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OP am offenen Herzen des Viertels

Bauarbeiter rennen hektisch durch die abgesperrte Passage, auf der Baustelle riecht es metallisch - Grund sind Schweißarbeiten. "Das Märkische Zentrum (MZ) ist wichtig für die Menschen im Viertel - zum Einkaufen, Treffpunkt oder als Kneipe", sagt Katina Schubert, Parteivorsitzende der Berliner LINKEN. "Doch mit der Zeit ging seine Funktion als Kommunikationsraum verloren."

Auch deswegen wird das MZ bis einschließlich 2022 umgebaut. Schubert lud am Mittwochabend zum gemeinsamen Rundgang, um den Besucher*innen die Pläne des Zentrumsbetreibers vorstellen zu lassen.

Der Anspruch bei der Neugestaltung des Einkaufszentrums ist groß: "Wir wollen das modernste Dienstleistungs- und Einzelhandelszentrum Berlins schaffen", so Ted Walle von der Betreibergesellschaft. 2015 hatte der Investor Kintyre das Einkaufszentrum erworben, ab 2019 sollen mehr als 100 Millionen Euro investiert werden.

Mit einer neuen Markthalle, viel Gastronomie, einem fußballfeldgroßen Dachgarten und einem Ärztezentrum sollen Gäste, Kund*innen und Patient*innen aus ganz Berlin und Umgebung angelockt werden. Edeka habe als Ankermieter schon einen Vertrag für eine Fläche von 3100 Quadratmeter unterzeichnet. Bis auf auf eine Ausnahme seien nach dem Umbau alle vorigen Mieter*innen wieder im MZ vertreten. Ende 2019 sollen noch ein Spielwaren- und ein Textilanbieter hinzukommen.

Nach Schätzungen der Investoren sollen durch die Neugestaltung rund 750 neue Arbeitsplätze im Herzen des Viertels geschaffen werden. Dazu kommen 330 neue Wohnungen. "Das sind keine Eigentums-, aber auch keine Sozialwohnungen. Der Preis wird etwa zwischen 8,50 und 11 Euro pro Quadratmeter liegen", so Walle. Komplettiert wird das Angebot mit 130 Kita-Plätzen sowie betreutem Wohnen. Für all das soll die bisherige Fläche von 55 000 Quadratmetern um weitere 7000 erweitert werden.

Doch bis dahin dauert es noch. Aktuell wird das Hauptgebäude renoviert, im Frühjahr 2020 soll für die schöne neue Welt die alte weichen. Mit den Abrissarbeiten verschwinden nach und nach der Marktplatz und das alte, sandfarbene Hochhaus. "Wir dürfen leider nicht sprengen, das wäre mein Favorit gewesen", scherzt Walle. Stattdessen werde der mit Asbest belastete Altbau entkernt und abgetragen.

Damit das neue Projekt ein Erfolg für das Viertel werde, habe die Betreibergesellschaft frühzeitig mit der angrenzenden Kirche, Schule, Bürger*innen, Parteien und Vereinen gesprochen, so Walle. So soll es möglich sein, Räumlichkeiten des MZ für Veranstaltungen zu nutzen, zum Beispiel für Filmvorführungen.

Trotz der vielen Verbesserungen im Vergleich zum bestehenden Zentrum gab es beim Rundgang auch kritische Stimmen. So warnte ein älterer Herr: "Die Kaufkraft der Leute im Viertel ist mit der Zeit stark gesunken, die günstigen Läden sind hier sehr wichtig!" Walle entgegnete, auch weiterhin seien günstige Läden vertreten, man brauche aber einen Mix des Angebots. "Zur Wahrheit gehört auch: Mit billig und günstig allein kann man nicht schön bauen."

Katina Schubert sieht den Umbau des Märkischen Zentrums nüchtern. Der Bedarf bestehe, und das neue Konzept erlaube es, mehr Besucher*innen aus der Umgebung ins Viertel zu holen. "Trotz der gesteigerten Attraktivität muss die Durchmischung unter den Anwohner*innen erhalten bleiben", sagte die Parteivorsitzende. "Da sehe ich auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft mit ihrer Steuerungsfunktion in der Verantwortung."

Wie die zusätzlichen Besucher*innen das MZ künftig erreichen sollen, ist noch strittig. Während SPD und CDU eine Verlängerung der U8 ins Märkische Viertel fordern, favorisieren Grüne und LINKE den Tramausbau, wie er im Berliner Koalitionsvertrag festgeschrieben ist. "Für 60 Millionen Euro bekommen Sie 300 Meter U-Bahn oder sechs Kilometer Straßenbahn", sagte Verkehrspolitiker Kristian Ronneburg (LINKE) erst kürzlich. Sicher ist nur: Die Busse fahren und das neue Märkische Zentrum wird ein weiteres Parkhaus bekommen.

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