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Nein, in Hongkong wurde kein 5G-Mast wegen Coronavirus zerstört - das Video entstand vor der Pandemie

Eine Whatsapp-Nachricht behauptet, in Hongkong würden Menschen aktuell 5G-Masten abreißen, weil sie im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie stehen würden. Das ist falsch. Das Video zeigt Protestierende in Hongkong im August 2019 – lange vor dem Ausbruch von SARS-CoV-2.


Der neue Mobilfunkstandard 5G war schon vor dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 ein Thema, zu dem viele irreführende und falsche Meldungen im Internet kursierten. Aktuell verbreiten sich mehrere Videos und Nachrichten, die einen Zusammenhang zwischen schweren Verläufen der durch den Coronavirus ausgelösten Krankheit Covid-19 und 5G-Masten suggerieren. 


Per Whatsapp wird ein Video verschickt, in dem Menschen auf einer Straße einen Funkmast zu Fall bringen. Die Behauptung dazu: „Wegen Coronavirus: in Hongkong zerstören die Menschen die 5G Masten“. Das verlinkte Video führt zu der Webseite „Traugott Ickeroth“. 

Aktuell findet sich auf der Website  ein „Live-Ticker“ zu den Entwicklungen rund um das Coronavirus mit dem Titel „Der Sturm ist da“. Darin wurde am 24. März die Behauptung veröffentlicht: „In Honkong [sic!] legen sie 5G-Mobilfunkmasten um“ samt des Videos. Darauf folgt der Satz: „Würden sie es nicht tun, würde der Sendemast die Honkonger [sic!] umlegen.“ Der Ticker wurde bisher laut dem Analysetool Crowdtangle knapp 1.000 Mal bei Facebook geteilt. 


Ansonsten behandelt die Webseite Themen wie „UFO Sichtung beim WTC“, die Verschwörungstheorie der „Neuen Welt-Ordnung“ und impfkritische Inhalte

Wir haben den Hintergrund des Videos mit dem Funkmast geprüft. 


Das Video entstand im August 2019

Eine Google-Suche nach den Stichworten „lamp post protestors hong kong“ führt zum Originalvideo, das die britische Zeitung Guardian am 26. August 2019 mit der auf Englisch verfassten Überschrift „Hongkong: Anti-Überwachungsprotestler reißen ‘intelligenten’ Laternenpfahl ab“ veröffentlichte. 


Im Netz finden sich außerdem weitere Fotoaufnahmen der Szene aus anderen Perspektiven, die übereinstimmend den 24. August 2019 als Aufnahmedatum angeben. Zum Beispiel dieses Foto aus der Bilddatenbank Getty Images und dieses Foto in einem Artikel der Seite People’s Daily Online. Den Laternenpfahl brachten Demonstranten demnach zu Fall, weil sie gegen mögliche Videoüberwachung protestierten. 


Mehrere Merkmale belegen, dass die Fotoaufnahmen dieselbe Szene wie im aktuell bei Whatsapp verbreiteten Video zeigen: Das rote Gebäude im Hintergrund mit Ikea-Werbung, ein filmender Mann mit Warnweste auf einem Steinblock und ein brauner Regenschirm. Die Aufnahmen entstanden demnach am 24. August 2019 in Hongkong, lange bevor das neuartige Coronavirus bekannt wurde. 



Der Standort der Laterne lässt sich bei Google Maps nachvollziehen und lieg in der Sheung Yuet Road im Hongkonger Stadtteil Kowloon. Die Gebäude im Hintergrund stimmen mit den Bildaufnahmen überein. 


Gegenüber den Faktencheckern von AFP bestätigte das Hongkong’s Office of the Government Chief Information Officer im September 2019 die Zerstörung einer „smarten“ Laterne bei Protesten. 


Doch was haben die Laternen mit dem Mobilfunkstandard 5G zu tun? 

In einer Pressemitteilung von Juli 2019 informierte die Regierung von Hongkong über den Zweck der Laternen. Als ein Punkt wird darin genannt: „Es ist vorgesehen, dass Mobilfunknetzbetreiber 5G-Basisstationen installieren, um die zukünftige Entwicklung von Mobilfunkdiensten der fünften Generation (5G) in Hongkong zu erleichtern und kostenlose Wi-Fi-Dienste anzubieten.“ Die Wut der Demonstranten richtete sich den übereinstimmenden Medienberichten zufolge gegen die Laterne, weil sie befürchten, damit könnten persönliche Daten gesammelt werden. Ob, die im Video zu sehende Laterne zum Zeitpunkt der Zerstörung 5G-Ausrüstung und Gesichtserkennungssoftware enthielt, ist unklar.


Auch in anderen Faktenchecks haben wir bereits Behauptungen zu 5G und Corona geprüft. Unter anderem die Behauptung, die Todesfälle durch das neue Coronavirus in Wuhan könnten auch einem von „5G verursachten Zellabbau“ zugeschrieben werden – die Strahlung könne zu „grippeähnlichen Symptomen“ führen. Das stimmt nicht. Die Todesfälle hatten nichts mit 5G zu tun. Hier geht es zum vollständigen Faktencheck.

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