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Feature

Bauer Jaacks kämpft um seinen Hof

Bauer Jaacks steht vor einem Problem. Oder besser gesagt: Er steht auf einem Problem. Es ist ein Mittag im März, und Hauke Jaacks steht in seinem Kuhstall in Rissen, auf Boden, den er nicht besitzt. Die Rinder aber besitzt er: 320 an der Zahl, 130 davon Milchkühe, die sich hier aneinander reiben, miteinander fressen und die diesen hohen, langen Stall ausfüllen mit ihren wiederkäuenden Geräuschen. Jaacks kennt sie, natürlich, alle mit Namen, und natürlich erinnert er sich auch noch an seine erste eigene Kuh, an Beate. "Tolles Euter", sagt er, hing auch nicht zu sehr, Preis: 5000 Mark. Jaacks plünderte sein Konfirmationsgeld, er war gerade mal 16 Jahre alt. Heute ist er 57 und sagt: "Ich hab mich mein ganzes Leben mit Rinderzucht beschäftigt." Nun aber ist ungewiss, wie es weitergeht mit Bauer Jaacks und seinen Kühen.

Seit dem Jahr 2004 pachtet er die Hofstelle und die umliegenden 16 Hektar, im vergangenen Sommer verkaufte die Eigentümerin die Flächen. Jaacks hatte sie auch kaufen wollen, im letzten Angebot zum selben Preis wie der Käufer, aber daraus wurde nichts. Nun möchten die neuen Besitzer einen Pferdehof eröffnen, mit Pensionshaltung und Zucht. Jaacks’ Pacht läuft Ende 2021 aus, Anspruch auf eine Verlängerung hat er nicht.

Darum gärt nun in der Waldlandschaft Klövensteen am westlichen Stadtrand ein Streit zwischen denen, die das Land bewirtschaften, und jenen, die das Land besitzen. In diesem Fall bedeutet das auch: zwischen denen, die schon immer Landwirte waren und den Boden dringend brauchen, und jenen, die nun Landwirte werden wollen und den Boden vielleicht nicht ganz so dringend brauchen.

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erschienen in DIE ZEIT 14/2020