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Meditieren im Studium: Weniger Stress, bessere Leistungen

Achtsamkeitsübungen können das allgemeine Wohlbefinden verbessern und Stress reduzieren. Immer mehr Menschen versuchen daher, durch achtsame Übungen ihre psychische und körperliche Verfassung zu optimieren. Eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) zeigt, dass das auch mit Blick auf akademische Leistungen funktioniert.

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Für die Studie wurde 2019 ein achtwöchiger Achtsamkeitskurs an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln ins Leben gerufen. Der Kurs baut auf der achtsamkeitsbasierten Stressreduktion (MBSR) auf - einer Methode, die der Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn 1970 in den USA entwickelt hat und bis heute Anwendung findet.

Insgesamt 102 Studierende bekamen einen Platz in dem Kurs - weitere 122 Interessierte bildeten die Kontrollgruppe. Für die Teilnehmenden standen wöchentliche Gruppensitzungen und tägliche Einzelübungen auf dem Programm. Zuhause mussten sie etwa eine 30-minütige Sitzmeditation oder einen zwölfminütigen Body-Scan durchführen, also eine Übung, bei der bewusst der gesamte Körper wahrgenommen werden soll.

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Kurzfristiger Leistungsabfall

Doch welchen Einfluss haben diese Übungen auf das Lernen und Arbeiten an der Uni? Auf den ersten Blick scheint die Gleichung schnell gelöst: Wer meditiert, kann Stress und sogar Ängste reduzieren. Wer nicht oder kaum darunter leidet, ist leistungsfähiger. Doch ganz so leicht ist es nicht. Denn die Studie zeigt, dass ein positiver Effekt erst nach einiger Zeit eintritt. Zuerst verschlechterten sich die Leistungen sogar.

„Die Studierenden haben angefangen, mehr auf ihre Selbstfürsorge zu achten. Sie entspannen sich mehr, gehen rechtzeitiger ins Bett und trinken weniger Kaffee", erklärt Mira Fischer, die als Verhaltensökönomin am WZB die Studie leitete. Sie bezeichnet das als „Investition in die Gesundheit, die kurzfristig die Prioritäten verschiebt": Die Teilnehmenden konzentrieren sich darauf, sich die neuen Achtsamkeitsübungen anzueignen, damit bleibt etwas weniger Zeit für andere Dinge. Langfristig ließ die Studie anhand der Noten aber einen deutlich positiven Leistungseffekt erkennen.

Es scheint aber so wie bei vielen Investitionen zu sein: Am Anfang kosten sie und erst längerfristig zahlen sie sich aus

Mira Fischer, Verhaltensökonomin am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

Zudem verbesserte sich die psychische Verfassung der Teilnehmer:innen. Neben Stresssymptomen gingen auch depressionsähnliche Zustände zurück. Das sei entscheidend, betont Fischer. Vielen Studierenden sei es zu Beginn der Studie nicht gutgangen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie flossen in die Erfassung noch gar nicht mit ein.

„Solche Interventionen hätten heute wohl eine noch größere positive Wirkung auf die psychische Gesundheit, weil es die Studierenden noch dringender brauchen", so Fischer. Sie plädiert dafür, Achtsamkeitsübungen bereits in der Schule zu vermitteln. Achtsamkeit beschreibt sie mit der Metapher: Es sei ein Muskel, der ständig trainiert werden sollte.

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