Gold. Beim britischen Popstar Sam Smith ist am Donnerstag alles Gold. Das Eröffnungsoutfit: goldene Kapitänsmütze, goldene Hose, goldenes Korsett. Die Kulisse: ein riesiger nackter goldener Körper. Er rekelt sich über die ganze Bühne, auf der einen Seite liegt der Kopf, auf der anderen die Füße. Man erkennt nicht ganz, ob es einen Mann oder eine Frau darstellen soll; heute ist das aber sowieso egal. Jedenfalls sehen alle den großen goldenen Hintern, der sich dem Publikum entgegenstreckt und die bunten Farben der Beleuchtung in den Saal reflektiert. "Vienna, how are you doing?" Gekreische. "I love you too."
Schon von Beginn an ist allen klar, heute wird gefeiert. Das Leben, die Liebe, der Schmerz. Ganz besonders sich selbst. Dafür ist Sam Smith, mittlerweile 31 Jahre alt, bekannt. Schonungslose Selbstakzeptanz, verpackt in einer dramatischen, manchmal melancholischen, dabei allerdings immer lasziven Bühnenshow. Die Welt und all ihre Ungeheuerlichkeiten werden für drei Stunden vor den Türen der Stadthalle ausgesperrt. Stattdessen wird getanzt, geweint und gelacht, in einer Menge aus applaudierenden Menschen, die für eine kurze Zeit das Gefühl haben, endlich so sein zu dürfen, so sein zu müssen, wie sie wirklich sind.
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