhl zum Anziehen

Ein Stuhl zum Anziehen

Der demografische Wandel hat die Industrie erreicht. Mit Stützkonstruktionen für Rücken, Arme und Beine – sogenannten Exoskeletten – wollen viele Betriebe ihre alternden Beschäftigten körperlich entlasten. An der Universität Siegen erforscht Prof. Dr. Karsten Kluth in Zusammenarbeit mit Unternehmen Nutzen und Nachteile dieser neuen technischen Hilfsmittel. Das Interesse der Wirtschaft ist groß.
Von Robert B. Fishman 

Wackelig steht Tim-Ole Mengel in der großen Fabrikhalle zwischen Werkbänken und Maschinenteilen. Keine Sorge, ich stehe hinter Ihnen“, beruhigt ihn Maschinenbaukonstrukteur Prof. Dr. Karsten Kluth von der Universität Siegen und streckt ihm vorsichtshalber seine Arme entgegen. Mengel hat eine Weile gebraucht, bis er sich mit Kluths Hilfe die Beinstützen des „Chairless Chairs“ angelegt hat. Chairless Chair bedeutet frei übersetzt „ein Stuhl zum Anziehen“. Die neue Technik ist ein Exoskelett, also ein körpergetragenes Assistenzsystem, das vor allem Beinmuskeln und den unteren Rücken entlastet, wenn man sich damit zum Arbeiten hinsetzt. An Mengels Knöcheln und am Becken halten Klettverschluss-Bänder die beweglichen Schienen auf der Rückseite seiner Beine fest. Ein Gurt umschlingt seinen Bauch, je ein weiterer liegt über der linken und rechten Schulter.

Der junge Industriemechaniker fühlt sich „etwas unsicher“, wenn er mit dem Konstrukt zu gehen versucht. Die Bewegungen des 26-Jährigen wirken ungelenk, als wolle er auf rohen Eiern laufen. „Daran gewöhnen Sie sich“, meint Prof. Kluth. Er testet die Exoskelette unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen, in dem Mengel arbeitet – der Achenbach Buschhütten GmbH & Co. KG. 

Viele Industrieunternehmen setzen angesichts des Fachkräftemangels und einer immer älter werdenden Belegschaft große Hoffnungen in die neue Technik,....