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Reportage

Let it Be: Liverpool

Stadt im Fluss: Englands einstiges Schmuddelkind feiert seinen Wandel zum kreativsten Pflaster nördlich von London

von Robert B. Fishman

Vor zehn Jahren war Liverpool eine der bisher erfolgreichsten Europäischen Kulturhauptstädte. Mit dem Glauben an sich selbst, vielen kreativen Menschen und einem ganz besonderen Humor, begann sich die heruntergekommene Hafen- und Arbeiterstadt aus Tristesse und Niedergang zu befreien.

Die „Royal Iris of the Mersey“ ist noch ganz die Alte: Schwarz, weißer Aufbau, geht sie wie immer längsseits an den Fähranleger an der Waterfront, pendelt jahrein jahraus zwischen Birkenhead und Liverpool. Berühmt wurde die „Ferry ‚cross the Mersey“ mit dem gleichnamigen Lied der Gruppe Gerry and the Pacemakers Anfang der 60er Jahre.

Ein Matrose wie aus dem Bilderbuch, baumstammdicke, tätowierte Arme, blaue Wollmütze auf dem runden, kahlen Schädel, vertäut die alte Dame, Baujahr ’59, am Fähranleger. Die Metallbrücke saust rasselnd auf den Pier. Ein Radfahrer schiebt sein Rad darüber, eine Mutter ihren Kinderwagen. Der eisige Wind pfeift den Fluss hinauf.

„Ich mag den Job“, sagt der Seemann. Sein Vater habe 1958 hier angeheuert er, Gary, vor acht Jahren. Manchmal hätten sie lokale Promis an Bord, great, großartig. Die Überfahrt dauert keine halbe Stunde.

Schräge Vögel über dem Weltkulturerbe Waterfront

Aus dem Dunst des Stroms steigen die beiden Türme des Royal Liver Buildings und der Bau der Hafenverwaltung mit der Kuppel auf. Zu Glanzzeit des damals wichtigsten britischen Hafens verewigten sich große Unternehmen an der Waterfront mit aufwändig verzierten Bürohochhäusern im viktorianischen und edwardianischen Stil. Auf den Turmspitzen des Royal Liver, dem Palast einer Versicherung, sitzen zwei große Vögel: Die Liver .....