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Segelflug: Die Höhenflieger

Perlan Project

25 Meter Spannweite. Zehn Meter lang. 816 Kilogramm Startgewicht. Gebaut ausschließlich aus Hightech-Werkstoffen und vollgestopft mit Messgeräten. Die Airbus Perlan Mission 2 ist ein filigranes Segelflugzeug. Dennoch wollen die Flugenthusiasten um Chefpilot Jim Payne, Testpilot der US Air Force und zigfacher Segelflugrekordhalter, damit höher aufsteigen als alle Segler vor ihnen. Sie wollen die Erdatmosphäre verlassen und in die Stratosphäre gleiten, in den fast luftleeren Raum, der rund 15 Kilometer über dem Erdboden beginnt und sich bis in eine Höhe von 50 Kilometern erstreckt. Und das alles ohne Motor. Lediglich starke Aufwinde sollen sie nach oben tragen.


Dass das generell möglich ist, vermuten Flugpioniere seit rund 100 Jahren. Dass es tatsächlich geht, haben 2006 die Piloten Einar Enevoldsen und Steve Fossett gezeigt: Sie stiegen mit der Perlan 1 auf 15.462 Meter. Geflogen sind die beiden ihren Rekord damals am selben Platz und zur selben Jahreszeit wie Payne und und sein Co-Pilot Morgan Sandercock jetzt: Winter in Patagonien, Argentinien, dem Vorposten der Antarktis.


Der Winter in der südlichen Hemisphäre bietet perfekte Bedingungen für die Rekordsegler. Denn nur im Winter und nur für wenige Wochen schiebt sich der Polarwirbel weit genug nach Norden. In der Gegend um das patagonische Örtchen El Calafate, wo auch der Flugplatz liegt, trifft der Wind auf die Anden.


Während die Winde das Gebirge umwehen, bilden sie westlich, im Lee, einen gigantischen Wirbel, der sich in Höhen bis rund 30 Kilometer aufschwingt. Es ist gewissermaßen das Pendant zu den Riesenwellen in den Ozeanen, in die sich Surfer wagen. Nur dass die stratosphärischen Höhenwellen unsichtbar sind. Erst spezielle, dreidimensionale Anzeigeinstrumente machen sie für die Piloten sichtbar. Auf diesen Wellen surfen die Segelflieger in die Höhe.


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Wie hoch die Perlan-Crew hinaus will, verdeutlicht das Fluggerät: Statt der bei Segelfliegern üblichen Glashaube hat es viele kleine, elliptische Bullaugen, die dem Kabineninnendruck besser standhalten. Der wird auf konstanten 4.200 Metern Flughöhe gehalten. Das ist nötig, denn die angestrebte Flughöhe ist eher etwas für Raumfahrer denn für Segelflieger. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Segelflugzeugen hat Perlan eine Druckkabine. Der Kohlefaserrumpf ist wie bei großen Linienjets hermetisch abgeschlossen. Das ist nötig, denn in großer Höhe ist die Umgebung tödlich: eisige Temperaturen bis minus 70 Grad und ein minimaler Sauerstoffgehalt, bei dem man sofort bewusstlos würde.


Damit die Piloten nicht erfrieren, tragen sie heizbare Kleidung. Damit sie atmen können, haben sie sogenannte Rebreather an Bord. Normalerweise nutzen Profitaucher oder Feuerwehrleute solche Kreislaufatemgeräte. In ihnen zirkuliert die Atemluft im Kreis, Kohlendioxid wird herausgefiltert, lediglich der Sauerstoff wird erneuert. Rebreather sind klein, leicht und effizient, also ideal im engen Cockpit.

Auf den ersten Blick wirkt es, als sei dieses Flugzeug viel zu zerbrechlich für diesen Einsatz.

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