DIE ZEIT: Sie sind Ideenhistoriker und politischer Theoretiker, denken aber über nach. Warum überlassen Sie dieses Thema nicht einfach den Ökonomen?
Stefan Eich: Die ökonomische Sichtweise auf Geld ist eine naheliegende, durchaus wichtige - aber sie ist nicht die einzige. Geld ist immer auch eine politische Institution, und mich interessiert gerade die Wechselwirkung zwischen diesen beiden Dimensionen. Wenn etwa die Europäische Zentralbank gegenwärtig darüber nachdenkt, ob und wie schnell sie in diesem Jahr den Leitzins erhöhen will, entscheidet das nicht nur über Kurse auf Aktien- und Anleihenmärkten, sondern eben auch über die Verteilung von Einkommen und Vermögen - die Zentralbanker haben letztlich die Macht, Macht zu verteilen.
ZEIT: Inwiefern hat eine Geldordnung mit Macht zu tun?
Eich: Mit der Machtfrage stellen sich grundsätzliche Fragen zur Verfassung der Geldordnung: Wer hat das Recht, Geld zu schaffen? Kann eine politische Gemeinschaft diese Macht der Geldschöpfung gestalten, um sich selbst besser zu regieren? Welche Zukunftsvorstellungen, welche Ideen leiten sie dabei an? Diese Fragen nicht zu stellen heißt, den politischen Charakter einer zentralen Institution an der Schnittstelle zwischen Demokratie und Kapitalismus unsichtbar zu machen.
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