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Die Idylle trügt - Wenn Organisierte Kriminalität eine Kleinstadt einnimmt

JBM - Die kleine Stadt Coswig (Anhalt) wurde dreimal unfreiwillig Opfer ´Organisierter Kriminalität´.

JBM - Coswig (Anhalt) ist eine verschlafene Kleinstadt im Landkreis Wittenberg, mit gerade einmal 13.000 Einwohnern. Idyllisch gelegen - nördlich der Elbe, in Nähe zur Lutherstadt Wittenberg.


Nicht zu verwechseln mit der Stadt Coswig (Sachsen), im sächsischen Meißen - ebenfalls an der Elbe liegend.


Einst Teil des Fürstentum Anhalt-Zerbst (1603 bis 1793) verfügt die Stadt über ein herrliches Renaissance-Schloss, noch im 19-jahrhundert teilweise als Gefängnis genutzt, nunmehr im Besitz der Italienerin Magnolia Albertazzi. Viele Kirchen und einen wunderschönen Blick auf die Elbe.


Große Industrieansiedlungen findet man nicht. Kleine Handwerksbetriebe und Dienstleister prägen die Stadt. Ehemals befand sich hier auch eine Keramikfabrik: die VEB-Keramik Coswig - auch sie längst Geschichte.


Auf dem ehemaligen Gelände des Chemiewerkes Coswig - zu DDR-Zeiten befanden sich auch dort Schülerwerkstätten für Chemie - gibt es Ansiedlungen von kleinen Gewerbebetrieben. Immerhin günstig gelegen zur Autobahn A9. Da hingegen eine Gegend, wo man nicht anhält, um Spazieren zu gehen.


Erster Fall - Marihuana-Indoor-Plantage auf dem ehemaligen Chemiegelände Coswig

Umso weniger verwunderlich, warum gerade dort eine umfangreiche Marihunana-Plantage aufgebaut und lange Zeit ohne Kenntnis der Einwohner betrieben wurde - und zwar professionell. Mitarbeiter des Zollfahndungsamtes Dresden und Einsatzkräfte der Polizei hoben dort eine Indoor-Plantage aus.


Acht in der Plantage angetroffene "Gärtner" wurden vorläufig festgenommen - vorwiegend illegal hier in Deutschland lebende Vietnamesen.


Aus den Blütenständen der vorgefundenen mehr als 5.000 Pflanzen hätten rund 130 Kilogramm Marihuana mit einem Straßenverkaufswert von mehr als eine Million Euro gewonnen werden können.


Unmittelbar im Anschluss durchsuchten Zollfahnder 15 Wohnungen und Gewerberäume im Raum Berlin, Sachsen-Anhalt sowie in Niedersachsen, Nordthüringen und Hessen.


Die Anlage war offenbar auf eine langfristige, kontinuierliche Produktion von Marihuana ausgerichtet. Das Gelände mit der Plantage tarnten sie nach außen hin als Firma.

Aufgrund eines Hinweises nahmen die Staatsanwaltschaft Halle und das Zollfahndungsamt Dresden im Februar dieses Jahres die Ermittlungen auf. Sie richteten sich zunächst gegen zwei deutsche, einen vietnamesischen und einen türkischen Tatverdächtigen, die mutmaßlich mit der Beschaffung des Equipments, von Samen und Setzlingen für die Plantage sowie der Anmietung einer geeigneten Örtlichkeit und dem Aufbau befasst waren.


Im weiteren Verlauf gelang es den Ermittlern, die Plantage in dem Gewerbegebiet in Coswig (Anhalt) zu lokalisieren. Außerdem traten zwei weitere deutsche Staatsangehörige aus dem Raum Berlin in Erscheinung, die mutmaßlich ebenfalls unmittelbar mit deren Einrichtung und Betrieb zu tun hatten.


Dabei soll es aber nicht bleiben.


Zweiter Fall - Marihuana-Indoor-Plantage in der Johann-Sebastian-Bach-Straße

Erst Ende April dieses Jahres durchsuchten Mitarbeiter der Polizei in der Coswiger Johann-Sebastian-Bach-Straße ein leer stehendes baufälliges Mehrfamilienhaus (siehe Fotos) und räumten 800 Kübel mit Marihuana-Setzlingen raus - nebst professionell eingerichtetem Labor.


Das abrissreife Haus soll Recherchen zufolge vor eineinhalb Jahren von einem tschechischen - halbseidenen - Geschäftsmann aus Berlin gekauft worden sein, der dieses dann dem vietnamesischen Betreiber der Plantage überlassen hatte.

Auch hier waren wieder Profis am Werk - die allerdings in diesem Fall zuvor das Weite gesucht hatten.


Zurück blieben Säcke mit Reis, asiatische Nudelpackungen, tschechische Zigaretten - Vorräte für noch mehrere Wochen.


Dritter Fall - Durchsuchung von Geschäftsräumen und Privatwohnungen in Coswig

Bereits Anfang April 2015 wurden bei Durchsuchungen ebenfalls Marihuana-Pflanzen und Drogen beschlagnahmt.


Nähere Angaben konnte die Polizei aus ermittlungstechnischen Gründen jedoch nicht geben.


Ratlosigkeit in der Stadt.

Was ist los ins Coswig (Anhalt)? Warum gerade so viel Kriminalität in einem derartig kleinen „Kaff", so der Volksmund?


Das CDU-nahe Städtchen Coswig (Anhalt) gehört nicht gerade zu den Gewinnern der Grenzöffnung. Überalterte Bevölkerung, geringer Nachwuchs - mit 6,29 Prozent Arbeitslosenquote glänzt Coswig ebenso wenig in der bundesweiten Statistik.

Viel Industriebrachen, leer stehende Häuser und ein wenig verschlafen. Dagegen - bedingt durch die schnelle Autobahnanbindung zur Autobahn A9 - eine hohe Einbruchrate und die Nähe zu Tschechien.


Ein Grund mehr, um in den Blickwinkel von Kriminellen zu geraten. Eine Indoor-Plantage bedarf schon einiger Voraussetzungen, gewieft betrieben zu werden.

Und viel wichtiger: Wohin gelangt die ganze Menge an Marihuana nach der Aufzucht? Lesen Sie weiter.


Hintergrund. 
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