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Köln gewinnt nächsten Nervenkrieg

Die Rheinstars Köln besiegen rent4office Nürnberg nach einem dramatischen letzten Viertel mit 64:63, um in der ProA-Spitzengruppe zu bleiben.

Ohrenbetäubender Jubel hallt durch die Kölner ASV Halle, als Nürnbergs Dylan Talley den letzten Wurf der Partie auf den Ring setzt. RheinStars-Kapitän David Downs springt zum Rebound, dann steht er fest: der 64:63-Sieg Kölns über den Aufstiegsfavoriten rent4office Nürnberg. Die Nerven der 1.000 Zuschauer wurden von ihrem Team ein weiteres Mal gehörig auf die Probe gestellt - mit glücklichem Ausgang.

Bereits zu Beginn zeichnete sich ab, dass es eine unruhige Partie werden würde. Beide Mannschaften überboten sich in unnötigen Turnovern, ehe sich David Downs der Spielgestaltung annahm. Er zeigte gleich zu Anfang die volle Bandbreite seines Könnens, cuttete häufig exzellent zum Korb oder hatte das Auge für den freien Mitspieler. So auch beim 11:6, als Alex Foster die Menge per Dreier auf Betriebstemperatur brachte. Die Gäste wirkten in dieser Phase besonders defensiv ungeordnet. Immer wieder fand Downs den offenen Scorer, ohne dass sich ein Nürnberger zuständig gefühlt hätte.

Im zweiten Abschnitt überzeugten die RheinStars zunächst weiter durch intelligenten Team-Basketball. Das Leder wurde überlegt durch die eigenen Reihen bewegt, Nürnberg lief verzweifelt ins Leere. Der Lohn: Youngster Antonio Pilipovic traf von außen zum 27:16. Köln zog nun davon, auch weil die Franken in der Offense schwächelten. Nahezu jeder Rebound landete bei den Domstädtern, die selbst sicher abschlossen. Erst gegen Ende des Viertels fand Nürnberg die Sicherheit im Scoring wieder. Ex-Münchener Mauricio Marin verwandelte zweimal nacheinander per energischem Drive und brachte den Favoriten wieder auf fünf Punkte heran (27:22). In der Folge hielten die Rheinländer den Abstand, sodass es mit einer 35:29-Führung in die Halbzeit ging.

Das dritte Viertel folgte dem bisherigen Spielverlauf. Die RheinStars nutzten die Unsicherheiten des Gegners und konnten in Person von Marin Petric erneut auf zehn Punkte davonziehen (43:33). Der deutliche Rückstand schien darauf die Nürnberger anzuspornen. Das Team von Coach Ralph Junge agierte wesentlich aggressiver am eigenen Brett und suchte die einfachen Punkte. Köln hatte enorme Probleme, die Anspiele in den Low-Post zu unterbinden und den durchsetzungsstarken Dan Oppland am Korberfolg zu hindern. Das Resultat war ein 13:4-Lauf der Gäste zum 47:46. Erst ein trotziger Lay-up von David Downs löste den Aufsteiger aus der Umklammerung (49:46).

Im Zeichen ausufernder Spannung standen die letzten zehn Minuten der Partie. Zuerst lieferten sich Foster und Marin einen privaten Dreier-Shoot-Out zum 52:51, anschließend glich Nürnbergs Robert Oehle per Freiwurf aus. Der wiedergewonnene Mut des letztjährigen Playoff-Halbfinalisten wurde kurz darauf auf eine harte Probe gestellt. Der bis dahin starke Mauricio Marin musste verletzt vom Feld. Den Ausfall des Guards verkrafteten seine Teamkollegen jedoch überraschend gut. Talley nahm das Heft in die Hand und traf von Downtown zur ersten Führung (52:55).

Die zu Beginn des Viertels offensiv abgemeldeten Kölner fanden erst spät wieder zu ihrem Scoring. Nach einem spektakulären Petric-Dreier zum Ausgleich war es Jonathan Malu, der einen Turnover des Gegners in einen krachenden Slam Dunk ummünzte und den Fans die erneute Führung schenkte (57:55). Nürnberg sollte aber noch einmal zurückschlagen. Ein Dreier von Sebastian Schröder und ein Korbleger durch Oehle bedeuteten die nächste Gästeführung (59:60).

Gleichzeitig waren dies knapp vier Minuten vor Schluss die letzten Nürnberger Punkte aus dem Spiel heraus. Die Gäste hielten Köln nun durch unsaubere Anspiele und einfache Turnover im Spiel anstatt den Sieg einzutüten. Die RheinStars ergriffen diese Chance und kamen durch den überragenden Downs zum Einstand (62:62). Ein verwandelter Freiwurf durch Neuzugang Bill Borekambi zum 62:63 war das letzte Lebenszeichen Nürnbergs, bevor eben dieser Borekambi 17 Sekunden vor dem Ende David Downs foulte. Der Amerikaner versenkte beide Freiwürfe sicher (64:63). An das, was danach kam, wird sich vor allem Dylan Talley nicht mehr gerne erinnern.

Top-Spieler der Partie: David Downs (Point Guard der RheinStars Köln)

Wie schon in den vorangegangen Matches war Downs der essentielle Faktor zum Erfolg. 17 Punkte, sieben Assists und sechs Rebounds sprechen eine deutliche Sprache. Dazu traf er hervorragende 60 Prozent seiner Feldwürfe. In kritischen Momenten übernahm der US-Boy Verantwortung und wurde den Erwartungen gerecht. Seine entschlossenen Drives brachten Köln wieder ins Spiel, seine Nervenstärke bei den entscheidenden Freiwürfen war beispielhaft.

RheinStars-Coach Arne Woltmann zur Partie: „Ich bin stolz, dass wir uns nach den unsicheren Aktionen in der zweiten Halbzeit wiedergefunden haben, das kann man von einer so jungen Mannschaft nicht immer erwarten."

Nürnbergs Trainer Ralph Junge zur Partie: „Wir haben es geschafft, den Gegner in den 60ern zu halten. Da darf man das Spiel eigentlich nicht verlieren."

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