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Feature

Einander so nah

In seltsam sanften Bildern hat der finnische Fotograf Aleksi Poutanen Landsleute inszeniert: mit ihren Schwänen und Schlangen, Alpakas und Elchen. Er traf auf Menschen, die bei Tieren Zuflucht suchen

An einem Tag im Sommer des Jahres 2017 senkten sich auf der finnischen Insel Raippaluoto die Nadeln zweier Spritzen in das Fleisch eines jungen Luchses und brachten dem früheren Banker Markku Harju die Gewissheit, dass die Welt der Menschen nicht seine ist. Der Luchs hatte sich ein Bein gebrochen, Harju hatte ihn über Wochen gepflegt. Nachdem eine Zeitung darüber berichtet hatte, klingelte sein Telefon. Es gebe ein Gesetz, sagte der Mann am anderen Ende der Leitung. Wilde Raubtiere dürften nicht bei Menschen leben, der Wolf nicht, der Bär nicht, der Luchs nicht. Sie dürften auch nicht in der Wildnis leben, wenn sie einmal bei Menschen gelebt hätten; wenn sie die Scheu vor ihnen verloren hätten. Sie dürften dann gar nicht mehr leben.

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erschienen in: stern 44/2018