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Wirtschaft, Politik und KSC: Und morgen die ganze Stadt?

Weitere Immobilienprojekte in der Stadt

Eine Bewährungsprobe für das Verhältnis zur Kommunalpolitik könnte das neueste Projekt der Gröner Group in Karlsruhe werden. Im September erwarb der Konzern die seit Jahren darbende und mit städtischen Zuschüssen in Millionenhöhe am Leben erhaltene Majolika-Manufaktur. Ein Konzept, um dieses Zentrum für Keramik, Kunst und Design wirtschaftlich zu führen, konnte die Gröner Group auf Anfrage auch zwei Monate nach dem Kauf nicht nennen. Dafür ist das Interesse an der Übernahme der zugehörigen Immobilie groß. Das Grundstück befindet sich bislang noch im städtischen Eigentum und nur wenige hundert Meter vom Karlsruher Wildparkstadion entfernt. Der Karlsruher Kulturbürgermeister Albert Käuflein ist auch ohne Konzept überzeugt, dass die Gröner Group "die Majolika als kulturellen Leuchtturm im Hardtwald erhalten wird". Beim anvisierten Verkauf des Grundstücks strebe die Stadt ein Erbpacht-Modell an. Die Karlsruher Linksfraktion will einen Verkauf der Immobilie an die Gröner Group im Gemeinderat verhindern. Die Stadt solle sich "nicht auf Gedeih und Verderb einem Immobilienkonzern" ausliefern.

Ob Gröner als Investor auch beim KSC zum Zuge kommt, wollte dessen Geschäftsführer, Michael Becker, nicht kommentieren. Man sei im ständigen Austausch mit Gröner. Über den Gesprächsinhalt sei aber Vertraulichkeit vereinbart worden, sagt Becker. Neues Geld könnte der Verein dringend brauchen, denn ihn drücken Verbindlichkeiten in Höhe von 24 Millionen Euro. Trotz der Schuldenlast bestehe bei der Suche nach einem strategischen Investor aber "überhaupt kein Zeitdruck", sagt Becker.

Bei der jüngsten Mitgliederversammlung gab sich der KSC-Präsident Holger Siegmund-Schultze bescheiden: "Das meiste Geld werden wir als KSC nie haben." Die Vereinsstrukturen sollten so professionell werden, dass es mit dem neuen Stadion keinen anderen Weg mehr gäbe, um auch sportlich die erste Bundesliga zu erreichen. Dabei appellierte er aber auch an Transparenz und Compliance-Regeln. "Vertrauen ist kostbar und schnell verloren, wenn wir uns nicht an unsere Regeln halten", sagt Siegmund-Schultze. Ein Satz, der für Verein und Stadtpolitik in Karlsruhe gleichermaßen Relevanz haben dürfte.

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