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Erfolg ist die Zukunft

Fünf Jahre hat die Basketball-Bundesliga noch Zeit, das angestrebte Ziel der besten Liga Europas zu erreichen. Wo steht die deutsche Beletage im Hinblick auf sportliche Erfolge, Einnahmen, Zuschauerzahlen und Medienauftritt?

2020 will die Beko BBL die beste Liga des europäischen Kontinents sein. Ein Ziel, an dem sich die Verantwortlichen auch nach dem Abschied von Geschäftsführer Jan Pommer messen lassen müssen. Zwar läuft die Deadline erst in gut fünf Jahren ab, dennoch fällt der Eifer auf, mit dem an der Umsetzung der Vorgaben gearbeitet wird: Das Final Four der Euroleague wurde für 2016 nach Berlin geholt, um die Weltmeisterschaft 2023 soll sich zudem beworben werden.

Des Weiteren findet schon in diesem Herbst eine Vorrundengruppe der Europameisterschaft in Berlin statt. Allesamt Maßnahmen, um die DNA des Basketballs ins Bewusstsein der Deutschen zu pflanzen. Wie es zum aktuellen Zeitpunkt tatsächlich um die internationale Konkurrenzfähigkeit bestellt ist, steht auf einem anderen Blatt Papier.

Genauer gesagt auf den Kontoauszügen der deutschen Eliteklasse. Der eigenen Website zufolge verbuchen die Klubs der BBL in dieser Saison insgesamt einen Umsatz von 95 Millionen Euro. Absoluter Rekord, nachdem im Vorjahr noch 90,8 Millionen in die Kassen geflossen waren. Ihre Einnahmen generieren die Vereine neben der Unterstützung durch Sponsorings und TV-Verträge besonders über die Zahlungen der Ausrüster. Der deutsche Krösus Adidas versorgt Alba Berlin und den FC Bayern München nach jüngsten Vertragsverlängerungen bis 2020 mit Material. Der dritte Spitzenklub, die Brose Baskets, standen bis zuletzt auch bei Adidas unter Vertrag, schlossen laut der Fachzeitschrift Sponsors im Frühjahr jedoch einen bis 2019 gültigen Kontrakt mit dem italienischen Sportartikelhersteller Macron ab. Innerhalb der vierjährigen Laufzeit können die Bamberg 680.000 Euro erwarten. Mit 170.000 Euro pro Saison würden die Franken ungefähr das Zweifache von dem kassieren, was Adidas zuvor zahlte.

Der Auftritt neuer, zahlungskräftiger Partner ist genauso wie die Weiterführung starker und medienwirksamer Partnerschaften Ausdruck der qualitätsorientierten Zukunftspolitik der BBL. Besonders die Spitzenvereine werden immer attraktiver für Investoren und Kooperatoren. Im internationalen Vergleich hat die Beko BBL trotzdem noch Steigerungsbedarf. Die spanische ACB streicht, als derzeit beste Spielklasse Europas, laut der eigenen Internetpräsenz einen globalen Umsatz von 130 Millionen Euro per annum ein.

Verantwortlich für die hohen Einnahmen der Spanier sind beispielweise die Einkünfte aus den Ticketverkäufen. Gleich acht der 18 Arenen der ACB fassen 10.000 Zuschauer oder mehr. Hierzulande überschreitet nur die Mercedes-Benz Arena in Berlin diese Kapazität (14.500; ehemals o2 World). 2018 wird voraussichtlich der FC Bayern München nachziehen. Die vom Getränkeriesen Red Bull finanzierte Multifunktionsarena soll dann immerhin 10.000 Fans Platz bieten.

Besonders auffällig ist die Diskrepanz zwischen den beiden Gesamtersten der regulären Saison. Bei den Iberern spielt Real Madrid vor bis zu 15.000 Basketballbegeisterten, in Deutschland können die Brose Baskets nur maximal 6.800 Besucher beherbergen. Zwar ist der Unterschied in der Population zwischen der spanischen Metropole und dem fränkischen Städtchen ein immenser, jedoch hält er ebenso als passendes Gleichnis für die verschiedenen Ausgangspunkte beider Ligen her.

Abgesehen von den Vorteilen in Sachen Heimspielstätten beneiden deutsche Experten den internationalen Klassenprimus Spanien um die Positionierung des Basketballs in den Medien. Bereits im November 2014 sprach sich Marko Pesic, Geschäftsführer des FC Bayern München, bei einer Tagung deutlich für eine prominentere Darstellung der BBL auf den öffentlich-rechtlichen Sendern aus. Spätestens zur Saison 2015/16 werde man Live-Spiele auf der ARD oder ZDF dem haben, sagte er. In Spanien ist dies schon gang und gäbe. Hier läuft die ACB auf mehreren Sendern sowohl im Pay-TV als auch frei empfangbar. Neben der größeren Reichweite durch die exponierte Stellung im Free-TV bedeuten mehrere Übertragungsstationen zudem die Möglichkeit, Rechte an einzelnen Spielen exklusiv zu verkaufen und so höhere Gewinne zu erzielen.

Die BBL beschränkt sich derweil auf nur zwei Rechtenehmer. Der Deal mit der Deutschen Telekom kann zweifelsfrei als Errungenschaft gesehen werden. Alle Partien live gegen Bezahlung - ein System, das sich in Deutschland bewährt hat. Mit 60.000 Nutzern ist ein ordentlicher Anfang gemacht.

Zusätzlich zeigt Sport1 ausgewählte Spiele der Hauptrunde und der Playoffs. Hier sind die Quoten zwar rückläufig, in Ermangelung eines geeigneteren Partners scheint der Sender aus Ismaning jedoch die passendste Option zu sein. Der Versuch, Vereinsbasketball zurück in die Öffentlich-Rechtlichen zu bringen, ist beim Final Four des deutschen Pokals daneben gegangen. Im ZDF schauten laut Sponsors in der Zielgruppe gerade einmal 90.000 Fans zu. Ob sich ARD oder ZDF in der neuen Saison wirklich an die BBL heranwagen, ist zumindest zu hinterfragen.

Sportlich wäre dieser Schritt durchaus gerechtfertigt. Außer einem spannenden, nationalen Titelkampf, bei dem drei nahezu gleichwertige Spitzenteams um den Meistertitel wetteifern, wusste die Beko BBL in diesem Jahr auch international für Aufsehen zu sorgen. Zwar erreichte nur Alba Berlin als einer von zwei deutschen Startern die Zwischenrunde der Euroleague, dort gelangen den Hauptstädtern aber schließlich eindrucksvolle Siege gegen den letztjährigen Champion Maccabi Tel Aviv, den FC Barcelona und Panathinaikos Athen. Dass die Albatrosse dennoch in der Runde der letzten 16 ausschieden, war so erwartungsgemäß wie unnötig. Es fehlten häufig nur wenige Prozent. Im Eurocup und der EuroChallenge blieben zählbare Erfolge aus. Allenfalls die Fraport Skyliners überzeugten mit ihrem Ritt bis ins Halbfinale der drittklassigen EuroChallenge.

Von solchen Momenten wird die Beko BBL einige weitere benötigten, um sich das Prädikat der besten europäischen Liga an Revers heften zu dürfen. Von der stärksten Division des Kontinents muss ein Team im Final Four der Euroleague zu erwarten sein. Der maximale, sportliche Erfolg ist bei allen Innovationen und Investitionen einer der Faktoren, um die die Geschäftsführung der BBL in keinem Fall herumkommt.

Dass diesen Anforderungen nicht alle Clubs der Liga standhalten, ist selbstredend. Dies hat der Rückzug der Artland Dragons vor rund zwei Monaten deutlich bewiesen. Die rasche Expansionspolitik der BBL gibt den Vereinsoberen die Richtung vor: investieren und wachsen. Da Teams in beschaulicheren Städten für Wachstum auf externe Mittel finanzstarker Gönner angewiesen sind, steht ihre Existenz gerade jetzt auf wackligen Beinen. Wird der Sport dem Geldgeber auf Grund der Ziele der Liga zu kostspielig, steht der Verein vor einem Scherbenhaufen.

In Quakenbrück zog Eigentümer Günther Kollmann sein Engagement zurück und stieß die Mannschaft somit in die Niederungen der ProB. So könnte es bald auch anderen Erstligisten gehen. Die TBB Trier ist bereits insolvent abgestiegen, und auch die BG Göttingen hatte in der Vergangenheit immer wieder zu kämpfen.

Eine Liga tiefer drängen für Sponsoren attraktive Standorte wie Hamburg und Köln nach oben. Besonders die Rheinstars gelten als ambitioniert, die höchste Spielklasse zeitnah zu erreichen. Gerade erst bekamen sie durch eine Wildcard das Startrecht für die zweitklassige ProA zugesprochen. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass sie eines Tages den Platz eines weiteren Kleinstadtclubs in der ersten Liga einnehmen werden.

Für die Beko BBL bedeutet diese Politik zunächst eine Stärkung der Marke, da sie in den Ballungsräumen das größte, finanzielle Potenzial sieht. Dass die Ligaführung durch die öffentlichkeitswirksame Erschließung der Metropolen die traditionsreichen, aber bevölkerungsarmen Basketballhochburgen vergrault, könnte der Preis für eine international renommierte BBL sein.

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