Um uns herum ist unverschämt vieles unverschämt langweilig. Bruchschokolade und Jutebeutel mit aggressiv unoriginellen Textsprüchen zum Beispiel. Kryptowährungen oder fast alles, was Harald Schmidt sagt. Wenn uns nicht wenigstens die Musik manchmal durchrütteln würde, wären wir alle nur noch oversized Leinenblazer mit pastellfarbenen Fliesen im Bad. Das neue Album von Charlotte Brandi tut vielleicht auch deshalb so gut. An den Alptraum heißt es und ist eine Herausforderung.
"Du findest mich eklig, bist mir nicht gerne nah/ Du musst meine Lieder ausmachen, wenn jemand sie anmacht", singt Brandi im Song Der Ekel und gibt sich schon damit als eigensinnig zu erkennen. Ihre Musik zwingt einen zum Zuhören, probiert sich aus, ist neugierig. Ihre Themen sind vielschichtig, vom Geld bis zum Tod verhandelt sie alles. Die Gestaltung der einzelnen Lieder variiert dabei stark, manchmal bäumen sie sich wild und rauschend vor einem auf, dann tragen sie einen sanft davon. In Der Ekel hört man einen Chor, es gibt Jodeleinlagen am Beginn von Geld und einen erstaunlich gut imitierten Wiener Dialekt in Wien. "Du bist ne komische, nicht ganz angenehme, politisch verklemmte Frau/ Du bist so unsicher, so unsicher wie all die anderen Deutschen auch." Was macht Falco in diesem Albtraum?
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