Erst 2020 sind ehemalige KZ-Gefangene, die von den Nazis „Asoziale" und „Berufsverbrecher" genannt wurden, vom Bundestag offiziell als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt worden. Seither ist zu wenig geschehen, klagt ein Verband von Wissenschaftlern und fordert dringend mehr Forschung. Diese Schicksale seien bis heute in vielen Familien unbekannt - und das ist kein Zufall.
Ernst Nonnenmacher, 1908 in Stuttgart geboren, ist in der Jugend Schulschwänzer. Wie so mancher Teenager rebelliert er oft. Dann wird Nonnenmacher Wanderarbeiter, Tagelöhner, Kleinkrimineller. Ähnlich wie Erna Lieske, geboren 1900 in Pommern, im Alter von vier Jahren verwaist, später auf Wanderschaft. Sie schlägt sich bis Berlin durch, klaut immer wieder kleinere Haushaltswaren, um sie gegen Essen zu tauschen oder zu verkaufen.
Die Schicksale von Erna und Ernst sind die Tausender damals. Anfang der 30er ist die wirtschaftliche Lage in Deutschland so schlimm wie nie. 5,5 Millionen Arbeitslose, Suppenküchen, Wohnungslosigkeit. Heute kennen viele diese Lebensbedingungen aus der gefeierten TV-Serie „Babylon Berlin“. Darin arbeitet die Hauptdarstellerin und Sympathieträgerin Charlotte um 1930 heimlich als Prostituierte, ihre kleine Schwester Toni lebt auf der Straße, klaut im Kaufhaus.
[...]
(Vollständiger Text für Abonnenten)
Zum Original