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Brunnenbäder: Abkühlen in der City

Franken schwitzt! Rekordsommer, Jahrhunderthitze – ein stehendes Hoch hat die Region weiterhin fest im Griff. Und während die einen stöhnen, fühlen sich die anderen pudelwohl. Beiden gemein ist die willkommene Abkühlung. Sehr zur Freude der diversen Badeanstalten, verzeichneten die doch bereits Anfang Juli eine Besucherzahl weit über der 100 000er-Grenze. Aber so ein Freibadbesuch ist längst nicht für alle das Richtige: zu voll, zu viel, zu weit – zu teuer, immerhin schlägt so ein durchschnittlicher Planschausflug mit locker 4,50 Euro zu Buche. Abgesehen von den verschiedenen Ermäßigungen und Feierabendtarifen vermeldet einzig das Clubbad eine Supersonderaktion: Anlässlich des 50. Geburtstages öffnet die Schwimmanlage an der Valznerweiherstraße am 17. und 18. August zum Tag der offenen Tür – und damit auch zum kostenlosen Badevergnügen und für alle. Doch Nürnberg hat ja neben zahlreicher öffentlicher Freibäder auch ein ganz persönliches, natürliches Nass: die Pegnitz. In schönen Augen schlängelt der Fluss sich einmal durchs Zentrum durch und kommt hinten in nicht minder schönem Grün wieder hinaus. Daran gelegen finden sich zahlreiche hübsche Ufer und Einstiegsstellen. Nur: Dürfen wir die nutzen? Lieber nicht, sagt Robert Pollack vom Ordnungsamt Nürnberg. Man könne sich „in große Gefahr bringen“, weil weder die Ufer sicher sind noch der Fluss einer Wasserqualitätsüberprüfung untersteht. Gerade bei diesen Temperaturen könne es zu einer schnellen und gefährlichen Keimentwicklung kommen. Abgesehen von unterirdischen starken Strömungen sei außerdem von außen schwer zu erkennen, wie der Grund beschaffen ist, ob sich dort Steine oder gar zerborstene Flaschen befinden. Zudem sei von außen schwierig einzuschätzen, wie das Ufer beschaffen ist und ob tollkühne Schwimmer genau so gut wieder aus dem Fluss heraus wie in ihn hinein kommen. „Das kann zu einer glitschigen Angelegenheit werden“, so Pollack. Am Ufer sitzen und mit den Füßen baumeln oder gar ein wenig waten darf man aber schon? „Da stellt sich die Frage: Was ist Baden?“ Es gebe da wohl keine rechtliche Definition, aber mit den Füßen planschen sei wohl in Ordnung. Und was ist, wenn ich doch richtig schwimme – und dabei erwischt werde? „Es erfolgt ein Hinweis auf das Verbot, die Zuwiderhandlung kann mit einer Geldbuße geahndet werden.“ Was wir aber dürfen, sind den neugestalteten und zum Baden freigegebenen Wöhrder See zu nutzen. Während überall um den Stadtkern „das Befahren aus eigener Muskelkraft“ gestattet ist, sind an Söder-Strand und Côte da Sör nicht nur Wassersportarten, sondern auch ganz offiziell das Schwimmen seit diesem Jahr erlaubt. Doch auch das ist vielen vielleicht zu viel Aufwand – Tasche packen und mit Auto, Tram oder Radl erstmal hinkommen, wer kann das schon, der vielleicht grade in Nürnbergs Süden oder der Innenstadt unterwegs ist und trotzdem nach einer kurzen Erfrischung lechzt? Dabei steht die im ganzen Stadtgebiet über 130-fach bereit – in Form von Brunnen. Ob die Fontänen am Gemeinschaftshaus Langwasser, das Ehekarussel am Weißen Turm oder das jüngst auf den Aufseßplatz transferierte Sprudel-Kunstwerk Jeppe Heins – „die Stadt bietet einiges zum Abkühlen, wenn man will“, findet Michael Hirschmann vom Hochbauamt und zugleich Brunnenzuständiger der Stadt. Wo man Kinder so schnell gar nicht einfangen kann, „trauen sich Erwachsene meist nicht“ sagt er und meint das Planschen in den Brunnen, dabei sei ihm das „lieber, als wenn die Leute Gegenstände und Müll in die Anlagen werfen.“ Einzig ein „Rumturnen ist problematisch“, handelt es sich doch wie beispielsweise beim Ehekarussell um empfindliche Bauwerke, an denen unter Umständen bei unsachgemäßer Nutzung schon mal was kaputt gehen kann. Auch wo ein Gitter oder Zaun angebracht ist, möge man lieber nicht darüberturnen – zu groß die Verletzungsgefahr. Hirschmanns Appell: „Mit Verstand an die Sache herangehen!“ Ob man sich dann auf den Rand eines Neptunbrunnes niederlässt und die Füße „nach außen oder innen baumeln, ist egal.“ Wichtig sei vor allem, zu berücksichtigen, das Wasser keinesfalls zu trinken. Entsprechend „kann ich nicht befürworten, in den Brunnen zu schwimmen oder zu liegen“. Aber im kniehohen Nass herumzustaksen – warum nicht? „Offiziell erlaubt ist das nicht“, so Michael Hirschmann, „aber auch nicht eindeutig geregelt.“ Auf Verbotsschilder habe man bewusst verzichtet, gibt es doch in der Stadt schon genug davon. Also hinein mit den Kinder- und Erwachsenenfüßen und auch mit der Vernunft – und da bekomm ich wirklich keinen Ärger? „Nein“, versichert Michael Hirschmann, „das Planschen wird von uns stillschweigend akzeptiert.“