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Wie sich für Lucas Tousart bei Union Berlin ein Kreis geschlossen hat

Nach seinem vieldiskutierten Wechsel von Hertha BSC zu Union Berlin hat Lucas Tousart in Köpenick ein neues fußballerisches Zuhause gefunden. Trotz Niederlagenserie lobt er seinen neuen Verein - und nimmt den längeren Arbeitsweg dankend in Kauf. Von Anton Fahl

Ausgerechnet ein Spieler des Rivalen aus Köpenick hatte auf der Mitgliederversammlung des Fußball-Zweitligisten Hertha BSC am vergangenen Sonntag für einen besonders aufsehenerregenden Moment gesorgt. Wenn auch nur indirekt. Jedenfalls hatte Andreas "Zecke" Neuendorf - langjähriger Spieler und Fanliebling der Herthaner, inzwischen Direktor Akademie und Lizenzspielerbereich - es sich nicht nehmen lassen, ein paar Worte über Lucas Tousart loszuwerden, der inzwischen für den 1. FC Union Berlin aufläuft. Und der im Mai mit den Herthanern in die 2. Bundesliga abgestiegen war.

Kein anderer Verein habe, so "Zecke", im Sommer ein Angebot für den französischen Mittelfeldspieler abgegeben. Tousart habe aber zwingend von der Gehaltsliste gestrichen werden müssen und somit habe es für die Verantwortlichen keine andere Option gegeben, als den Spieler an den Stadtrivalen abzugeben.

"Als Spieler muss ich auch an meine Karriere denken"


Aus dem Mund des Betroffenen klang der Sachverhalt am Tag darauf allerdings etwas abweichend: "Ich hatte auch aus Italien Angebote vorliegen", sagte Tousart im Rahmen einer Medienrunde am Montag. "Union war aber schnell und da ich die Bundesliga sehr mag und ich mich in Berlin wohlfühle, war für mich schnell klar, dass ich zu Union wechseln möchte."

Ihm sei klar gewesen, dass er mit dieser Entscheidung den Unmut der Herthaner auf sich ziehen würde, dass einige Fans nicht glücklich darüber seien würden, so Tousart. Mehr noch, er gab sogar zu, dass es für ihn vor einiger Zeit noch undenkbar gewesen wäre, bei Union zu unterschreiben. Aber: "Als Spieler muss ich auch an meine Karriere denken: Die Möglichkeit zu bekommen, für einen Verein zu spielen, der in den letzten Jahren zu den Top-5-Klubs der Bundesliga zählte, hat den Ausschlag für meinen Wechsel gegeben", sagte der 26-jährige Franzose.

Lob trotz des Negativtrends


Nun also Köpenick statt Charlottenburg, Bundesliga und Champions League statt Liga zwei. Trotz des aktuellen Negativtrends und sieben Pflichtspiel-Niederlagen in Serie, die der 1. FC Union jüngst hinnehmen musste, fand Tousart lobende Worte für seinen neuen Arbeitgeber.

"Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Durch meine Verletzung zu Beginn der Saison hat es etwas gedauert, bis ich das erste Mal für Union spielen konnte. Jetzt bin ich sehr froh, auf dem Platz zu stehen", so Tousart. "Ich wurde hier sehr gut aufgenommen, Union ist ein sehr familiärer Klub und sehr strukturiert. Der Trainer hat eine klare Spielidee - und das ist auch der Grund, warum der Verein in den zurückliegenden Jahren so erfolgreich war. Allen Spielern ist klar, was die Spielidee des Trainers ist und so verhalten sie sich auch."

Ein Kreis schließt sich


Insbesondere seine Rückkehr ins Olympiastadion - im Zuge der Heim-Premiere von Union Berlin in der Champions League gegen Sporting Braga - sei speziell gewesen. "Das war schon ein besonderer Moment für mich. Die Fans von Union haben für eine fantastische Stimmung gesorgt, das war sehr beeindruckend", sagte Tousart.

Tatsächlich schloss sich dadurch auf eigenartige Weise ein Kreis für den Franzosen. Denn zum Zeitpunkt seiner Ankunft in Berlin - im Sommer 2020 - sei es nun mal das klare Ziel gewesen, international zu spielen. Mit Hertha BSC. "Es gab dann viele Probleme im Klub. Natürlich trage ich auch als Spieler teilweise die Verantwortung dafür, dass wir unsere Ziele nicht erreicht haben. Es ist schade, dass es nicht so geklappt hat, wie wir uns das vorgestellt haben", räumte Tousart ein.

Von Ergebnis-Krisen und Richtungswechseln


Ein Déjà-vu hat die derzeitige Ergebnis-Krise der Unioner bei Tousart allerdings noch nicht ausgelöst. "Es ist schon so, dass durch unsere jüngsten Ergebnisse eine negative Dynamik entstanden ist. Wir versuchen, zuversichtlich zu bleiben und den Trend umzudrehen", sagte er. "Wir müssen positiv bleiben und uns vor allem auf die Bundesliga fokussieren. Es reicht ein Sieg aus - und dann kann es auch schnell wieder in eine andere Richtung gehen."

Mit Richtungswechseln kennt sich Tousart jedenfalls längst aus: "Ich wohne immer noch in Charlottenburg, mit meiner Frau fühle ich mich da nach wie vor sehr wohl. Der etwas längere Weg zur Arbeit ist für mich kein Problem."

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