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Ungarn: Protest gegen Chinas Fudan-Universität in Budapest geht weiter

Noch sind keine Bagger und Kräne zu sehen im Budapester Stadtteil Ferencváros. Doch wenn es nach der Regierung von Ungarns Premierminister Viktor Orbán geht, sollen sie sobald wie möglich ihre Arbeit aufnehmen. Denn 2024 will hier die renommierte Shanghaier Fudan-Universität ihre erste Außenstelle eröffnen. Es wäre die erste chinesische Hochschule in der Europäischen Union.

Doch der Protest gegen die geplante Universität ist groß. Laut einer aktuellen Umfrage des Budapester Republikon-Instituts lehnen 66 Prozent der Ungarn das Bauvorhaben ab, darunter auch viele Anhänger der Regierungspartei Fidesz. Die Opposition versucht mit allen Mitteln, den Campus zu verhindern, allen voran Budapests Bürgermeister Gergely Karácsony von Ungarns grüner Partei "Párbeszéd" (deutsch: Dialog), der bei den Parlamentswahlen im kommenden Jahr für die vereinigte Oppositionsliste gegen Viktor Orbán ins Rennen ziehen will.

Der Grüne Gergely Karácsony ist seit Oktober 2019 Bürgermeister von Ungarns Hauptstadt Budapest

Unterstützung bekommt Karácsony von der parteilosen, aber von der Opposition unterstützten Bezirksbürgermeisterin von Ferencváros, Krisztina Baranyi. Am Dienstag benannte sie Straßen rund um das geplante Bauareal um - unter anderem in "Dalai-Lama-Straße", "Straße der uigurischen Märtyrer" und "Freies-Hongkong-Straße".

"Wenn wir öffentliche Plätze nach gesellschaftlichen Gruppen und Menschen benennen, die Opfer des chinesischen Staates sind, setzen wir uns nicht nur für sie ein, sondern auch für das Ideal der Freiheit und Solidarität", erklärte Gergely Karacsóny bei der Einweihung der Straßenschilder am Mittwoch. Regierungssprecher Zoltán Kovács kritisierte die Umbenennungen scharf. Gegenüber dem Internetportal Telex sagte er, die Opposition scheine "ihren gesunden Menschenverstand verloren" zu haben.

Ein teures Geschenk für China

Damit hat der seit Monaten schwelende Konflikt um die Fudan-Universität in Budapest einen neuen Höhepunkt erreicht - und wird mehr und mehr zum Wahlkampfthema. Knackpunkte sind vor allem Größe und Kosten des Projekts: Über eine halbe Million Quadratmeter soll sich der neue Campus erstrecken; damit wäre er wesentlich größer als alle anderen ungarischen Universitäten. Im April enthüllte das Investigativportal Direkt36 zudem die Kosten des Projekts: Umgerechnet rund 1,5 Milliarden Euro will die ungarische Regierung offenbar dafür ausgeben - und damit mehr als für das gesamte ungarische Hochschulwesen 2019.


Ein Großteil der Kosten soll mit chinesischen Krediten gedeckt, der Bau von einem chinesischen Unternehmen durchgeführt werden. Größe und Kosten des Projekts verwundern vor allem deshalb, weil auf dem Fudan-Campus nur bis zu 8000 Studenten unterrichtet werden sollen. Damit wäre die Universität im Vergleich zu den anderen Budapester Hochschulen klein.

[Auszug]
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