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Die Partykolumne - Lach(s)kostüm

Lachse sind, das hat eine großangelegte Recherche meiner Mitarbeiterin ergeben, angeblich die einzigen Tiere, die zum Sterben an den Ort ihrer Geburt zurückkehren. Jetzt denkt der Lachs sich aber nicht „Mei, ich glaub ich hab jetzt lang genug gefeiert in der Karibik, Hitze nervt und Reggae eh auch, schwimm ich doch geschwind eine Myriade Kilometer heim“ und dann schön kühl im Norwegen und Schoß der Vorfahren und Seelenfrieden und Zeug, sondern es ist eher so, dass ein innerer Zwang dem Lachs befiehlt, sich auf den Weg zu machen, um sich akkurat am immerselben Ort fortzupflanzen, an dem er selbst das Licht der Welt erblickt hat. Dann ist er so erschöpft, dass es grad noch für den Laich langt. Die Lachslaichleichenseele steigt auf überm Fjord, unten eine Mordssauerei, und denkt sich, zefix, so war das nicht geplant, wär ich halt in der Karibik geblieben. Versehentliches Ableben also. Um zu erkunden, wie sich das genau anfühlt, hab ich mir den vergangenen Sonntag vorgeknöpft, denn da war frei und ein Wetter, das einem schon im Schlaf ins Ohr geraunt hat „Komm hinaus, komm hinaus und freu dich!“ Dem Lockruf folgend bin ich einem inneren Zwang gleich also nach draußen gestürzt, und jetzt muss man sagen: Das hab ich selbst vielleicht ein bisschen zu wörtlich genommen. Weil zwischen mir und dem Wetter lag eine Treppe, auf der es zu einem Handgemenge mit einem Koffer kam, aus dem ich leider nicht eindeutig als Sieger hervorging. Den Soundtrack des Handgemenges kann man sich ungefähr so vorstellen als würde man viele Stücke Panzertape auf einmal von der Rolle reißen. Stellt’s euch mal vor! Habt ihr’s? Schön, gell? Es kam dann zu ruhmreichen Szenen grenzenloser Tapferkeit (ich) und hysterischer Besorgnis (andere), an deren Ende ich wie einst die Cäsaren auf dem Streitwagen ins Colosseum auf dem Rollstuhl in die Notaufnahme einmarschiert bin. Durch den Schleier der Tapferkeitstränen hat mich ein gleißendes Licht geblendet, und da weißt du ja schon, was das bedeutet, und aus dem hat eine körperlose Stimme zu mir gesprochen, so dass ich mich gleich selbst ganz astral gefühlt hab: „Waren Sie schonmal hier?“, und ich: „Nein. … Oder doch, Moment … Zu meiner Geburt!!“ und schon ist mir gleich wieder noch ein bisschen schwächer geworden. Jetzt sagen wir mal so: In der Eile der Aufregung hab ich leider vergessen, mir meinen Klumpen Nachkommenschaft um den Bauch zu schnallen, den ich in der Ambulanz hätt abwerfen können, das Lachsexperiment muss als also gescheitert betrachtet werden. Vermutlich nur deswegen bin ich dann auch einfach wieder heimgeschickt worden. Na gut. Schwimm ich also weiter umeinander. Nur halt ein bisschen langsamer. „Power, Glück & Regenbogen – OBA Disco“ (MUZ, Fürther Str), „7 Jahre Salsa am Airport“ (T90), „Education in Dub #22“ (ZBau, Frankestr), „Indie Playback Show“ (Stereo, Klaragasse), „Hothouse“ (Rakete, Vogelweiher) und am Samstag „Wave & Wine“ (Weinerei, Ostermayerpassage), „Thick Air“ (Kantine, Bauhof), „Lass zocken“ (Stereo), „Nasty Dune“ (ZBau), „Take off 90s, 2000er & More“ (T90), „Berlinberlin“ (Mitte, Hallplatz), „Oldie Disco“ (Orpheum, Johannisstr), „Kunst & Sünde“ (Cult, Dooser Str), „Maximum Rock Night“ (Hirsch, Vogelweiher) und wer Fasching möcht, der soll ihn gefälligst selber suchen. Ich muss mich jetzt seelisch und moralisch auf den Gaudiwurm vorbereiten. Der hat gottlob einen sehr kürzeren und weit weniger martialischen Lebenszyklus als so ein Lachs.