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Reportage spécial

"Das Instrument reflektiert mich" - Moto Fukushima

Es ist sein erstes Konzert auf einer Münchner Bühne, bei dem der New Yorker E-Bassist Moto Fukushima bassquarterly von seiner Musik berichtet. Seine Bandkollegen Max ZT und Ignacio Rivas Bixio sind mit Hackbrett und Schlagzeug dabei, zusammen sind sie „House of Waters“. Vor allem mit diesem Trio, für das er selbst komponiert, hat Fukushima in den letzten Jahren die Kontinente bereist. Parallel trat er mit sehr unterschiedlichen Künstlern von Jazz über World bis Metal auf, etwa Dave Weckl, Marta Gomez, Gil Goldstein, Alex Skolnick und Vladimir Cetkar. Nicht zuletzt gibt es da noch die Konzerte, bei denen sich der Musiker ganz allein seinem Publikum präsentiert, nur mit Bass, Looper und Effekten. Welche kompositorischen Ansätze und Improvisationsimpulse er dann entfaltet, soll gegen Jahresende auf seiner zweiten Solo-Einspielung zu hören sein.


Christina M. Bauer


House of Waters, also Haus der Wasser, vielschichtig und flüssig klingt das. Das stimmt für die Musik des so benannten Jazztrios ebenfalls. Jazzelemente und Rock-Patterns, südamerikanisch-afrikanische Rhythmen und Nuancen aus der asiatischen Musikkultur, integriert in gleichermaßen präzise getaktete und melodieverliebte Songs. Dieses Ensemble ist ein Phänomen für sich. Bassist Moto Fukushima verantwortet einen wesentlichen Teil davon. Ende Februar spricht er vor einem Auftritt mit bassquarterly. Das Konzert im Jazzclub Unterfahrt wird zugleich das erste des ungewöhnlichen Trios in München sein. Die drei sind auf Europa-Tournee mit ihrem neuen Album, das sie zwei Wochen vorher veröffentlicht haben. Soeben noch hat der japanische Bassist beim Sound-Check mit seinen Bandleuten musikalische Feinheiten diskutiert. Vor Konzertbeginn gibt es nun Zeit für ein Interview in der Lounge. Zwölf Jahre liegen die Anfänge der inzwischen weitgereisten Formation zurück. Zuerst als Quintett mit Gitarre und Oud für eine Auftrittsreihe in New York begonnen, wurde in den ersten Jahren ein Trio daraus. Moto Fukushima und Hackbrett-Spieler Max ZT sind beide Musiker der ersten Stunde. Sie schreiben bis heute den Großteil der Stücke. Vor etwa fünf Jahren kam der jetzige Schlagzeuger Ignacio Rivas Bixio dazu. Nach einigen ersten Alben veröffentlichten die drei 2016 ihr Debüt beim Snarky Puppy-Musiklabel GroundUP. Diesen Februar folgte mit „Rising“ nun das zweite. Jeder der Künstler trägt wesentlich zu der in Besetzung und Stilistik raren Musik bei. Fukushima hat dabei am E-Bass eine zentrale Rolle, sowohl melodisch als auch rhythmisch. Weltmusikalische Einflüsse bezieht er besonders aus Japan und Südamerika, Jazz trifft auf Rock, in manchen anderen Konstellationen wiederum klingen Elemente klassischer Musik mit. Seit er in New York lebt, hat der Bassist mit verschiedensten Künstlern der Szene gearbeitet. Dave Weckl war dabei, Mike Stern, Gil Goldstein, und viele andere. Nicht zuletzt steht Fukushima inzwischen gegentlich als Solist auf der Bühne, nur er, sein Bass, ein Verstärker, ein Looper und einige Effekte. Die Extra-Effekte sind dabei keineswegs alle elektronisch, er verwendet gleichermaßen mechanische. Um dem Tieftöner spezielle Sounds zu entlocken, greift er beispielsweise zu einem schlichten Metalldraht, den er zwischen die Saiten klemmt. Inspiration dafür war ihm nicht zuletzt die Art, wie etwa John Cage den Flügel einsetzte.


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