Protest gegen die IAA ist nicht neu. Umwelt- und Verkehrsaktivist*innen engagieren sich seit Jahren gegen die Leistungsschau der Autoindustrie. Doch noch nie war der Protest so groß und breit wie in diesem Jahr. Beim Herstellerverband VDA sorgt das offensichtlich für Frust. Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann, der eigentlich immer ein Grußwort zur Messeeröffnung hält, wurde in diesem Jahr nicht eingeladen. Seine geplante Rede, in der er äußerst kritisch mit der Autoindustrie umging, veröffentlichte er auf Facebook. Darin heißt es unter anderem: »Ich möchte ehrlich sein: Frankfurt braucht mehr Busse und Bahnen, aber nicht mehr SUVs.« So etwas wollte der VDA nicht hören. Eine Auto-kritische Stimmung hatte sich in Frankfurt breit gemacht. Beste Voraussetzungen für den Protest.
»Die Sonne scheint, das Wetter ist gut: Wenn man Spaß daran hat, kann man es ja machen«, kommentierte ein Autofahrer aus seinem Cabriolet heraus die Demonstration. Allerdings gäbe es seiner Meinung nach genug Radwege in Frankfurt. Das politische Anliegen der Demonstrierenden teile er daher nicht. Andere Autofahrer*innen nahmen den Protest nicht so entspannt auf. »Ich bin ein bisschen angefressen wegen der Demo«, sagte ein Mann, der sich nur als Herr Maier vorstellte. Er habe mit der IAA nichts zu tun und werde durch die Fahrradfahrer*innen gezwungen, heute noch mehr CO2 auszustoßen, da er viel im Stau stehe. Das sei kontraproduktiv. Er habe im Vorfeld nichts von den Protesten gehört und es würden die falschen Menschen gestört. »Die sollten lieber die IAA direkt blockieren«, forderte Maier. So konstruktive Vorschläge hatte nicht jeder. Beim Blick auf die Demonstration machten zwei junge IAA-Besucher ihrem Ärger Luft: »Ahh, da sind die Wichser endlich«, sagte einer. Sein Begleiter antwortete:»Eigentlich müsste man da mit einem Baseballschläger rein!«
Eine junge Teilnehmerin, die sich als Dorothea vorstellte, entgegnete auf den Autofahrer, »er hätte seinen Motor einfach ausstellen sollen, dann würde er auch nicht so viel CO2 ausstoßen«. Dass es in Frankfurt bereits genug Radwege gäbe, teilte sie nicht: Besonders in der Innenstadt gäbe es nicht genug Platz für Fahrradfahrer*innen.
Am Samstag konnten die Teilnehmer*innen allerdings ungewohnt viel Platz
genießen: Die Autobahn A661 wurde für die Fahrraddemo gesperrt und von
mehr als 2000 Fahrradfahrer*innen erobert. Auch in Frankfurts Innenstadt
wurden viele Straßen in beiden Fahrtrichtungen gesperrt. Angekommen auf
dem Messegelände kommentierte Tadzio Müller, der sich seit Jahren in
der Klimabewegung engagiert, die Demonstration mit den Worten: »Die neue
Anti-Auto-Bewegung hat jetzt schon gewonnen.« Mittlerweile sei allen
klar, dass es nicht nur um SUVs oder den Verbrennungsmotor gehe sondern
gegen die Autogesellschaft, den Autokapitalismus an sich. Es stehe 1:0
für die Bewegung gegen die Autoindustrie.
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