18.09.2021 Sapperlot! Ist Kommissar Jütte (Roland Riebeling) am Ende doch gar nicht so bräsig-gemütlich, wie er immer tut? Das Kölner Tatort-Duo Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) staunt nicht schlecht, als es erfährt, dass ihr lieber Assistent einst den Spitznamen "Turbo-Jütte" trug. Weil er wie ein Wahnsinniger gearbeitet, sich tief in die Fälle vergraben haben soll. Und in einen bestimmten Fall ganz besonders. Die Erinnerungen kommen in Jütte wieder hoch, als er die Bilder der ermordeten Susanne Elvan sieht: Der Täter hat die Augen seines Opfers mit einem Gürtel verdeckt. Genau wie damals.
Überraschender wird es nicht in diesem neuen "Tatort" aus Köln: "Der Reiz des Bösen" (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr). Der Titel bezieht sich auf das Rotkäppchen-Syndrom, Fachbegriff Hybristophilie, bei dem Frauen romantische Gefühle für Kriminelle entwickeln.
In diesem Tatort lernen die Häftlinge ihre Bekanntschaften über ein ominöses Brieffreundschaftsportal kennen. Eigentlich keine uninteressante Ausgangssituation, böte sich doch zum Beispiel die Möglichkeit, eine solche Rotkäppchen-Beziehung mal psychologisch auszuleuchten.
Doch der Film bleibt stets an der Oberfläche. Vieles wird behauptet, nicht gezeigt, und das, was gezeigt wird, wirkt seltsam konstruiert und aufgesagt.
Schenk und Ballauf sind mittlerweile selbst angesteckt von der Bräsigkeit ihres Assistenten, aber bevor der Fall noch ganz schlimm endet, sind sie natürlich rechtzeitig an Ort und Stelle. Dass alles recht uninspiriert wirkt, ist vor allem deshalb schade, weil das Autoren-Duo Arne Nolting und Jan Martin Scharf (der führt auch Regie) schon für viel Besseres verantwortlich zeichnete, etwa die preisgekrönten Serien "Club der roten Bänder" und "Weinberg".
Immerhin Schauspieler Sahin Eryilmaz, der den Mann der Ermordeten spielt, wütend und getrieben, ist eine Wucht. Ansonsten bleibt am Ende das Gefühl, das alles schon ein paar Mal gesehen zu haben.