Eine Kulisse ganz in Schwarz. Schwarzer Wald, schwarze Leinwände, schwarze Gymnastikbälle, schwarz gekleidete Schauspielerinnen und Schauspieler. Sogar das Dosenbier ist mit schwarzem Klebeband abgeklebt. Die Ausgangslage bei der Uraufführung von "Morbus Hysteria. Wir haben alle recht" im Wiener Werk X ist also denkbar düster. Wahrscheinlich nicht ohne Grund, schließlich widmen sich Martin Gruber und das "aktionstheater ensemble" dem "Bubble-Denken." Und der Frage, ob wir uns in den Debatten der Gegenwart hin und wieder verlaufen, zu sehr mit uns selbst und der eigenen Klientel beschäftigt sind.
Aber zurück zum Anfang. "Morbus Hysteria" beginnt schnell und wird schneller. Dabei nimmt es keine Rücksicht, weder auf das Publikum, noch auf die Schauspielerinnen und Schauspieler. Niemand bekommt Zeit, um richtig nachzudenken; es ist laut, es wird gelacht und geschrien, gehüpft und getanzt. "Morbus Hysteria" spiegelt die Realität schonungslos wider, mit einer Genauigkeit, dass es zeitweise fast schon wehtut. "Er war zwar ein Rechtsextremer, aber er war auch ein Lieber", heißt es einmal. Und immer wieder hört man: "Du weißt ja, wie ich's meine." Die Darstellerinnen und Darsteller sind für diese wunderbare Kurzlebigkeit hauptverantwortlich. Sie meistern das rasante Tempo hervorragend, führen einen mit humorvoller Geschicklichkeit und intelligenten Texten durch ihre Debatten. Sie ziehen sich entschlossen in ihren eigenen Kosmos zurück; heute haben nur sie recht. Dabei geht es viel ums Ego, um Selbstdarstellung, oft ist Toleranz nur mehr performativer Akt. Zeitgeistiger geht nicht. Und am Ende? Über die Wut finden sie schlussendlich doch zusammen. Man selbst braucht dann aber erst einmal Zeit, um richtig nachzudenken.
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