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Es winkt das Ende der Welt

Es ist ein virtuelles Gesetz: Wenn die deutsche Tagesschau-Sprecherin Susanne Daubner die Topauswahl für das „Jugendwort des Jahres" vorliest, hören alle zu. Da herrscht im Internet ausnahmsweise einmal kollektive Einigkeit, alle wissen: Das wird außerordentlich lustig. Nur heuer, heuer konnte man da einen leisen Hauch von Traurigkeit registrieren. „Yolo" ist wieder da. „You only live once" - „Man lebt nur einmal." Das kennen wir: „Yolo" war schon 2012 der Ausdruck für absolute Risikobereitschaft und jugendlichen Leichtsinn. Hausaufgabe vergessen? Yolo. Sich besoffen in einem Taxi übergeben, weil man doch nicht wie groß angekündigt drei Zigaretten gleichzeitig rauchen kann? Yolo. Richtig „crazy" zu „Gangnam Style" tanzen, weil der große „Gossip-Girl-Reveal" (Spoiler: OMG, es war die ganze Zeit Dan?!) immer noch an einem nagt? Yolo.

Un„Yolo" spiegelt also fast symbolisch den Wandel des Zeitgeists. War es zuerst vielleicht etwas dumm, ein bisschen peinlich, aber vor allem witzig, ist es heute Ausdruck einer kollektiven Machlosigkeit, das Wort-gewordene Gefühl, nichts daran ändern zu können, mit Vollgas auf das Ende der Welt zuzurasen. Da bleibt einem wenig anderes über, als sich an der Ironie zu versuchen. Also „Yolo".


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