Gut aussehend, tätowiert und locker die Gitarre auf dem Schoß - Sebastian Kottke wirkt durch und durch wie ein lässiger Rocker. Von Rock 'n' Roll scheint sein Arbeitsplatz jedoch weit entfernt zu sein, denn während Kottke auf den Saiten klimpert, flimmert vor ihm ein großer Bildschirm, per Headset nimmt er fast durchgängig Bestellungen an.
Er sitzt mit etwa 30 Kollegen in einem Großraumbüro eines Callcenters. Wenn man durch die Fenster nach draußen schaut, sieht man allerdings nicht etwa die Skyline von München oder Berlin, sondern weit und breit nichts als Wälder und Wiesen: Wir befinden uns mitten in der oberfränkischen Provinz, die nächstgrößere Stadt Bamberg ist 20 Kilometer entfernt.
"Hallo Hans!", begrüßt er kumpelhaft den unscheinbaren Mann in Jeans und Sakko hinter ihm. Hans ist der Mann, wegen dem Kottke hier im Nirgendwo arbeitet: Hans Thomann, Chef des weltweit größten Online-Shops für Musikinstrumente, des Musikhauses Thomann.
Sieben Millionen KundenMitten im beschaulichen Treppendorf hat Thomann in den letzten 20 Jahren ein Versandimperium geschaffen, auf das andere Online-Händler nur neidisch blicken können. Rund 700 Millionen Euro Umsatz wird das Musikhaus dieses Jahr erzielen, mehr als sieben Millionen Kunden vertrauen ihm - damit ist Thomann der weltweit führende Versandhändler für Musikinstrumente und Audioequipment.
Nebenbei sicherte er sich Anfang des Jahres zum fünften Mal in Serie den Deutschen Online-Handels-Award und schlug damit selbst den Platzhirsch Amazon.
Obwohl sein Musikhaus seit Jahren immer weiter wächst und neue Rekorde sammelt, ist das dem sonst so gelassenen Franken noch bei Weitem nicht genug. Erst vor zwei Wochen hat Thomann für rund 45 Millionen Euro den Neubau einer weiteren, riesigen Lagerhalle in Auftrag gegeben. Damit soll aber nicht etwa die Produktpalette erweitert, sondern der Versand verbessert ... (mehr auf http://www.welt.de/wirtschaft/article153261040/Der-Musik-Monopolist-aus-der-deutschen-Provinz.html).
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