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Markus Schäfer: "Nur tolle E-Autos reichen nicht aus"

Als Chief Technology Officer verantwortet Markus Schäfer die Weiterentwicklung der E-Autos mit einem Stern

Mercedes-Benz ist an Ionity beteiligt, doch zusätzlich baut der Autohersteller ein eigenes Schnellladenetz mit weltweit 2.000 Stationen auf. Ein Gespräch mit Mercedes-Benz-Entwicklungsvorstand Markus Schäfer.


Auf der CES 2023 kündigte Mercedes-Benz den Aufbau eines weltweiten Ladenetzwerks für Elektroautos an. Wir haben mit dem Entwicklungsvorstand des Autokonzerns, Markus Schäfer, über die Dimensionen, die Ausgestaltung und die Kosten gesprochen - und wie es zu dem Sinneswandel kam, dass Mercedes-Benz nicht nur Ladestationen betreiben, sondern auch selbst Energie erzeugen will.


Golem.de: Herr Schäfer, in der Benzinwelt haben Sie keine Tankstellen betrieben, warum ist das bei der Elektromobilität anders?

Markus Schäfer: Wir haben das Auto erfunden und damals musste man in der Apotheke Benzin kaufen. In den Anfangstagen gab es noch keine Tankstellen, da hat man seine Kanister in Drogerien, Fahrradhandlungen und bei Kolonialwarenhändlern gefüllt. Um Elektromobilität nach vorn zu bringen, reicht es nicht aus, nur tolle E-Autos anzubieten. Der Kunde möchte ein gesamtheitliches Erlebnis, das zu unserer Marke passt. Um hier Geschwindigkeit aufzunehmen, haben wir beschlossen, Geld zu investieren.


Golem.de: Über welche Summe sprechen wir?

Schäfer: Allein in Nordamerika sind es eine Milliarde Dollar für rund 400 Stationen, die wir mit unserem Energiepartner MN8 bis Ende 2027 investieren. Das sind alles 350-kW-Ladesäulen mit der Option eines Upgrades auf 500 kW. Das Ziel sind weltweit 2.000 Stationen mit über 10.000 Ladepunkten. Da können Sie sich ausrechnen, wie viel wir noch investieren.


Golem: Was bedeutet das für Ihre Beteiligung am europäischen Ladenetz Ionity?

Schäfer: Wir halten an unserer Beteiligung fest und gehen bei der weiteren Finanzierung mit den übrigen Anteilseignern mit. Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung bei Ionity. Das Unternehmen ist inzwischen Milliarden wert. Auch die eine Million Ladepunkte, die wir über Verträge in unserem Roaming-Netzwerk gebündelt haben, bleiben bestehen. Das geben wir nicht auf, das ist eine gute Ergänzung zu dem jetzt geplanten eigenen Ladenetzwerk.


Golem.de: Auch Audi und Porsche arbeiten an eigenen Ladestationen. Muss eine Premiummarke das anbieten?

Schäfer: Wir werden in den USA, China und Europa 2.000 Ladestationen errichten. In Summe ist das nicht vergleichbar.


Golem.de: Gut, die Stückzahl kann man nicht vergleichen. Die Genannten errichten jeweils nur eine Handvoll Ladestationen. Doch bieten sie eine Reservierungsfunktion, Toiletten und Gastronomie. Wird es bei Ihnen auch so sein?

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