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Beko BBL: Eine permanente Gradwanderung

Die Artland Dragons werden in der nächsten Saison nicht in der Beko BBL spielen. Ihr Rückzug: Ein unumgänglicher Fakt. Keine Social Media-Petition, kein Fanaufmarsch im beschaulichen Quarkenbrück ändert etwas am Aus der einst so erfolgreichen Basketballmannschaft aus der niedersächsischen Provinz. Sponsoren würden fehlen und die Halle sei zu klein, heißt es aus der Führungsriege des Vereins. Damit offenbaren die Verantwortlichen ein Szenario, das den vollen Umfang des Dilemmas aufzeigt, in dem sich die deutsche Eliteliga befindet.

Anspruch und Wirklichkeit

Flashback ins Jahr 2012: In einem Interview mit dem Handelsblatt äußerte BBL-Chef Jan Pommer das Ziel, die Liga bis 2020 zur besten, europäischen Spielklasse machen zu wollen. Bereits damals ein ambitioniertes Ziel angesichts der Tatsache, dass die deutsche Nationalmannschaft zuvor die Qualifikation für Olympia in London krachend verpasst hatte. Die allgemeine Öffentlichkeit sprach über alles außer Basketball.

Seitdem hat sich viel getan. Strukturen wurden überarbeitet, Einnahmequellen geschaffen und Budgets erhöht. Alles, um international mithalten zu können. Nicht zuletzt der Deal mit der Deutschen Telekom, die seit 2014 alle Ligapartien live überträgt, verleiht dem Produkt BBL eine mediale Präsenz, von der man 2012 nicht einmal träumen konnte. Den Basketballfan freut es. Bisher verfolgen ca. 60.000 Abonnenten die Korbjagd im Zeichen des rosa T´s. Warum meldet sich also ausgerechnet jetzt einer der verdientesten Erstligisten vom Spielbetrieb ab, wo doch in der Basketballszene Goldgräberstimmung zu herrschen scheint?

Dorfliga oder internationale Marke?

Die Ligaführung arbeitete seit der Formulierung des „Ziels 2020" gezielt an einer Optimierung der Vermarktbarkeit der Beko BBL. Durch den Aufbau des FC Bayern München zu einem drei der absoluten Spitzenteams ist für einen spannenden Meisterschaftkampf gesorgt. Der bereits erwähnte Telekom-Deal sorgt derweil für permanenten Zugriff auf das Livegeschehen. Bei den eingefleischten Fans kommt das gut an.

Schwer tut man sich jedoch weiterhin bei der Gesamtöffentlichkeit. Gelegenheitszuschauer sollen durch die Sublizenznehmer Sport1, Bild.de, ARD und ZDF über das Free-TV erreicht werden. Berichten der Fachzeitschrift Sponsors zufolge haben in dieser Saison jedoch nur durchschnittlich 90.000 Zuschauer bei den Übertragungen der Regular Season auf Sport1 eingeschaltet. Dies bedeutet einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um 25%. Auch das im ZDF gezeigte BBL-Pokalwochenende verfehlte seine Ziele. Beim Finale zwischen den Brose Baskets Bamberg und den EWE Baskets Oldenburg bekam der Sender ebenfalls nur 90.000 Basketballinteressierte in der werberelevanten Zielgruppe vor die Mattscheibe. Für Teams wie eben die Artland Dragons sind diese Entwicklungen entscheidende Fakten. Durch beispielsweise den fehlenden Zuspruch im Free-TV müssen potenzielle oder bestehende Sponsoringpartner darauf schließen, dass das Interesse am orangenen Leder in der Gesamtbevölkerung gering bleibt oder sogar abnimmt. Besonders im Falle von Vereinen aus kleinen Standorten wie etwa Quarkenbrück (12.876 Einwohner) stellen sich Unternehmen schlicht die Frage nach der wirtschaftlichen Sinnhaftigkeit eines Engagements.

Urbanisierung: Der Sargnagel der Kleinen?

Um an Attraktivität für Sponsoren und Fans zu gewinnen, ist die BBL weiterhin bestrebt, Großstädte als Ligastandorte aufzubauen. In München ist dies bereits bravourös gelungen. Als amtierender Meister und etablierte Marke macht der FC Bayern den AUDI Dome stets voll. Alba Berlin ist in der Hauptstadt wie auch bundesweit ohnehin seit Jahrzehnten ein Begriff. Ansonsten vertreten die Fraport Skyliners mit Frankfurt bislang noch eine weitere deutsche Metropole in der Beko BBL. Im Norden sollen alsbald die Hamburg Towers aus der Pro A folgen, in Köln erleben die Fans bei den 2013 neugegründeten RheinStars nach langem Warten wieder Profibasketball in der Pro B. Mit beiden Teams plant man über Kurz oder Lang fest für die Erstklassigkeit.

Die kleineren Teams sehen sich demnach immer mehr einem Verdrängungswettstreit ausgesetzt. Sponsoren werden sich an den Mannschaften orientieren, die aufgrund ihres Standorts und ihrer Bekanntheit möglichst viele Menschen erreichen. Das Überleben weiterer Provinzclubs aus der BBL steht spätestens dann auf dem Spiel, sofern sie nicht sportlich mithalten können, wie es in Bamberg der Fall ist.

Die Artland Dragons werden dann schon Geschichte sein, obwohl die 3000 Zuschauer fassende Artland Arena in Quarkenbrück regelmäßig ausverkauft war. Nur Begeisterung reicht leider nicht. Damit müssen alle anderen Erstligisten nun klarkommen.

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