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Dem Schicksal der anderen entkommt man nicht: Stuttgarter Marienplatz im Mai Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt
Die Kastanienbäume blühen, im Hundeladen gibt's heut Hühnerherzen, und die jungen Menschen nehmen Substanzen. Ein Mainachmittag am Stuttgarter Marienplatz.
Aufrecht sitzt ein alter Mann in Unterhemd und Jogginghose auf der Mauer am Marienplatz vor dem Condesa, zieht eine Krücke hervor, schwingt sie in die Luft und kratzt sich mit dem noppigen Gummiende gemächlich am Rücken. Kurz bleibt der Stab oben. Vorbereitungsschlag des Dirigenten. Los geht es. Stadtlärm, B 14 links hinten, die Autos rauschen zwischen den Häusern hervor und gleich wieder rein in den Tunnel. Lastenräder rollen auf den Platz, Kinderköpfe wippen im Frühlingstakt. Eltern fahren Fahrrad. Kerzengerade haben sie sich die Blicke ins Gesicht gestellt: Weg frei machen, Windelkauf, Butterbrote und dann noch das Geschenk für Tante Margarethe.
Hinten spielen Männer Basketball, halb nackt, weil es endlich wärmer ist als 20 Grad. Eine Frau springt bauchfrei zum Korb. Und die Zacke, Nummer 10, Degerloch, gleitet von oben ins Bild. Ein fahrendes, breitmäuliges Tier mit weit auseinanderstehenden Augen. Zur Seite öffnet es Türen, gibt Menschen frei, führt neue zu. Raus, rein. Und Blaulicht. Immer Blaulicht. Sind denn alle krank? Vor dem Rewe steht breitbeinig ein Sicherheitsmuskelmann. Gegenüber ein schwarzer Anzug hinter dem Aufsteller: „Kostenloser Bibelkurs“. Ein Vater beugt sich zum Laufrad: „Sollen wir noch auf den Spieli gehen?“
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