Kulinarischer Kurztrip nach New York von Ann-Christin Baßin
Sie ist die Stadt der Städte. Ein
Sehnsuchtsort. New York gehört immer noch zu den aufregendsten Metropolen der
Welt. Auch kulinarisch ist Big Apple inzwischen eine Klasse für sich: Etwa 19.000
Restaurants buhlen um zahlungskräftige und genussfreudige Gäste. Dank der
vielen Einwanderer wird hier jeder Geschmack und jeder Küchenstil bedient
Im Meatpacking District
ist New York wohl gerade am heißesten. Alle zieht es an die High Line im Westen
von Manhattan, einer zur Promenade umfunktionierten Hochbahntrasse, auf der bis
1980 die Güterzüge mit dem Schlachtvieh ankamen. Hier wimmelt es vor bärtigen
Hipstern, neugierigen Touristen und vermögenden New Yorkern. Die Mischung aus
städtischem Grün, Kunst und Industriebrache am Hudson River hat offensichtlich große
Anziehungskraft. Auch ich unternehme einen Spaziergang auf diesem 2,3 km langen
Parkstreifen und schlendere anschließend durch die Chelsea Markthallen. Eine perfekte Adresse zum Einkaufen und Essen. Leckere
Brötchen, Muffins oder Cupcakes bekommt man bei Amy’s Bread. Bei Friedman’s sitzt
man an hohen Tischen und genießt typisch amerikanisches Mittagessen wie
Burger, Chili con Carne oder überbackene Makkaroni. Chelsea Thai ist für seine
schnellen Mahlzeiten bekannt, das Essen wird frisch vor den Augen der
Gäste zubereitet. Wer keinen Appetit hat, kann im Chelsea Market Bücher,
Küchenutensilien und orientalischen Schmuck bewundern.
An der Washington Street, gegenüber der Südspitze der berühmten High Line, gibt
es im „Kava Cafe“ den wohl besten Kaffee in ganz New York City. Der Preis ist
denn auch entsprechend: 5 Dollar, inklusive Tip. Darauf muss man gefasst sein,
wenn man’s in der Metropole lecker mag.
Frisch gestärkt geht es dann ins Whitney Museum of American Art. Der Neubau des
italienischen Meisterarchitekten Renzo Piano – ein gräulicher Stahlkoloss – ist
von außen eher hässlich. Von innen wirkt das Ungetüm wesentlich attraktiver:
Großzügige, helle Räume laden zu einem Spaziergang entlang der modernen Kunst
Nordamerikas ein: Andy Warhol, Edward Hopper, Jackson Pollock, Keith Haring.
Noch bis zum 1. Juni 2017 findet hier die Biennale für zeitgenössische Kunst
statt. Die 63 Künstler zeigen Zeichnungen, Skulpturen, Installationen, Filme
und Videos sowie Fotografien, Performances und Musik. Absolut sehenswert!
Gleich um die Ecke, in der Hudson Street, hat der deutsche Sternekoch Günter
Seeger kürzlich sein gleichnamiges Restaurant eröffnet. Die Küche – puristisch
und sehr schmackhaft. Noch immer bilden vor allem die zugewanderten Köche die
kulinarische Spitze der Acht-Millionen-Stadt. „Agern“ heißt z.B. das Restaurant
des Dänen Claus Meyer im Grand Central Terminal, dessen „Noma“ in Kopenhagen
weltberühmt ist. Ganz zu schweigen von dem Schweizer Daniel Humm, dem
Shootingstar unter Amerikas Köchen, der in seinem „Eleven Madison Park“ der
Weltspitze zeigt, wo aktuell der Fleischklopfer hängt. An vorzüglichen Vier-
oder Fünfsternerestaurants mangelt es in New York nicht. Doch das hohe
kulinarische Niveau kommt auch Touristen mit schmalerem Geldbeutel zugute. Dank
der coolen Foodtrucks kann selbst am Wegesrand geschlemmt werden. Auch die
vielen Delis bieten frisches Essen verhältnismäßig günstig an.
Mich zieht’s zum Lunch ins „Fig & Olive“, einem mediterranem Restaurant im
Fleischdistrikt, in dem leichte Gerichte mit viel Gemüse und Olivenöl statt
Butter serviert werden. Den Hauptgang gibt es ab 21 Dollar. Allein die kunstvolle
Vollendung der Kürbissuppe vor dem Gast ist ihr Geld wert.
Es folgt ein kurzer Sprung in den Central Park, ein Blick in das wohl
bekannteste Juweliergeschäft der Welt an der 5th Avenue – Tiffanys. Auf
derselben Straßenseite Richtung Süden stehe ich nur wenige Meter weiter vor dem
Trump Tower. Was soll ich sagen? Der protzige Einkaufstempel, von innen mit 2500
Tonnen überwiegend rosa Marmor, Gold, jeder Menge Spiegeln und einem 18 Meter
Wasserfall gestaltet, ist genauso überladen und großspurig wie sein
Namensgeber. Nichts wie raus hier!
Wie überall auf der Welt finden sich nun rechts und links der Prachtstraße die
allseits bekannten Filialen: Starbucks, H&M, Zara, Esprit und so weiter.
Ich denke: „Wenn man den Kopf nicht hebt, könnte man glatt meinen, man geht
durch die Hamburger Innenstadt.“
Abends schreit mein Körper nach Protein. Im Steakhaus „Del Frisco’s, nahe dem
Rockefeller Center, wird die Gier in eleganter Atmosphäre aufs Vortrefflichste
bedient. Tolle Fleischqualität und 1200 Weine! Ich entscheide mich für einen
amerikanischen Riesling, meine Lieblings-Rebsorte ist hier gerade absolut in.
Sehr lecker! Die Steaks kosten ab 49 Dollar.
New York City besteht aus fünf Stadtbezirken, von denen der glamouröseste und wohl
auch teuerste Manhattan ist. Es gibt zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten. Preiswert
sind die vielen Hostels wie das „Chelsea Star Hotel“. Für dickere Brieftaschen
empfehlen sich verschiedene Vier- und Fünfsternehäuser.
Das höchste Gebäude der Stadt, das One World Trade Center, misst 541 Meter.
Nicht nur hier zeigt die Stadt: New York ist zurück. Noch selbstbewusster,
monumentaler und stolzer denn je. Aus dem 104. Stock hat man eine sensationelle
Aussicht! Zu Füßen des One World Trade Center liegt die Gedenkstätte 9/11. In
das riesige Bassin aus schwarzem Marmor stürzt von allen Seiten Wasser in große
Tiefe hinab. Auf dem Rand sind die Namen der knapp 3000 Anschlagsopfer verewigt.
Nach dieser beklemmenden Erfahrung habe ich Lust auf Tee und Gebäck. Das geschmackvoll
eingerichtete Fünfsternehotel „Peninsula“, nahe dem Central Park an der 5th
Avenue, lädt zum Afternoon Tea ein. Hier ist der gebürtige Schweizer Samuel
Linder (34) seit kurzem Küchenchef. Seine Stationen vorher: Top-Restaurants in Dubai
und Manila. Linder ist in der ganzen Welt zu Hause,
denkt aber heute noch gerne an die Familienferien seiner Kindheit zurück: „Wir
sind jedes Jahr mit unseren Eltern an die Nordsee nach Sankt Peter-Ording in Schleswig-Holstein
gefahren und ich erinnere mich heute noch an die würzige Seeluft.“
Am Abend bekomme ich im „Clement“ einen Eindruck von seinem feinsinnigen
Kochstil. Als Vorspeise gibt es eine Hummersuppe, danach rohen Tunfisch, einen Quinoa-Grünkohl-Salat,
geschmorte Rippen mit Pastinakenpüree und schwarzem Trüffel. Als Dessert warme
Apfeltarte – himmlisch!
Anschließend fahre ich in den 23. Stock des Hotels, um einen Sundowner
in der Rooftop-Bar „Salon de Ning“ zu nehmen. Die Lichter der Stadt strahlen
und ein nicht enden wollender Verkehrsstrom wälzt sich durch die Straßen,
während ich meinen Cocktail entspannt in luftiger Höhe genieße.
Eigentlich wollte ich ja noch
unbedingt ein Pastrami-Sandwich im jüdischen Deli „Katz’ Delicatessen“ genießen,
in dem Meg Ryan so lustvoll ihren Teller aufaß. Leider war die Zeit zu kurz und
ich musste mich diesmal auf Midtown Manhattan konzentrieren. Man schafft meist nur
einen kleinen Teil der vielen Sehenswürdigkeiten. Den Rest spare ich mir für
Ihren nächsten Besuch auf, denn der kommt bestimmt!
Info:
New York ist besonders schön im Mai/Juni und dann wieder nach dem schwül-heißen
Sommer im September und Oktober. Seit Beginn des Winterflugplans 2015/16 gibt es
mit United Airlines eine Direktverbindung zwischen Hamburg und New York
(Flughafen Newark) mit einer größeren Maschine als bisher – einer Boing
767-300. Das bedeutet vor allem mehr Beinfreiheit für die Reisenden. Wer
während des Fluges bequem schlafen möchte, sollte die BusinessFirst-Klasse mit
ihren 180 Grad Flat Beds buchen. Vom 25. Mai bis 5. September 2017 gibt es eine
tägliche Verbindung. Zurzeit schon ab 450 Euro für Hin- und Rückflug. www.united.com/web/de-DE/Default.aspx und im Reisebüro.
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