- Eine Reportage vom 22.1.2008 -
Martin Luther King-Day in Columbia ist der Tag der Demokraten. Denn für die meisten Schwarzen hier im Süden sind die Republikaner keine Alternative, sie interessieren sich nur für den Zweikampf Clinton/Obama. Beide treten auf den Stufen des Staatskapitols auf, senden friedliche Signale der Einheit. Abends bei der CNN-Fernsehdebatte hört sich das schon wieder ganz anders an.
COLUMBIA SC. Die schwarzen Wähler South Carolinas nutzen den Martin Luther King-Tag, um die Kandidaten vor der Wahl am kommenden Samstag noch mal gründlich miteinander zu vergleichen. Die Wahl fällt fielen schwer, auch Hillary Clinton ist sehr beliebt. Als die Kandidatin auf den Stufen des Capitols ihre Rede hält, gehen im Publikum zahlreiche „Hillary for President"-Schilder hoch. „Lasst und einen kurzen Moment der Freude genießen", ruft Clinton aus. „Dass wir so weit gekommen sind, dass mit Barack Obama ein so außergewöhnlicher junger Mann, dass sich eine Frau um das Amt des Präsidenten bewerben kann, ist ein Erfolg der Arbeit von Martin Luther King." Zwar spielt sie damit auf das geringe Alter und die angeblich geringe Erfahrung Obamas an. Aber angesichts der offenen gegenseitigen Angriffe der Tage zuvor ist das ein echter Friedensgruß.
Barack Obama sendet die gleichen Signale aus. „Unser größtes Bedürfnis jetzt ist Einigkeit. Wir haben in diesem Land ein gewaltiges Defizit. Kein fiskalisches Defizit, sondern ein moralisches: es fehlt uns an Mitgefühl für die Leute auf der Main Street, für die Menschen ohne Krankenversicherung, ohne Geld für die Bildung ihrer Kinder." Er nimmt zwar die Kritik aus dem Clinton-Lager auf, seine Slogan „Hoffnung" zeige seine Naivität, aber er verwandelt sein Gegenargument in einen Aufruf an alle Demokraten: „Ohne Hoffnung würde ich heute nicht hier stehen, ich war nicht privilegiert. Meine Mutter war alleinerziehend, außer Liebe und Hoffnung hatten wir nicht viel. Lasst und gemeinsam kämpfen, dass diese Hoffnung auf Bildung und Gesundheit Wirklichkeit wird."
John Edwards schließt sich dem an, auch er feiert die Tatsache, dass "eine Frau, ein Schwarzen und der Sohn eines einfachen Arbeiters aus South Carolina" sich um die Nominierung der Demokraten bewerben. Er selbst hat keinerlei Chancen mehr, auch nur einen Bundesstaat zu gewinnen, will aber offenbar verbissen weiterkämpfen und gerät so in den Ruf, ein "spoiler" zu sein, der nur weitermacht, um einem der Konkurrenten zu schaden. Aber wem? Einerseits spaltet er das Lager der "Change"-Apologeten, der Kämpfer gegen die Washingtoner Insider - und trifft damit Obama. Andererseits könnte er gerade in South Carolina dafür Sorgen, dass Clinton unter den weißen Wählern Stimmen verliert. Und Edwards hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Obama näher steht.
Bei der CNN-Debatte am Abend geraten sich Obama und Clinton dann doch in die Haare. Clinton wirft ihrem Gegner vor, auszuweichen, wenn er auf falsche Behauptungen angesprochen wird, Obama schießt hart zurück. Inhaltlich geht es dabei vor allem um die Frage, was Obama denn nun wirklich über Ronald Reagan gesagt hatte. Dann wirft er ihr vor, als Anwalt für Wal-Mart gearbeitet zu haben, während er als Streetworker in Chicago unterwegs war. Sie kontert mit Vorwürfen, er habe Spenden von einem Betrüger angenommen. So geht es weiter - nur so zum aufwärmen, wie Clinton sagt. Eine hässliche Debatte, die deutlich macht, wie bitter der Zweikampf inzwischen wirklich ist.
Doch in der zweiten Hälfte beruhigen sich die Kontrahenten wieder. Obama gelingt gar ein guter Scherz über Bill Clinton. Auf die Frage, ob Bill nicht in Wahrheit bereits der erste schwarze Präsident gewesen sei, antwortet er sehr wohlwollend. Aber er müsse erst mal „Bills Tanzfähigkeiten untersuchen, bevor ich beurteilen kam, ob er einer unserer Brüder war."
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