Die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat viele Menschen das Leben gekostet, sie hat Straßen, Eisenbahnstrecken, Schulen und Kitas zerstört und Hunderte Häuser unbewohnbar gemacht. Nun wird diskutiert, ob Häuser überhaupt wieder aufgebaut oder ob Ortsteile gleich ganz verlegt werden sollen. Aber wann sind Menschen bereit, ihr Haus aufzugeben und anderswo wieder neu anzufangen? Und warum nehmen sie mitunter lieber das Risiko in Kauf, erneut von einem Hochwasser getroffen zu werden?
In Österreich wurden diese Fragen bereits vor acht Jahren gestellt: Im Juni 2013 trat die Donau über die Ufer und überschwemmte das Eferdinger Becken westlich von Linz. Knapp tausend Gebäude waren betroffen, der Schaden belief sich auf rund 24 Millionen Euro. Viele Betroffene bekamen das Angebot, mit staatlicher Unterstützung das Gebiet zu verlassen. Der Umweltforscher Sebastian Seebauer begleitete 78 dieser Haushalte bei dem Prozess, der in Österreich "Absiedlung" genannt wird.
DIE ZEIT: Herr Seebauer, extreme Hochwasser können nicht nur Landschaften, sondern auch die Psyche verändern. Unter welchen Auswirkungen leiden Hochwasser-Opfer?
Sebastian Seebauer: Manche Menschen können nicht mehr schlafen, wenn starke Regenfälle auftreten. Andere fahren nicht mehr in den Urlaub, aus Sorge, nicht reagieren zu können, falls ein Hochwasser kommt. Die Symptome ähneln oft einer posttraumatischen Belastungsstörung.
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