Weil ein bisschen Würze im Leben nie schaden kann, geben wir euch mit dieser Kolumne regelmäßig unseren Senf dazu: Wir erzählen euch, was uns beschäftigt, was uns nervt und was uns zum hysterischen Lachen bringt. Eure Käsekrainer könnt ihr zwar nicht darin eintunken, aber dafür ist unser Senf auch gratis. Dieses Mal: Ein Rückblick auf die guten alten Zeiten in der Garage - Trichtersaufen, Gigi und Wodkabull inklusive.
Plötzlich sind sie in aller Munde, ja halb Österreich spricht über sie: die Garagenparties. Was ursprünglich nur die Landeier unter uns kannten, die irgendwo zwischen Lagerhaus und Bundesstraße aufgewachsen sind, stellt nun eine Herausforderung in der Corona-Bekämpfung dar. Selbst die Justiz weiß nicht ganz, wie sie mit dieser eigentümliche Veranstaltungsart umgehen soll. Wahrscheinlich fragen sich mittlerweile also einige Stadtkinder, was ist eigentlich eine Garagenparty? Und ist das wirklich ein Ding in Österreich?
Eins ist klar: Aktuell sollte man unbedingt von Garagenparties absehen - außer man will sich allein oder mit dem eigenen Haushalt in der Garage ansaufen, dann feel free. Es wird leider noch dauern, bis wir uns wieder guten Gewissens auf einer Bierbank zusammenquetschen können. In der Zwischenzeit möchte ich erklären, was es mit Garagenparties auf sich hat. Denn ich bin Expertin auf dem Gebiet, verfüge mittlerweile über mehr als ein Jahrzehnt Garagenparty-Erfahrung, weiß was eine wirklich gute Garagenparty ausmacht, warum es deutlich besser ist, sich in der Garage anzusaufen als im Wohnzimmer, wie man richtig trichtert und warum diese Art zu feiern unsere Jugend so geprägt hat.
Ich möchte euch dazu mit in meine Jugend nehmen. 2004, irgendwo in einer Garage in Oberösterreich. Dragostea din tei eroberte gerade die Charts und wir den Alkohol (oder eher er uns). Ein langer Biertisch, ratsch, eingehackt und aufgestellt. Dazu zwei Bänke. Ratsch. Fertig. Eine große Musikbox, einige Flaschen Wodka, Whiskey, dazu Energydrinks und Cola, ein paar Becher und vor allem viele 16-Jährige mit viel zu viel Freizeit. Innerhalb von fünf Minuten war alles bereit, was wir für eine, wie wir es nannten, "legendäre" Nacht benötigten.
So saßen wir jedes Wochenende dicht auf den Bänken zusammengedrängt, zwischen den Winterreifen und Fahrrädern der Eltern. Ich verbrachte mehr Stunden in Garagen, Kellern, Einfahrten, Hütten, ja sogar unter Carports als in meinem Zimmer. Auf diese Art feierten wir Geburtstage, Feste und grundsätzlich jeden Freitag- und Samstagabend. Waren die Eltern uncool oder wir noch sehr arg minderjährig, trafen wir uns am Parkplatz vor dem Supermarkt, am Sportplatz oder am Kinderspielplatz. Doch dort war es meistens arschkalt und außerdem störte dauernd irgendjemand. So besiedelten wir bald die Garagen. Es war egal, ob es draußen regnete oder schneite. Und meistens auch, ob eben wirklich schon alle alt genug für Alkohol waren. Manchmal besuchten wir danach noch ein Zeltfest oder den "Club". Die besten Abende waren aber die, an denen wir in der Garage blieben.
Arg gemütlich ist eine Garage ja meistens nicht eingerichtet, aber dafür enthemmt sie die Menschen. Die Garage bringt den Fasching in den Alltag. Dort kann man alles sein, Hauptsache nicht man selbst. Weil in der Garage ist alles einfach ein bisschen mehr wurscht. Man könnte fast sagen, sie bringt den Ballermann ins Eigenheim. Nein, noch viel besser. Denn kaputt gehen kann nichts ( wenn man nicht gerade zufällig das Haus abfackelt). Und auch wenn jemand speibt, ist das nicht schlimm, die Einfahrt ist nicht weit und der Gartenschlauch auch nicht.
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