Frances, 30, Programm-Managerin, Wien
„Manche Tage verbringe ich nur vor Excel-Tabellen, manchmal sehe den ganzen Tag keine Sonne. Ich brauchte eine Auszeit und fand sie über meinen Freund. Er ist Lehrer und liebt die Berge. Früher hat er im Sommer als Kellner auf einer Alm gearbeitet, und so kam er irgendwann auch zum Schafehüten. Ich beschloss, ihn zu begleiten. Wir verbrachten einen Monat auf einer Alm im Schweizer Kanton Wallis, auf gut 2000 Meter Höhe. Außer uns lebten dort 300 Schafe und ein Hirtenhund namens Heu.
Die Tiere gehörten einem Schweizer Bauern, die Jobs hatte er über das Internet angeboten. Meinen Freund kannte er bereits, deshalb vertraute er uns, obwohl ich Almneuling war. Die Arbeit war recht gut bezahlt, weil es viel Förderung für das Halten von Schafen auf Almen gibt.
Wir verdienten jeder um die 2000 Euro pro Monat. Die Hütte war aus Stein, etwa vier mal vier Meter groß, das Dach aus Blech. Wir hatten Handynetz, nutzten das Telefon aber nur, um mit dem Bauern in Kontakt zu sein. Internetanschluss gab es nicht.
Das klingt erst mal idyllisch, aber mit Almromantik hatte unser Alltag wenig zu tun. Der Boden und das Wasser waren eiskalt, meine Füße waren ständig nass und meine Hände bluteten von der harten Arbeit. Wir hatten nur einen kleinen Handspiegel, aber irgendwann war uns unser Aussehen egal. Meistens übernahm ich die Frühschicht, das heißt, ich war von acht Uhr morgens bis frühen Nachmittag mit den Schafen unterwegs. Danach war mein Freund dran, er hütete die Tiere dann bis zum Abend. Wir hatten leider einen schlechten Sommer erwischt, es regnete fast die ganze Zeit. Darum waren die Tiere oft unruhig, sodass ich stundenlang mit ihnen durch den Nebel laufen musste. Hirten ist anstrengend!
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